Historisches Ortslexikon
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Weitere Informationen
Beerfelden
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Stadtteil · 415 m über NN
Gemeinde Oberzent, Odenwaldkreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Stadt
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Lagebezug:
10 km südöstlich von Erbach
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossene Siedlung mit regelhaften Grundrissmerkmalen auf der Höhe zwischen Mümling- und Gammelsbachtal im Buntsandstein-Odenwald (Wasserscheide zwischen Neckar und Main)
An der Kreuzung wichtiger Straßen zum Neckar- und Mümlingtal: Darmstadt-Erbach-Bebra-Hirschhorn und West-Ost-Verbindung von der Bergstraße her
Endbahnhof der Eisenbahnlinie Beerfelden/Hetzbach – Beerfelden (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1904) bis zur Stilllegung der Strecke am 23.6.1964.
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Ersterwähnung:
1032
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Historische Namensformen:
- Bûrrifelden (1032) [2. Hälfte XII Jh. Codex Laureshamensis I, S. 386, Nr. 119 Kap. 120]
- Burvelden (1290)
- Bawrfelden (1328)
- Burfelden (1354)
- Burfelden
- Buerfeldin (1424)
- Burfelden (1437)
- Bůrfelden (1438)
- Buwerfelden (1443)
- Bürfelden
- Burfelden
- Buerfelden
- Buwerfelden (1487)
- Buwerfelden (1532)
- Bayerfelden (1722)
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Bezeichnung der Siedlung:
- 1328: Stadtrechtsverleihung
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3498173, 5492328
UTM: 32 U 498099 5490571
WGS84: 49.567726° N, 8.973703° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
437016020
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Frühere Ortskennziffer:
437002020
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Flächennutzungsstatistik:
- 1854 (Morgen): 5330, davon 2373 Acker, 249 Wiesen, 2517 Wald
- 1881: 1333 ha, davon 632 ha Wald. Zur Gemeinde gehörig: Hof Waltersbach
- 1961 (Hektar): 1333, davon 627 Wald (= 47.04 %)
- Gemarkung 1861: 5330 Morgen, davon 2517 Morgen Wald
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Einwohnerstatistik:
- 1829: 2562 Einwohner
- 1961: 3139, davon 2569 evangelisch (= 81.84 %), 517 katholisch (= 16.47 %)
- 1970: 3497 Einwohner
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- bis 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Freienstein in Beerfelden mit Rothenberg (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- 1511: Sitz des Amtes Freienstein, auch Beerfelden genannt (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
- 1787: Grafschaft Erbach-Fürstenau, Amt Freienstein
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Amt Freienstein (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Freienstein (zur Standesherrschaft Erbach gehörig)
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Erbach
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Erbach
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Erbach
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Odenwaldkreis
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Altkreis:
Erbach
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Gericht:
- Eigenes Zentgericht (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
- 1822: standesherrliches Amt Freienstein
- 21.05.1822: Landgericht Beerfelden
- 19.09.1822-1853: Landgericht Freienstein in Beerfelden
- 1853-1879: Landgericht Beerfelden
- 1879: Amtsgericht Beerfelden
- 1945-1949: Zweigstelle Amtsgericht Michelstadt Herbst
- 1949-1968: Amtsgericht Beerfelden, 1968 aufgelöst
- 1968: Amtsgericht Michelstadt
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Herrschaft:
1328 Stadtrechtsverleihung durch Kaiser Ludwig den Bayern: in villa Baurenvelden .. inibi venientes illa libertate, emunitate et securitate gaudere debeant qua gaudent venientes vel habitantes in opido regali Eberbach pari iure (Schneider, Erbachische Stamm-Tafel, Nr. XIV.5).
1560 verleiht Graf Eberhard von Erbach der Gemeinde ein Wappen mit einem aufreichtn schwarzen Bären im Schilde.
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Gemeindeentwicklung:
Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform am 1.7.1971 neu gebildeten Stadtgemeinde Beerfelden. Seit dem 1.1.2018 Stadtteil der Stadt Oberzent, deren Gemeindeverwaltungssitz Beerfelden ist.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- 1032 gibt das Kloster Lorsch Güter u.a. in Beefelden als Lehen aus.
- 1290 vermacht Schenk Konrad von Erbach dem Kloster Schönau zwei Pfund Heller von seiner Schatzung zu Beerfelden. 1328 verleiht König Ludwig von Bayern Schenk Konrad von Erbach für Beerfelden die Rechte der Stadt Eberbach und bewilligt ihm einen Wochenmarkt am Dienstadt. 1366 bewilligt Pfalzgraf Ruprecht, dass Schenk Konrad von Erbach seine Ehefrau Margarete, geborene von Erbach, auf seinen Halben Teil von Beerfelden bewittumt. 1457 weisen die Zentschöffen, dass Schenk Philipp von Erbach oberster Vogt und Herr zu Beerfelden sei und dass er Gebot und Verbot, hoch und nieder habe.
- 1462 belehnt Pfalzgraf Friedrich Schenk Philipp von Erbach mit Gülten und Gütern, die zum Schultheißenamt gehören.
- 1806 fällt Beerfelden mit dem Erbach-Fürstenauischen Amt Freienstein an das Großherzogtum Hessen.
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Zehntverhältnisse:
1359 bewilligt Pfalzgraf Ruprecht als Lehnsherr, dass die Schenken Eberhard und Heinrich von Erbach ihre Teil des Zehnten dem Henne von Erlickheim, Vitztum im Heidelberg, verpfänden.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1364: Pastor
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Patrozinien:
- Martinus [1500]
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Pfarrzugehörigkeit:
Zum Kirchspiel gehörten: Ober-Sensbach, Unter-Sensbach, Etzean, Schöllenbach, Gammelsbach, Ober-Finkenbach, Falkengesäß, Airlenbach, Olfen, Unter-Hiltersklingen, Hüttenthal, Freienstein, Leonhardshof, Hetzbach, Raubach, Hinterbach, Hohberg, Liedenbach, Dürr-Ellenbach, Gras-Ellenbach. Güttersbach war Tochterpfarrei.
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Patronat:
1347: Patronat bei den Grafen von Erbach
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Diakonische Einrichtung:
Seit 1889 arbeiten Diakonissen des Elisabethenstifts in der Gemeindepflege 1889 – 1892 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen Ausgabe von 1900 eine Kleinkinderschule und eine Schwester für Armenpflege
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Michael Balneator 1526
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Kirchliche Mittelbehörden:
Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat
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Juden:
1861: 187, 1890: 150, 1932/33: 91 Juden
Im Ort gab es eine Synagoge, einen Friedhof, eine Mikwe und ein Schächteramt.
- Kultur ↑
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Schulen:
Erste Schule 1577 erwähnt; Unterricht meist durch Kapläne gehalten; in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts unterrichten ein Lehrer für Knaben, einer für Mädchen und ein dritter; 1910 Volkschule mit sechs Klassen; Umbau des früheren Rathauses zum Schulhaus
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
Hauptort des zur Grafschaft Erbach gehörigen Amts Freienstein (auch Beerfelden genannt). Zum Amt gehörten 1511: Beerfelden, Finkenbach, Falkengesäß, Airlenbach, Etzean, Güttersbach, Olfen, Hüttenthal, Hiltersklingen, Schöllnebach, Kailbach, Hesselbach, Untersensbach, Hebstahl, Gammelsbach und Hetzbach.
Zur Zent Beerfelden gehörten Ober-Sensbach, Unter-Sensbach b. z. Linde, Etzean, Schöllenbach, Gammelsbach, Ober-Finkenbach, Falkengesäß, Airlenbach, Güttersbach, Olfen, Unter-Hiltersklingen, Hüttenthal, Freienstein, Hetzbach, Raubach, Hinterbach, Leonhardshof, Hohberg, Liedenbach, Dürr-Ellenbach, Gras-Ellenbach.
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Wirtschaft:
Tuchmacherei seit dem 16. Jahrhundert bedeutend, Handwerk und Gewerbe in Verbindung mit Landwirtschaft, vor allem Viehhandel, 15 bis 18 Vieh- und Krammärkte, besonders wichtig der Pferde-, Fohlen- und Zuchtviehmarkt am 2. Sonntag und Montag im Juli. Rückgang der Tuchmacherei Anfang des 19. Jahrhunderts durch den Verlust der Absatzmärkte in Baden und Bayern (Zollschranken), seit 1850 bis 1870 völliges Erliegen; Rückgang des Handels mit Entwicklung der Eisenbahn, Beerfelden nur durch Stichbahn mit Hauptlinie verbunden. Heute neben vorwiegender Landwirtschaft Holzverarbeitung, Zelluloidwarenfabrik, zahlreiches Handwerk und Kleinhandel
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Markt:
1328: Verleihung eines Wochenmarktes durch Kaiser Ludwig
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Müller, Starkenburg, S. 42-44
- Demandt, Kirchenorganisation, S. 94
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 54
- Hessisches Städtebuch, S.61
- Denkmaltopographie Odenwaldkreis, S. 98-115
- Schäfer, Georg: Kreis Erbach, S. 4-12
- Kleberger, Territorialgeschichte des Odenwalds, S. 129-135
- Wilhelm Becker, Artikel Beerfelden, in: Hessisches Städtebuch, S. 61
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessen-darmstädtischen Souveränitätslande, S. 108
- Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege in Deutschland 1932-1933. Herausgegeben von der Zentralwohlfahrtsstelle der Deutschen Juden, S. 377
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 53
- Zitierweise ↑
- „Beerfelden, Odenwaldkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/13992> (Stand: 29.4.2024)