Synagogen in Hessen
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- Fürstentum Waldeck und Pyrmont 1866
Bergheim
- Gemeinde Edertal, Landkreis Waldeck-Frankenberg — Von Johannes Grötecke
- Basisdaten ↑
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Juden belegt seit
1802
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Lage
34549 Edertal, Ortsteil Bergheim, Kirchstraße 4 | → Lage anzeigen
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Rabbinat
Kassel
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erhalten
ja
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Gedenktafel vorhanden
nein
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Weitere Informationen zum Standort
- Geschichte ↑
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Seit 1802 sind Juden in Bergheim nachweisbar.1 Die jüdische Gemeinde Bergheim entstand, gefördert durch die lokalen Behörden, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihr gehörten auch die Juden in den benachbarten Dörfern Affoldern, Kleinern, Mehlen und Wellen an.2 Insgesamt zählte die kleine Gemeinde nur etwa zehn bis zwölf Familien.3 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es deshalb Pläne, die Eigenständigkeit aufzugeben und in eine der jüdischen Nachbargemeinden in Sachsenhausen, Bad Wildungen oder Züschen aufzugehen.
Bis in die 1920er Jahre fanden regelmäßige Synagogengottesdienste statt. Schließlich, noch vor dem Jahr 1928, wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst.4 Ein Einwohnerbuch aus dem Jahr 1929 listet noch sieben jüdische Familien auf, die zu Gemeinde gehörten: Für Bergheim die Familien Joseph und Baruch, für Affoldern die Löwensterns, für Kleinern die Löwensterns und Schöns, für Mehlen die Freudenthals und für Wellen die Hirschs.5 Bei Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 lebte wohl nur noch eine jüdische Familie in Bergheim. 1936 wird der Kaufmann Julius Baruch aus Bergheim genannt, der die jüdischen Haushalte in Bad Wildungen mit Lebensmitteln und Haushaltungswaren versorgte.6 In der Zeit des Nationalsozialismus und der Schoah wurden 13 Juden, die in Affoldern geboren waren, fünf aus Bergheim sowie je einer aus Kleinern und Wellen ermordet.7
- Betsaal / Synagoge ↑
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In einem in den 1730er Jahren erbauten zweigeschossigen Fachwerkhaus in der Kirchstraße 4 wurde wohl spätestens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Betsaal eingerichtet. Das Gebäude stand in direkter Nachbarschaft zur Ortskirche und zum Pfarrhaus. Im Erdgeschoss des Hauses befand sich unter anderem ein Laden für Gemischtwaren, den der jüdische Hauseigentümer Joseph führte. Der Betsaal war im Obergeschoss eingerichtet. Eine genauere Beschreibung der Ausstattung dieses Raums ist nicht überliefert. Außerdem gab es dort eine Stube für den jüdischen Religionsunterricht, der wahrscheinlich von auswärtigen Lehrern erteilt wurde.
Außergewöhnlich war, dass Bretter und Dachziegel des Betsaals lose angebracht waren und abgenommen werden konnten. Dies erlaubte der Gemeinde, zu Sukkoth in dem Raum eine Laubhütte unter freiem Himmel einzurichten.8
Das Haus wurde 1925 verkauft. Mehrere bauliche Eingriffe, etwa verputzte und verkleidete Außenwände, veränderten die ursprüngliche Gestalt des Gebäudes.9 Heute wird es als Wohnhaus genutzt.
- Weitere Einrichtungen ↑
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Friedhof
Am Ortsrand von Bergheim, in der Straße Am Weinberg, liegt der jüdische Friedhof.
- Nachweise ↑
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Weblinks
- Bergheim – Alemannia Judaica
- Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, bearb. und hrsg. vom Bundesarchiv Koblenz, 2. erw. Aufl., 4 Bände. Koblenz 2006
- Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Bergheim
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Quellen
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 365 Nr. 43: Geburtsregister der Juden von Affoldern (Edertal), 1847, 1859-1875
- HHStAW Best. 365 Nr. 44: Geburtsregister der Juden von Affoldern (Edertal), 1847, 1859-1867
- HHStAW Best. 365 Nr. 45: Trauregister der Juden von Affoldern (Edertal), 1859-1875
- HHStAW Best. 365 Nr. 46: Sterberegister der Juden von Affoldern (Edertal), 1859-1875
- HHStAW Best. 365 Nr. 59: Geburtsregister der Juden von Bergheim (Kreis Waldeck), 1860-1866
- HHStAW Best. 365 Nr. 60: Sterberegister der Juden von Bergheim (Kreis Waldeck), ca. 1860-1864
- HHStAW Best. 365 Nr. 525: Sterberegister der Juden von Kleinern (Edertal), 1859-1875
- HHStAW Best. 365 Nr. 526: Trauregister der Juden von Kleinern (Edertal), 1859-1875
- HHStAW Best. 365 Nr. 527: Geburtsregister der Juden von Kleinern (Edertal), 1859-1875
- HHStAW Best. 365 Nr. 805: Geburtsregister der Juden von Wellen (Edertal), 1859-1875
- HHStAW Best. 365 Nr. 806: Trauregister der Juden von Wellen (Edertal), 1860-1866
- HHStAW Best. 365 Nr. 807: Sterberegister der Juden von Wellen (Edertal), 1859-1875
- Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM):
- HStAM Best. 180 Bad Wildungen Nr. 747: Angelegenheiten der israelitischen Gemeinden, Band 1, 1857-1931
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Literatur
- Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? Königstein im Taunus 2007, S. 180-182
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971, hier Band 1, S. 66-67
- Einwohnerbuch für Waldeck und Amtsgerichtsbezirk Vöhl, Corbach 1929
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland, hgg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden, Bände 1928/29 (Teil 2) und 1932-33 (Teil 2)
- Eva Grulms/Bernd Kleibl: Jüdische Friedhöfe in Nordhessen, Kassel 1984
- Leistungskurs Gemeinschaftskunde des Gustav-Stresemann-Gymnasiums Bad Wildungen: Ein Heilbad schreit: ‚Heil!‘. Die Anfänge des Nationalsozialismus in Bad Wildungen, Bad Wildungen 1980
- Studienkreis Deutscher Widerstand (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Bd. Hessen II, Frankfurt am Main 1996
- Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.): Waldeckische Ortssippenbücher Bd. 82 (Bergheim), Bad Arolsen 2008
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Abbildungen
- Bergheim: Wohnhaus Kirchstraße 4 (1989) (299-FM-40)
- Bergheim: Wohnhaus Kirchstraße 4 (2020) (299-FM-60)
- Indizes ↑
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Personen
Joseph, Familie · Baruch, Familie · Baruch, Julius · Löwenstern, Familie · Schön, Familie · Freudenthan, Familie · Hirsch, Familie
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Orte
Affoldern · Bad Wildungen · Kleinern · Mehlen · Sachsenhausen · Wellen · Züschen
- Fußnoten ↑
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- Waldeckische Ortssippenbücher 82, S. 17, 140, 151 ↑
- Heimatgeschichtlicher Wegweiser, S. 213 ↑
- https://www.juedische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/a-b/2407-bergheim-hessen ↑
- Altaras, Synagogen, S. 180; Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland, hgg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden, Bände 1928/29 (Teil 2) und 1932-33 (Teil 2). ↑
- Einwohnerbuch für Waldeck und Amtsgerichtsbezirk Vöhl, Corbach 1929, S. 151, 143, 164, 167, 182. Vgl. http://cahjp.nli.org.il/content/bergheim und Ein Heilbad schreit: ‚Heil!‘, S. 29 f. ↑
- StadtA Bad Wildungen, B 11584 ↑
- https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ ↑
- Ortsartikel Bergheim auf Alemannia Judaica (s. Weblink) ↑
- Altaras, Synagogen, S. 180 f. ↑
- Empfohlene Zitierweise ↑
- „Bergheim (Landkreis Waldeck-Frankenberg)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/syn/id/299> (Stand: 10.6.2022)