Synagogen in Hessen
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 108. Langenselbold
Langenselbold
- Gemeinde Langenselbold, Main-Kinzig-Kreis — Von Wolfgang Fritzsche
- Basisdaten ↑
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Juden belegt seit
1682
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Lage
63505 Langenselbold, Steinweg 43 | → Lage anzeigen
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erhalten
ja
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Gedenktafel vorhanden
nein
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Weitere Informationen zum Standort
- Geschichte ↑
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Die älteste schriftliche Erwähnung Langenselbolds stammt aus dem Jahr 1108, als Graf Dietmar von Selbold-Gelnhausen das Kloster Selbold gründete. Seit dem 13. Jahrhundert gehörten Ort und Kloster zum kurmainzischen Gericht Langenselbold, das 1426 zu einem Drittel an die Grafen von Hanau verpfändet wurde. 1426 übernahmen die Grafen von Isenburg diese Pfandschaft. Sie errichteten 1727 auf dem Areal des Klosters das Schloss Langenselbold. Nach kurzer Zugehörigkeit zum Generalgouvernement Frankfurt gelangte die Grafschaft 1815 an Österreich und 1816 an das Großherzogtum Hessen, das es nur wenige Monate später mit dem Kurfürstentum Hessen teilte. So gelangte Langenselbold 1821 zum Kreis Gelnhausen in der Provinz Hanau. Seit 1866 preußisch, wurde es 1944 dem Regierungsbezirk Wiesbaden zugeordnet. Heute liegt die Stadt im Main-Kinzig-Kreis.
Über die Geschichte der jüdischen Gemeinde ist wenig bekannt. In der Literatur werden für das Jahr 1682 zwei Schutzjuden erwähnt.1 Um 1715 gab es bereits eine Gemeinde mit einer eigenen Synagoge. Akten von 1848, die den Friedhof betreffen, deuten darauf hin, dass es bereits 200 Jahre zuvor einen jüdischen Friedhof gab.2 Geht man davon aus, dass ein Friedhof zu den notwendigen Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde gehörte, so könnte dies darauf hinweisen, dass sich die Gemeinde bereits im 17. Jahrhundert gegründet hatte.
Auch für das 18. Jahrhundert liegen keine Hinweise auf Aktivitäten der Gemeinde vor, sieht man einmal davon ab, dass es um 1715 eine Synagoge in der Schäfergasse 7 gegeben hat.3 Erst für das 19. Jahrhundert verdichten sich die Nachrichten. So liegt für das Jahr 1824 eine vollständige Liste der jüdischen Familien vor. In der Stadt lebte Aron Katz mit acht Personen. Er war 1797 in den Schutz aufgenommen worden. Hirsch Katz unterhielt eine Familie mit acht Personen und einer Nichte. Er genoss seit 1791 Schutz. Im Haus von Isaac Baer lebten zehn Personen einschließlich seiner Eltern. Auch Löb Moses hatte eine Familie mit zehn Personen. Sein Schutzbrief stammt aus dem Jahr 1799. Simon Salomon versorgte seine Frau und seine drei Kinder sowie seinen Vater Salomon Jonas sowie sechs Personen aus der Familie Gabriel, die als Verwandte bezeichnet wurden. 1807 wurde Bär Salomon in den Schutz aufgenommen. Seine Familie zählte acht Personen. Auch im Haushalt von Simon Glauberg lebten acht Personen, er war 1803 in den Schutz aufgenommen worden. Jonas Salomon versorgte zehn Personen, Jonas Gabriel acht und eine Magd, Sara Feisel sieben, Nathan Juda fünf und eine Magd, Lazarus Jacob war ledig. Auch Feisel Juda hatte sieben Personen zu versorgen. Ebenso viele Personen gehörten in den Haushalt von Jakob Löser. Sein Schutzbrief datierte auf das Jahr 1810. Der 1809 in den Schutz aufgenommene Löb Israel versorgte vier Personen. Die Familie von Wolf Jacob umfasste drei Personen, er war 1796 in den Schutz aufgenommen worden. Nathan Jacob und Joseph Bär hatten jeweils sieben Personen zu versorgen. Nathan Jakob hatte 1810, Joseph Bär 1811 seinen Schutzbrief erhalten. 1820 kam Moses Abraham mit vier Personen hinzu. Abraham Jockel versorgte fünf Personen und seine beiden Schwägerinnen, Abraham Moses acht. Die Familie von Josef Moses bestand aus zwei Personen. Sein Schutzbrief war 1793 ausgestellt worden.4 Daraus lassen sich für dieses Jahr 244 Personen einschließlich Verwandten und Personal errechnen, die in Langenselbold lebten.
Zu dieser Zeit zählten auch die Hüttengesäß wohnenden Juden zur Synagogengemeinde. 1832 stellten sie den Antrag, sich aus den Synagogenverband zu lösen und eine eigene Gemeinde zu gründen. Zu diesem Zweck hatten sie bereits vorher eine eigene „Schul“5 gegründet. Dem wurde aber am 23. Februar 1832 widersprochen. Bereits seit etwa 1815 wurde in einem Privathaus Gottesdienst gehalten. Vordergründiges Argument für die Abtrennung war, dass auch der Verbandsrabbiner Sondheimer den langen Weg nach Langenselbold vor allem an den Festtagen für nicht zumutbar hielt. Nachdem dieses Gesuch auch 1837 abgeschlagen worden war, wurde schließlich am 12. April 1839 die Bildung einer eigenen Gemeinde vorläufig gestattet und David Blumenthal zum Ältesten bestellt. In diesem Jahr lebten in Hüttengesäß neun jüdische Familien.
1843 kam es auch innerhalb der Synagogengemeinde Langenselbold zu Unstimmigkeiten, weil etwa die Hälfte der rund 30 Familien mehr als eine Viertelstunde von der Synagoge entfernt wohnte und den Wunsch geäußert hatte, Privatgottesdienst halten zu dürfen. Dies wurde aber abgelehnt.6
Im Laufe des 19. Jahrhunderts lag die Zahl jüdischer Einwohner mehr oder weniger konstant um 200, um zwischen 1861 und 1925 mit 423 ihren Höhepunkt zu erreichen. Damit war die Gemeinde Langenselbold nach Hanau und Gelnhausen die größte jüdische Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis.7
In der Zeit der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert engagierten sich viele Personen in den örtlichen Vereinen. So hatten unter anderem der Gesangsverein, die Feuerwehr und die Theatergruppe „Spielvereinigung 1910 Langenselbold“ jüdische Mitglieder.
Zu Beginn der 1930er Jahre lag die Zahl der jüdischen Einwohner bei rund 200.
Im Zuge der Novemberpogrome wurden die männlichen Juden am 11. November verhaftet und über Hanau in das KZ Buchenwald deportiert. Daraufhin kam es im Ort zu Ausschreitungen auch gegen Privathäuser.
In den folgenden Jahren verließen viele jüdische Einwohner Langenselbolds den Ort. Am 5. September 1942 wurden die verbliebenen 46 Juden deportiert. Fast niemand von ihnen überlebte den Holocaust.8 Einzig die jüdische Ehefrau eines christlichen Metzgers überlebte trotz Haft im Konzentrationslager Theresienstadt und blieb bis zu ihrem Tod 1986 in Langenselbold.9
- Betsaal / Synagoge ↑
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Thea Altaras beschreibt eine Synagoge, die von 1582 bis 1715 in einem Nebengebäude des Hauses Krieg auf fürstlich-isenburgschem Gelände gelegen haben soll.10 Das Gebäude soll später als Wagnerei gedient haben und 1932 abgerissen worden sein.
Um 1715 bestand eine Synagoge in der heutigen Schäfergasse 7, der früheren Judengasse. Diese Straße hatte 1919 ihren heutigen Namen erhalten. Das Gebäude war ein Doppelhaus, dessen einer Teil privat bewohnt war und der andere als Synagoge mit Mikwe diente.
Bis Anfang der 1840er Jahre muss die Synagoge in schlechten Zustand geraten sein. Der Landbaumeister bezeichnete sie im September 1843 als „gebrechlich und ungenügend”11. Er empfahl, dieses Gebäude nicht mehr zu renovieren, sondern auf dem freien direkt daneben gelegenen Bauplatz, der ebenfalls der Gemeinde gehörte, einen Neubau zu errichten. Bereits wenige Wochen zuvor hatte der Langenselbolder Gemeindeälteste einen Plan und einen Kostenvoranschlag für einen solchen Neubau vorgelegt und dabei ebenfalls diesen benachbarten Platz berücksichtigt. Gleichzeitig bat er darum, die projektierten 2.971 Gulden teilweise über eine Kollekte decken zu lassen. Die Baubehörde prüfte den Antrag sehr ausführlich und ließ ein weiteres Gutachten anfertigen. Dieses lag im April 1844 vor und kam zu dem Ergebnis, dass der Bau zwar notwendig, die Ausführung aber, weil „der dazu in Aussicht genommene, neben der alten Synagoge belegene Platz, zu beschränkt”12 sei, kaum realisierbar wäre. Die Gemeinde hatte tatsächlich zwischenzeitlich einen besseren, mitten im Ort gelegenen Platz gefunden. Dies hatte jedoch zur Folge, dass die Pläne und die Kostenübersicht aktualisiert werden mussten. Die Synagoge sollte auch das Schullokal und statt der Mikwe die Lehrerwohnung enthalten. Bis März 1845 lagen die neuen Risse und Kostenvoranschläge vor. Auf Befragen teilte das Kreisamt mit, das bisherige Frauenbad, „vor wenigen Jahren erst neu erbaut”13, bestünde bereits und könne weiter genutzt werden. Die Gesamtkosten für den Neubau beliefen sich auf rund 4.300 Gulden. Daraufhin wurde die Baugenehmigung erteilt, allerdings unter der Maßgabe, dass die Gemeinde die Kosten allein aufbringen konnte. 1847 kam es zu kostensenkenden Planänderungen, unter anderem, weil auf die Einrichtung eines Schullokales verzichtet wurde. Aber auch dieser Plan wurde nicht realisiert. Aufgrund der hohen Kosten bat die Gemeinde 1847 darum, den Baubeginn verschieben zu dürfen.
Tatsächlich hatte sie bis Februar 1849 „ein Gebäude zu einer neuen Synagoge angekauft”.14 Das Anwesen bestand aus einem geräumigen zweistöckigen Wohnhaus, einem Nebenbau nebst Scheune, Viehstall und Gartenland. Es hatte 3.745 Gulden gekostet. Im unteren Stock sollte die Synagoge und im oberen der Schulsaal und die Lehrerwohnung eingerichtet werden. Die Scheune, ein Teil des Gartenlands sowie der alte Synagogenbau sollten für 1.500 Gulden verkauft, der Nebenbau, zwei Keller und das übrige Gartenland vermietet werden. Für den Umbau wurden 1.590 Gulden projektiert. Diesem Vorhaben wurde am 25. Juli 1849 zugestimmt.
Da spätere Akten übereinstimmend von der Synagoge als einem Gebäude der Zeit um 1870 sprechen, könnte zu dieser Zeit ein größerer Umbau oder sogar Neubau erfolgt sein.15
Nach Altaras16 handelte es sich um einen zweigeschossigen Fachwerkbau mit vorkragendem Obergeschoss unter steilem Satteldach, der später teilweise verschindelt, teilweise verputzt wurde. Die Frauensitze lagen entlang der Längsseiten des Betsaales um einige Stufen erhöht. Vermutlich 1907 erfolgte eine eingeschossige Erweiterung in Massivbauweise nach Nordosten. Sie vergrößerte die Grundfläche des Betsaals von zunächst 86 auf 143 Quadratmeter. Die runden Eisensäulen ruhten auf Postamenten und besaßen geschwungene Kapitelle. Ein Zugang erfolgte über den Hof, ein weiterer bestand zentral in der südwestlichen Giebelwand. Er führte zu einem Vorraum, der links und rechts von einem Zimmer flankiert war. Über eine Treppe erreichte man das Obergeschoss mit Lehrerwohnung und Schulzimmer. Die Auswölbung des Thoraschreins befand sich dezentral an der nordwestlichen Giebelwand. Sie war trapezförmig und wies Blendarkaden auf, links und rechts lag je ein Segmentbogenfenster. Die Gebäudekanten wurden durch Lisenen betont, die in kleinen Turmaufsätzen endeten.
In den 1930er Jahren bestand das Anwesen aus Synagoge, Schule und Mikwe sowie einem Nebengebäude mit Waschküche, Stall und Wohnung. Die älteren Gebäudeteile waren überwiegend aus Fachwerk errichtet, kleinere Anbauten aus Ziegelmauerwerk. Das Haupthaus war teilweise unterkellert.
Am 9. November 1938 versammelte sich gegen 19:00 Uhr eine große Menschenmenge vor der Synagoge. Eine größere Anzahl an Menschen drang durch einen Seiteneingang einen, zerschlug die Einrichtungsgegenstände und die Fenster und verwüstete den Betraum. Anschließend wurden Gebetbücher, Kissen und die beweglichen Kultgegenstände in dem Garten neben der Synagoge verbrannt.
Das Frauenbad wurde ebenfalls verwüstet, die Badewanne zerstört und Fenster und Türen herausgerissen. 1939 mussten die verbliebenen Gemeindemitglieder die letzten zehn Kultgegenstände aus Gold und Silber mit einem Gesamtgewicht von 3.270 Gramm gegen eine Entschädigung in Höhe von 64,40 RM an die Landesrenterei in Hanau abliefern. Von dem viel zu geringen Preis wurde noch eine Bearbeitungsgebühr abgezogen.17
Der Betraum verfügte über 70 Plätze für Männer und 40 für Frauen, eine Garderobenvorrichtung für 110 Einheiten, einen Thoraschrein mit Altaraufbau, einen Almemor mit Vorlesepult und Wickelbank, ein Vorbeterpult, eine marmorne Gedenktafel, zwei Kronleuchter, zehn Seitenleuchter, zwei Leuchter am Thoraschrein, zwei Teppiche, 30 Meter Läufer und einen Schrank für die Kultgeräte. Im Schulzimmer befanden sich Schulbänke, Schrank, Tisch, Lehrerpult mit Stuhl, Wandtafel, Anschauungs- und Lehrmaterial, Beleuchtungskörper und ein Ofen.
Zu den Kultgeräten gehörten 13 Thorarollen, vier silberne Thorakronen, vier silberne Thoraschilder, drei silberne Lesefinger, 25 goldbestickte Thoramäntel, 120 handbemalte Wimpel, vier goldbestickte Thoraschreinvorhänge, drei goldbestickte Decken für das Vorbeterpult, drei goldbestickte Decken für das Vorlesepult, eine Ewige Lampe, ein siebenarmiger Leuchter, ein Channukahleuchter, ein Jahrzeitleuchter, zwei silberne Weinbecher, eine silberne Hawdallahgarnitur, ein Trauhimmel aus goldbesticktem Brokat, ein pergamentbeschriebenes Megillah mit Mantel, zwei Schofarhörner, sechs Gebetmäntel, zwei Paar Gebetriemen, 20 Gebetbücher, 20 Sätze Festgebetbücher, 20 Bände Pentateuch, ein Satz Aufrufplatten, ein silbernes Priesterwaschbecken mit Kanne und eine Ethrogbüchse. Der Gesamtwert wurde im Entschädigungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg auf 100.150 DM bestimmt.
Die politische Gemeinde erwarb die Grundstücke am 19. Juli 1940 für den damaligen Schätzpreis in Höhe von 10.000 RM und baute die Gebäude 1941 zu einem Kinder- und Mütterheim um. Im September 1951 musste sie im Zuge des Restitutionsverfahren 15.000 DM erstatten.18 Nach Kriegsende ging das Haus in Privatbesitz über. Spätere Umbauten überformten den Bau vollständig.
- Weitere Einrichtungen ↑
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Mikwe
Zu Beginn der 1830er Jahre, nachdem Gesetze zur Verbesserung der Hygiene erlassen worden waren, kam es 1831 auch in Langenselbold zu einer Untersuchung der vorhandenen Mikwen. Eine Gemeindemikwe gab es nicht, dafür existierte eine Mikwe im Keller des Hauses von Jakob Lazarus und eine zweite in einer Kammer des Hauses von Josef und Isaak Bär. Beide sollten aufgrund ihres sehr mangelhaften Zustandes geschlossen und die Zugänge versiegelt werden. Daraufhin bot der Gemeindeälteste eine Verbesserung an. Dies muss auch geschehen sein, denn am 21. November des gleichen Jahres schrieb der mit der Untersuchung betraute Medizinalrat Scherer, die Gemeinde habe „der höchsten Verordnung mit Errichtung eines zweckmäßigen Reinigungsgutes vollkommen entsprochen und kann solches als Muster für die anderen Dorfschulen hingestellt werden.”19 Gleichwohl, so Scherer weiter, bedienten sich die Frauen der alten, gesundheitsschädlichen Bäder. Daher empfahl er, „daß jene unbrauchbaren Wasserlöcher gänzlich demoliert würden.” Leider endet die Akte ohne abschließenden Bericht. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass sich die neu erbaute Mikwe in der Schäfergasse befand. Sie wurde später abgebrochen. Um 1930 erfolgte ein Neubau der Mikwe auf dem Anwesen Steinweg. 43.
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Schule
IIn der 1715 erbauten Synagoge Schäfergasse 7 befand sich auch eine Schule. Diese Einrichtung sollte – abgesehen von einer vorübergehenden Schließung zwischen 1924 und 1926 - bis 1934 bestehen bleiben.20 Der Schulraum selbst wurde 1848 in die Synagoge am Steinweg verlegt. Eine Beschreibung liegt aus dem Jahr 1854 vor. Dort heißt es, das „Schullokal befindet sich in einem größeren Gebäude, welches zugleich die Synagoge und die Wohnung des Lehrers umfasst. Es besteht in einer Stube, welche zwar hell und gesund, doch kaum geräumig genug ist für die Schülerzahl. Die Lehrapparate und Schulmöbel sind, außer einem Schulschranke, vollständig. Ein Schulschrank, sowie manche andere zweckmäßige Einrichtung, läßt sich wegen des engen Raums nicht einrichten. Die Gemeinde bringt bedeutende Opfer für Kultus und Schule, daß ihr ein Neubau oder eine Vergrößerung kaum anzumuthen ist. Wahrscheinlich läßt sich in dem Hause selbst eine größere Stube, welche jetzt vermiethet ist, für die Schule einrichten …”21 Ob es dazu kam, ist unklar. In Juni 1859 wurde das Schulgebäude verschindelt.
Mit dem gesamten Komplex ging sie 1940 in den Besitz der politischen Gemeinde über.
Daneben bestand in der Seegasse 2 bis in die 1920er Jahre eine Privatschule, in der Kinder wohlhabender Eltern unterrichtet wurden. Hier arbeitete auch ein jüdischer Lehrer.22
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Friedhof
Der erste Nachweis eines Friedhofs in Langenselbold stammt aus dem Jahr 1829, als er erweitert wurde. 1848 hieß es, der Friedhof bestünde seit mehr als 200 Jahren.23 In diesem Jahr wurde das Gesetz zur Religionsfreiheit erlassen, demzufolge die bürgerliche Gemeinde einen Friedhof für alle Religionsgemeinschaften im Ort anlegen sollte. Der Provinzialrabbiner in Hanau wollte es allerdings der jüdischen Gemeinde Langenselbold freistellen, ihren eigenen Friedhof weiter zu nutzen. Dafür entschied sie sich schließlich auch und erwarb1860 weitere Grundstücke für eine abermalige Erweiterung und fasste den Friedhof 1861 mit einer Mauer ein.24 Diese Jahreszahl steht noch heute im Schlussstein des Torbogens über dem Eingang. Anders als die meisten anderen jüdischen Friedhöfe wurde dieser in der NS-Zeit nicht geschlossen, sondern diente den Verbliebenen aus dem damaligen Kreis Hanau als Bestattungsort. Er wurde mehrfach geschändet.
- Nachweise ↑
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Weblinks
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Quellen
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 365, Nr. 504: Geburtsregister der Juden von Langenselbold, 1776-1843
- HHStAW Best. 365, Nr. 505: Geburtsregister der Juden von Langenselbold, 1847-1863
- HHStAW Best. 365, Nr. 506: Geburtsregister der Juden von Langenselbold, 1863-1874
- HHStAW Best. 365, Nr. 507: Geburtsregister der Juden von Langenselbold, 1827-1847
- HHStAW Best. 365, Nr. 508: Trauregister der Juden von Langenselbold, 1826-1860
- HHStAW Best. 365, Nr. 509: Trauregister der Juden von Langenselbold, 1860-1873
- HHStAW Best. 365, Nr. 510: Sterberegister der Juden von Langenselbold, 1826-1856
- HHStAW Best. 365, Nr. 511: Sterberegister der Juden von Langenselbold, 1854-1877
- HHStAW Best. 503, Nr. 7362: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Wiesbaden. Band 7: Synagogen und andere jüdische Einrichtungen im Kreis Hanau, (1932-1933) 1960-1962
- HHStAW Best. 518, Nr. 1225: Entschädigungsakte Jüdische Gemeinde Langenselbold, 1954-1962
- HHStAW Best. 531, Nr. 324: Wiederherstellung und Pflege der jüdischen Friedhöfe im Regierungsbezirk Wiesbaden: Kreis Gelnhausen, Kreis Hanau und Kreis Schlüchtern, 1955-1958
- HHStAW Best. 654, Nr. 327: Angelegenheiten der Gemeinden: Langenselbold, 1945-1961
- Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM):
- HStAM Best. 82, Nr. c 1004: Neubau einer Synagoge zu Langenselbold, 1843-1847
- HStAM Best. 82, Nr. c 1022: Gesuch des Vorstehers der Judengemeinde Simon Glauberg zu Langenselbold in Betreff der Erweiterung des dasigen Judentotenhofs, 1829-1861
- HStAM Best. 86, Nr. 9988: Gesuch von Mitgliedern der Synagogengemeinde Langenselbold um die Erlaubnis zur Abhaltung eines Privatgottesdienstes, 1843
- HStAM Best. 108 d Birstein, Nr. 94 Bitte an den Amtsrat zu Langenselbold um die Übersendung amtliche Verfügungen zur Einrichtung der Judenschaft an das Amt Birstein, 1777
- HStAM Best. 180 Gelnhausen, in 3557: Statistische Tabellen der Juden in den Ämtern Meerholz und Langenselbold, 1822-1824
- HStAM Best. 180 Hanau, Nr. 754: Frauenbäder der Israeliten zu Langenselbold, 1831
- HStAM Best. 180 Hanau, Nr. 2746: Enteignung der Grundstücke zum Bau des neuen israelitischen Totenhofs zu Langenselbold, 1860-1861
- HStAM Best. 180 Hanau, Nr. 4774: Beabsichtigte Trennung der Israeliten zu Hüttengesäß von der Judengemeinde Langenselbold, 1832-1852
- HStAM Best. 180 Hanau, Nr. 4787: Neubau einer Synagoge und eines israelitischen Schulhauses zu Langenselbold, 1843-1855
- HStAM Best. 180 Hanau, Nr. 4790: Beerdigung der Israeliten zu Hüttengesäß auf dem Totenhof zu Langenselbold und Entrichtung eines Begräbnisgeldes end., 1839-1842
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Literatur
- Alicke, Klaus-Dieter: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Gütersloh 2008
- Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? Königstein im Taunus 2007
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 1, S. 473-476
- Baselmann, Petra: Das Schicksal der Juden in Langenselbold. Spurensuche. 2012
- Ermer, Helmut (Hrsg.:): 875 Jahre Langenselbold. Langenselbold 1983
- Geschichtlicher Rundgang durch Langenselbold 1920-1945. Hrsg. vom Magistrat der Stadt Langenselbold. Langenselbold 1990
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Abbildung vorhanden
✓ (in Bearbeitung)
- Indizes ↑
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Personen
Selbold-Gelnhausen, Graf Dietmar von · Hanau, Grafen von · Isenburg, Grafen von · Aron Katz · Hirsch Katz · Isaac Baer · Löb Moses · Simon Salomon · Salomon Jonas · Gabriel, Familie · Bär Salomon · Simon Glauberg · Jonas Salomon · Jonas Gabriel · Sara Feisel · Nathan Juda · Lazarus Jacob · Feisel Juda · Jakob Löser · Löb Israel · Wolf Jacob · Nathan Jacob · Joseph Bär · Moses Abraham · Abraham Jockel · Abraham Moses · Josef Moses · Sondheimer, Verbandsrabbiner · Blumenthal, David · Jakob Lazarus · Josef Bär · Isaak Bär · Scherer, Medizinalrat
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Orte
Kloster Selbold · Schloss Langenselbold · Österreich · Hüttengesäß · Hanau · Gelnhausen
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Sachbegriffe Geschichte
Hessen, Großherzogtum · Hessen, Kurfürstentum · Spielvereinigung 1910 Langenselbold · Buchenwald, Konzentrationslager · Holocaust · Theresienstadt, Ghetto
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Sachbegriffe Ausstattung
Thoraschreine · Gebetbücher · Kissen · Garderoben · Altaraufbauten · Almemore · Vorlesepulte · Wickelbänke · Vorbeterpulte · Gedenktafeln · Kronleuchter · Seitenleuchter · Leuchter · Teppiche · Läufer · Schränke · Thorarollen · Thorakronen · Thoraschilde · Lesefinger · Thoramäntel · Wimpel · Thoravorhänge · Decken · Ewige Lampen · Chanukkaleuchter · Jahrzeitleuchter · Weinbecher · Hawdalah-Garnituren · Trauhimmel · Megillot · Schofarot · Gebetmäntel · Gebetriemen · Gebetbücher · Festgebetbücher · Pentateuch · Aufrufplatten · Priesterwaschbecken · Kannen · Etrogbüchsen
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Sachbegriffe Architektur
Fachwerkbauten · Satteldächer · Eisensäulen · Postamente · Kapitelle · Blendarkaden · Segmentbogenfenster · Lisenen · Turmaufsätze · Fachwerk · Ziegelstein
- Fußnoten ↑
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- Rundgang, 1990, S. 18 ↑
- HStAM 82, c 1022 ↑
- Rundgang, 1990, S. 18 ↑
- HStAM 180 Gelnhausen, 3557 ↑
- HStAM 180 Hanau, 4774 ↑
- HStAM 86, 9988 ↑
- Rundgang, 1990, S. 18 ↑
- Baselmann, 2012, S. 47 ↑
- Baselmann, 2012, S. 84 ↑
- Altaras, 2007, S. 336 ↑
- HStAM 180 Hanau, 4787 ↑
- HStAM 82, c 1004 ↑
- HStAM 82, c 1004 ↑
- HStAM 180 Hanau, 4787 ↑
- HHStAW 503, 7362 und 518, 1225 ↑
- Altaras, 2007, S. 335 f. ↑
- HHStAW 503, 7362 ↑
- HHStAW 518, 1225 ↑
- HStAM 180 Hanau, 754 ↑
- Ermer, 1983, S. 48 ↑
- HStAM 180 Hanau, 4787 ↑
- Ermer, 1983, S. 9 ↑
- HStAM 82, c 1022 ↑
- HStAM 180 Hanau, 2746 ↑
- Empfohlene Zitierweise ↑
- „Langenselbold (Main-Kinzig-Kreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/syn/id/399> (Stand: 3.2.2023)