Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
Burg Scharfenstein
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Burg · 224 m über NN
Gemarkung Kiedrich, Gemeinde Kiedrich, Rheingau-Taunus-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Burg
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Lagebezug:
10,1 km südlich von Bad Schwalbach
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Lage und Verkehrslage:
Gegenüber von Kiedrich auf der anderen Seite des Kiedricher Baches auf einem Berg gelegen, der mit Schieferklippen steil zum Tal abfällt.
Burgtyp: Höhenburg; Landesherrliche Burg
Laufzeit: 2. Hälfte 12. / Anfang 13. Jahrhundert - 16. Jahrhundert
Besitzgeschichte: Im Besitz des Erzstifts Mainz. (Nach Roser erfolgte der Baubeginn der Burg unter den Herren von Bolanden in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Erst nach dem Tod Philipps II. von Bolanden ging die Baurunie an das Erzstift Mainz über.) Urkundlich wird erstmals 1191 ein Walter von Scharfenstein als Kanoniker des Mainzer Doms erwähnt. Die Burg wird erstmals in einer Urkunde vom Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein am 20. August 1215 als Eigentum des Erzstifts genannt. Die Burg war mit Burgmannen besetzt, von denen die letzte Linie 1712 ausstarb. Nach Beendigung des Rheinischen Zollkrieges zu Beginn des 14. Jahrhunderts von 1302-1307 im königlichen Pfandbesitz.
Funktion: Zur Strassensicherung erbaut (Eltville-Lahn). Im 13. Jahrhundert wiederholt Aufenthalte der Mainzer Erzbischöfe.
Burggeschichte: 1301 scheiterte die Belagerung Scharfensteins durch den röm.-dt. König Albrecht I. von Habsburg. Die Belagerung erfolgte im Rahmen des rheinischen Zollkrieges. Als der König sich schließlich gegen die rheinischen Kurfürsten durchsetzte, musste der Mainzer Erzbischof die Burg Scharfenstein dem König für fünf Jahre als Pfand überlassen.
Baugeschichte: Aufgrund dendrochronologischer Untersuchungen vermutet Roser, dass der Baubeginn des Bergfriedsockels bereits zwischen 1160 und 1180 durch die Brüder Werner II. und Philipp I. von Bolanden erfolgte (Roser, Scharfenstein, S. 94 f.). Die Annahme, dass die Herren von Bolanden die ursprünglichen Bauherren waren, begründet Roser: "Da Konrad von Wittelsbach erst 1183 als Erzbischof von Mainz zurückkehrte und vor dieser Zeit niemand ein Interesse und auch nicht die finanziellen Möglichkeiten hatte, einen Machtmittelpunkt im oberen Rheingau zu schaffen, ist es bei dieser politischen Lage sehr wahrscheinlich, daß als Bauherren nur die mächtigsten Ministerialen, die Herren von Bolanden, in Frage kommen." (Roser, Scharfenstein, S. 100)
Nach Roser wurde das 1. Obergeschoss um 1221, das 2. Obergeschoss erst nach 1260 fertiggestellt.
Baubeschreibung: Die Ringmauer umschliesst die im Grundriss langgezogene Burganlage, deren nahezu parallel verlaufenden Längsseiten nach Roser ca. 88 m und die beinahe halbrunden Schmalseiten etwa 28 m aufweisen. Biller gibt als Gesamtlänge der Burg 70 m an. An der nördlichen Angriffsseite erhebt sich ca. 3 m hinter der Ringmauer der runde Bergfried (drei Geschosse sowie ein tonnengewölbtes Verlies). Der Zugang erhöht. Östlich unweit des Bergfrieds der Zugang zur Anlage. Nördlich der Burg ein (doppelter) Halsgraben. An der Südseite stand wohl der inseitig an die Ringmauer gebaute Palas, unweit östlich ein Brunnen bzw. Zisterne.
Nach Herchenröder war der Bergfried ursprünglich eng von der Ringmauer umfasst. Erst später wurde die Burganlage nach Süden erweitert und erhielt ihre längliche Form.
Abgang: Mit dem Bau der Burg Eltville verlor Scharfenstein an Bedeutung und verfiel wohl im 16. Jahrhundert.
Erhaltungszustand: Lediglich der Bergfried blieb erhalten.
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Siedlungsentwicklung:
Die Burg wurde um 1215 vom Mainzer Erzbischof erbaut, der sich im 13. Jahrhundert häufig hier aufhielt. 1787 als Ruine bezeichnet.
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Historische Namensformen:
- Scharphinstein (1191) [Mainzer Urkundenbuch 2, 2, Nr. 558, S. 925-926]
- Scharpenstein (1215) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 242, Nr. 339]
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Bezeichnung der Siedlung:
- castellum (1215) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 242, Nr. 339];
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Burgen und Befestigungen:
- Die Ringmauer umschliesst die im Grundriss langgezogene Burganlage. An der nördlichen Angriffsseite erhebt sich ca. 3 m hinter der Ringmauer der runde Bergfried (drei Geschosse sowie ein tonnengewölbtes Verlies). Der Zugang erhöht. Östlich unweit des Bergfrieds der Zugang zur Anlage. Nördlich der Burg ein [doppelter] Halsgraben. An der Südseite stand wohl der inseitig an die Ringmauer gebaute Palas, unweit östlich ein Brunnen bzw. Zisterne.
- Der heute noch erhaltene Bergfried war ursprünglich eng von der Ringmauer umfasst. Erst später wurde die Burganlage nach Süden erweitert und erhielt ihre längliche Form.
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3434272, 5546120
UTM: 32 U 434223 5544342
WGS84: 50.047728° N, 8.081273° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
43900900011
- Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Vizedomamt Rheingau, Amtskellerei Eltville und Amtsvogtei Erbach
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Altkreis:
Rheingaukreis
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Die Burg wird erstmals in einer Urkunde vom Mainzer Erzbischof Siegfried II. von Eppstein am 20. August 1215 als Eigentum des Erzstifts genannt. Sie war mit Burgmannen besetzt, von denen die letzte Linie 1721 ausstarb.
- Nach Beendigung des Rheinischen Zollkrieges zu Beginn des 14. Jahrhunderts von 1302-1307 im königlichen Pfandbesitz.
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
1301 scheiterte die Belagerung Scharfensteins durch den röm.-dt. König Albrecht I. von Habsburg. Die Belagerung erfolgte im Rahmen des rheinischen Zollkrieges. Als der König sich schließlich gegen die rheinischen Kurfürsten durchsetzte, musste der Mainzer Erzbischof die Burg Scharfenstein dem König für fünf Jahre als Pfand überlassen.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 267
- Bach, Siedlungsnamen, S. 71
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 580-581
- Herchenröder, Rheingaukreis, S. 236
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 499-500
- Biller, Burgen im Taunus, S. 105-106
- Roser, Scharfenstein
- Cremer, Regierungsbezirk Darmstadt S. 512
- Zitierweise ↑
- „Burg Scharfenstein, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11133> (Stand: 8.11.2017)