Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild

Unbekannte Person 4. Viertel 17. Jahrhundert-Anfang 18. Jahrhundert, Großalmerode

Großalmerode · Gem. Großalmerode · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Großalmerode

Gebäude / Areal:

Großalmerode, Stadtkirche

Merkmale

Datierung:

4. Viertel 17. Jahrhundert-Anfang 18. Jahrhundert

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

61 x 109 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(B) 3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein. Hochrechteckige Platte mit zweifach abgerundetem Aufsatz und Mitteleinsatz, eingelassen in die linke Stützmauer am südlichen Treppenaufgang zum Kirchhof.1) Im Giebelfeld aufgeschlagene Bibel, darüber – in der in der Mitte aufgesetzten Spitze – Initialen A, nur zum Teil lesbar; am Rande Voluten. Im rechteckig vertieften Innenfeld Inschrift B; Worttrenner: unspezifische Punkte. Inschrift A erhaben, B eingehauen. Der Stein steht mit der Inschrift zu Personen in Richtung Wand. Flankiert war der Stein von schmalen Seitenhängen.


  1. Gegenüber dem Inschriftträger Kat.-Nr. 193.

Sonstiges:

Dieser Bibelvers steht auch auf dem Grabstein des Pfarrerehepaares Geißel in Velmeden (Kat.-Nr. 279) und einem von 1688 stammenden Grabstein in Melsungen.3)

Da dieser Stein nach Form und Text ein Grabstein ist, so muss auch auf der jetzt unzugänglichen Vorderseite eine Inschrift stehen. Denn aus den angekündigten Versen 38–42 wird im sichtbaren Text nichts zitiert, und die näheren Angaben zur verstorbenen Person (Name und Daten) fehlen.

Für die Datierung ist ausschlaggebend, dass ähnlich gestaltete Grabsteine aus dem späten 17. Jahrhundert im nahegelegenen Kammerbach und weiteren Orten existieren. Proportion der Kapitalis, dreieckige Sporen und der geschwungene Schrägschaft des N stimmen zwar mit den etwas älteren Grabsteinen Hubental und Becker (Kat.-Nrr. 185, 190) in Trubenhausen überein, nicht jedoch keilförmige Balken und Bogenenden sowie stärker konisches M, so dass die Ähnlichkeit zu den Kammerbacher Steinen aus den 1680er Jahren eine etwa eine Generation jüngere Datierung nahelegt. Immerhin zeigt sich hier im Kapitalis-Text ein singuläres Fraktur-J (im Wort JÜNGERIN), das sehr genau die J der frühen Rüppelschen Steine in Kammerbach (Kat.-Nrr. 222, 228) übernimmt; dieser Buchstabentyp ist weit verbreitet und lange im Gebrauch geblieben. Es zeigen sich auch die runde 2 mit fast halbkreisartigem großem Bogen über langem Balken, der bei den Referenzsteinen in der Umgebung von Kammerbach oft leicht geschwungen ist, und die ebendort dicht vorkommende 3 mit langem Balken und schmälerem Bogen. Zum Typus, dessen Reichweite im Einleitungskapitel 4.6.1 zu Bildhauern und Steinmetzen diskutiert wird, gehören auch die schmalen Seitenhänge. Der Stein bietet jedoch zu wenige Indizien, um die Datierung weiter einzuschränken.

Die aufgeschlagene Bibel weist auf eine Person der Geistlichkeit hin, der Leichtext auf eine Frau,4) so dass sich die Nähe zum erwähnten Stein des Pfarrerehepaares Geißel verstärkt, wo der Leichtext bei dem Grabtext der Frau erscheint. Der Typ des Steins legt nahe, eine familiäre Verbindung zu den Rüppel in Kammerbach zu verfolgen.5)


  1. s. Chronik Velmeden 364 und Kat.-Nr. 279.
  2. Markert 124 betrachtet ihn als Grabstein eines früheren Glasmachers.
  3. So eine Anregung von Hermann Nobel, Wiesbaden.
Inschrift

Umschrift:

A [H⌣M]a)

ACTOR(UM) · CAP(ITULUM) · IX · A · V(ER)S(U)b) 36 · / AD · 42 · ZU ·

IOPPE · WAR · / EINE · JÜNGERIN · MIT / NAMEN · TAB[EA] · WEL/

CHES · VERDOLM⌣ETSCHTc) / EINE · REHE · DIE · WAR · / VOLL ·

GUTER · WERCK · / UND· ALLMOSEN · DIE / SIE · THAT · ES · BE-

GAB · / SICH · ABER · ZU · DERSELBIGEN · ZEIT · DAS · / SIE ·

KRANCK · WART · / UND · STARBd) 2)


  1. Signatur (SIGHM), in sehr prekärem Zustand.
  2. Kürzungszeichen: linker Schrägschaft durchstrichen. Die von der Bezeichnung des biblischen Buches in Latein ausgehende Aufschlüsselung der Bibelstelle wurde in dieser Art weitergeschrieben, weil über dem vorausgehenden A ein langer Strich nicht Kürzung von A(M) anzeigt, sondern langes A des 5. Falls.
  3. T auf dem erhöhten Rand; danach fehlt gegenüber der Lutherübersetzung HEIST.
  4. Zeile halb leer.
  1. Apg 9,36–37.

Schrift:

Kapitalis, auch erhaben (A)

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 272.

Zitierweise
„Unbekannte Person 4. Viertel 17. Jahrhundert-Anfang 18. Jahrhundert, Großalmerode“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2399> (Stand: 20.3.2023)