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Grabdenkmäler

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Sophia Elisabetha von Wolfframsdorff geb. von Bernstein 1681, Usingen

Usingen · Gem. Usingen · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Usingen

Gebäude / Areal:

Usingen, Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Ist im Innenraum der Kirche an der Ostwand des Südschiffes aufgehängt.

Merkmale

Datierung:

1681

Typ:

Epitaph

Material:

schwarzer Marmor

Erhaltung:

erhalten

Größe:

85 x 148 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

1,7-2,7 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph der Sophia Elisabetha von Wolfframsdorff geb. von Bernstein. Aus drei, richtig zwei, Teilen in schwarzem Marmor bestehendes Denkmal. Die mittlere hochrechteckige Platte wird von einem schlichten Rand umlaufen. Im Zentrum ihres vertieften Feldes steht die leicht reliefierte Schrifttafel mit der in 20 gestaffelten Zeilen ausgeführten Grabinschrift (A). Darunter schließen zwei in fünf Zeilen geschriebene Bibelzitate (B), die Leichtexte, an. Über der Tafel befindet sich das mit den zugehörigen Namen beschriftete Allianzwappen mit gemeinsamer Decke; auf den beiden Längsseiten der Epitaphtafel sitzen jeweils vier Ahnenvollwappen mit ihren zugehörigen Beischriften (W) untereinander. Im Unterhang des Grabdenkmals dominiert das Relief eines vergoldeten Engelskopfes über ausgebreiteten Schwingen. Nicht zum Grabdenkmal gehört der heute als oberer Abschluss aufgesetzte halbkreisförmige Giebel. Er stammt von dem verlorenen Grabmal der Dorothea Margareta Reuter (Kat.-Nr. 371)1). Die Buchstaben sind ungefasst. Um das Denkmal ist heute eine fiktive architektonische Rahmung aus Voluten auf die Wand gemalt. Doppelpunkte werden bei den Zahlenangaben zur Trennung eingesetzt.


  1. Diese Vermutung ist durch die unterschiedliche Schrift beider Denkmäler und die Größe des Aufsatzes begründet, so auch Bohris, Aus der Geschichte 15.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Wolfframsdorff4) / Bernstein5)

Ma(u)chenheim(er) (von Zweibrücken)6)

Breitenbach7)

Heringen8)

Krostewitz9)

Trohe10)

Hirschfeld11)

Schleinitz statt Schlaun von Linden12)


  1. Die von Wolfframsdorff führten (in Silber) einen aufspringenden (schwarzen, auch roten) Wolf, ein (rotes) Hirschgeweih im Rachen, die Spitzen nach hinten, vgl. Siebmachers Wappenbuch I, Taf. 151; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. III, 11. Abt., Teil 2 (Russische Ostseeprovinzen) 259 m. Taf. 167, auch Drös, Heidelberger Wappenbuch 119, Nr. 210 – dort wie hier die Blutstropfen abgebildet.
  2. Die von Bernstein führten (in Silber) einen (schwarzen) links gewendeten steigenden Bär, vgl. Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 6. Abt. (Preußen, Prov. Sachsen, Ausgestorbene) 15 m. Taf. 9; Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 155.
  3. (In Blau) drei (silberne) Hufeisen (2:1), vgl. v. Neuenstein, Wappen, Taf. 44; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 1. Abt., 1. Teil (Bayern, Abgestorbene) 161 m. Taf. 166; dort und anderweitig Machenheimer.
  4. (In Silber) ein (schwarzer) Flügel, belegt mit einer (goldenen) Wolfsangel bzw. Doppelhaken, vgl. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 159; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 11. Abt. (Anhalt, Abgestorbene) 11 m. Taf. 5; mit Helmzier Büffelhörner bei Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 6. Abt. (Preußen, Prov. Sachsen, Ausgestorbene) 26 m. Taf. 34.
  5. (In Silber) ein (schwarz-rot geteilter) steigender Löwe, vgl. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 184; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. II, 3. Abt. (Sachsen) 32 m. Taf. 34.
  6. (In Silber) schräglinker, in zwei Reihen (von Rot und Blau) geweckter (auch geschachter) Balken, hier in Courtoisie gewendet, vgl. Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 6. Abt. (Preußen, Provinz Sachsen, Abgestorbene) 94 m. Taf. 60.
  7. Ein dreiblättriges Kleeblatt, vgl. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch 49 m. Taf. 62, I 5.
  8. (Von Rot und Gold) gespalten, hinten ein aufwärtslaufender Hirsch, richtig ein (rotes) Windspiel, vgl. Siebmachers Wappenbuch I, Taf. 160; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. II, 3. Abt. (Sachsen) 33 m. Taf. 36.
  9. Drei gestielte Lindenblätter, vgl. Siebmachers Wappenbuch I, Taf. 141, hier aber keine Lindenblätter, sondern Rosen wie Schleinitz, vgl. Siebmachers Wappenbuch I, Taf. 154, auch die Büffelhörner statt offenem Flug passen zu Schleinitz, dem aber hier die Spaltung fehlt, so in Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 12. Abt. (Sächs. Herzogtümer, Ausgestorbene) 71 m. Taf. 55. Schlaun im Stammbaum Mauchenheimer, vgl. Anm. 14, genannt.

Dargestellte Personen:

Die Verstorbene gehörte zu der auf dem gleichnamigen Schloss im Erzgebirge ansässigen meißnischen Adelsfamilie, deren Wurzeln angeblich in der Schweiz lagen.13) Sie war die Tochter Christophs von Bernstein und der Christina Mauchenheimer von Zweibrücken.14) Ihr Gatte Hans Friedrich entstammte dem thüringischen Adelsgeschlecht derer von Wolfframsdorff mit Stammsitz Teichwolframsdorf im Voigtland.15) Sowohl Bernsteiner als auch Wolfframsdorffer waren Amtmänner in Birkenfeld, sogar der Vater der Verstorbenen Christoph von Bernstein († 1625) und ihr Ehemann Hans Friedrich von Wolfframsdorff († 1662).16) Einer von Sophiens Söhnen war der 1643 geborene und 1689 verstorbene Christian Karl von Wolfframsdorff, dessen Epitaph (Kat.-Nr. 396) über dem seiner Mutter angebracht ist; daher dürfte er ihr Epitaph in Auftrag gegeben haben.


  1. Vgl. Adels-Lexikon I 170f. Zu den Grabmälern einzelner Familienmitglieder in Zeitz vgl. DI 52 (Zeitz) Nrr. 223, 244, 255, 256. Das Epitaph Nr. 223 zeigt die Wappen der Vaterseite.
  2. So aus dem Mauchenheimer Stammbaum bei Humbracht, Stamm-Tafeln Taf. 219, wo alle Ahnenwappen belegbar sind, zu erschließen.
  3. Vgl. Adels-Lexikon IX 600; auch erw. von Drös, Heidelberger Wappenbuch 119, Nr. 210.
  4. Vgl. Heinrich Justen, Das Birkenfelder Schloß. Leben und Treiben an einer kleinen Fürstenresidenz, hrsg. von Christian Justen. Norderstedt, Books on Demand 2016, 46 m. Anm. 49.

Sonstiges:

Die Kapitalis von (A) zeigt beim G, dessen Cauda unterhalb der Grundlinie wie bei einem unzialen G bogenförmig nach links gezogen wird, eine deutliche Parallele zu einer undatierten Inschrifttafel (Kat.-Nr. 441), die heute unterhalb der Empore an der Nordwand angebracht ist, und vor allem zum Epitaph Maltitz von 1690 (Kat.-Nr. 397). Die Wappenbeischriften sind in einer Mischschrift mit willkürlich erscheinender Verwendung von Groß- und Kleinbuchstaben abgefasst. B, C, H, R und V erscheinen innerhalb der Worte als Kapitalisbuchstaben. Sie wurden hier als solche ausgewiesen, obwohl sie in der Größe den Minuskeln angepasst sind und ihre Schreibweise offenbar nur ein Dekorationsmittel war. Ähnliches gilt auch für das Minuskel-g, das durch Hochstellung in Heringen und Schleinigen wie ein Großbuchstabe erscheint; d, v und w sind als Frakturbuchstaben gestaltet. Allen Buchstaben gemeinsam ist eine mehr oder weniger starke Biegung der Schäfte, die an den Duktus von Schreibschriften erinnert; denselben Effekt erzielen Schlängel und Schlingen an Schaft- und Balkenenden sowie an Balken von f und t.

Inschrift

Umschrift:

A HIER RVHET IN DEM HERRN / DIE / HOCH EDELGEBOHRNE

­FRAVW / SOPHIA ELISABETHAa) / VON BERNSTEIN / WELCHE,

­ANNO · 1609 · DEN · XII · IAN(VARII) / ZV BIRCKENFELD GEBOH-

REN / VND / ANNO · 1638 · DEN · IXb) · APRIL(IS) · DASELBST / VER-

EHLICHET WORDEN, MIT / DEM HOCH : EDELGEBOHRNEN VND

GESTRENGEN / HERRN · HANS FRIDERICH VONa) / WOLFRAMS-

DORFF / HAT IN DER EHE GELEBET · 24 · IAHR, VND / GEZEVGET ·

VII · KINDER, DAVON NOCH · 2 · SÖHN / VND · 1 · TOCHTER IM

­LEBEN · IST GESTOR=/BEN IN VSINGEN DEN · XXI · AVGVSTI ·

AN(NO) · 1681 · / HAT GELEBET · LXXII · IAHR · VII · MONAT / VND ·

X · TAGE

B DEREN ERWEHLTER LEICHTEXT IST GEWESEN / PHILIP(PER) · I :

V(ERS) · 21 · / CHRISTVS IST MEIN LEBEN, STERBEN / IST MEIN

­GEWIN2) · V(ERS) · 23 · ICH HAB LVST ABZV/SCHEIDEN, VND BEI

CHRISTO ZV SEIN3) · e(tcetera) c) ·

W WolffRamsdorff · Bernstein

Bernstein MaVCHe[n]Heim

BreitenBaCh Heringen

Crostewitz TRohed)

HirsChfeldt SChleiningen / Von Linden


  1. Die ganze Zeile, also vor allem die Namen, durch größere Buchstaben betont.
  2. 3 Steinmetz.
  3. Eine Schlinge, e-förmig, zur Kürzung. Nach Luther folgt der Versschluss: WELCHS AUCH VIEL BESSER WERE.
  4. Danach Vignette zur Füllung der Zeile.
  1. Phil 1,21.
  2. Phil 1,23.

Schrift:

Kapitalis (A, B), Humanistische Minuskel mit Versalien und eingestreuten Großbuchstaben sowie Einmischung frakturähnlicher Buchstaben (W)

Nachweise

Literatur:

  • Steinmetz, Ernst Georg: Corpus inscriptionum Nassoicarum. Pars specialiter: Corp. Inscript. Usingense. Hdschr. Usingen um 1930 (StaA Us, Archiv Steinmetz, H. 9); abgeschr. u. bearb. von Helmut Fritz. Masch. Usingen 2003, S. 12 f., Nr. 38 (A, B).
  • Fritz, Helmut: Inschriftensammlung. Privatsmlg. Typoskript Usingen 2000, Nr. 41 (A, B).
  • Fritz, Helmut: Grabdenkmäler der Ev. Laurentiuskirche in Usingen 2010. Download aus (Stand 19,1,2015), Nr. 14 m. Abb.

Wappen:

Wolfframsdorff / Bernstein · Bernstein · Ma(u)chenheim(er) (von Zweibrücken) · Breitenbach · Heringen · Krostewitz · Trohe · Hirschfeld · Schleinitz statt Schlaun von Linden

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 360.

Zitierweise
„Sophia Elisabetha von Wolfframsdorff geb. von Bernstein 1681, Usingen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2546> (Stand: 20.3.2023)