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Hirzenhain, Erweitertes Jugendgefängnis der Gestapo Frankfurt/Main

Hirzenhain, Gemeinde Hirzenhain, Wetteraukreis | Historisches Ortslexikon
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Justiz

Subkategorie:

Gestapo 

Nutzungsgeschichte

Beschreibung:

Das AEL Hirzenhain diente Anfang 1945 vorübergehend auch als „erweitertes Jugendgefängnis“ der Stapostelle Frankfurt/Main

In unmittelbarer Nähe zum Hirzenhainer Erweitertem Frauengefängnis war im Januar ein Erweitertes Jugendgefängnis für Jungen zwischen 15 und 18 Jahren eingerichtet worden. Hier wurden Jugendliche inhaftiert, die nach Definition der Nationalsozialisten als „verwahrlost“ angesehen wurden. Vorgeworfen wurde den Jungen „Arbeitsbummelei und Cliquenbildung“. Sie gehörten vermutlich der „Swing-Jugend“ an.

Der in Wiesbaden ansässige Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Rhein-Westmark – formell der Stapo-Stelle Frankfurt am Main unmittelbar vorgesetzt – beanspruchte Hirzenhain als Ausweichlager für sich und postierte spätestens am 18. März 1945 dort ein Vorauskommando. „In der Nacht vom 23. auf den 24. März wurde das Lager definitiv von ihm übernommen und stand damit der Frankfurter Gestapo nicht mehr zur Verfügung. [...] Als wenig später – am 24. März gegen 1 Uhr früh – 44 weibliche Häftlinge des gerade ‚freigemachten‘ Polizeigefängnisses Frankfurt/Main in Hirzenhain eintrafen, wurden sie kurzerhand in eben diesen Wasserturm gesperrt. In den frühen Morgenstunden des 26. März wurden diese – zusammen mit weiteren Häftlingen – in der Nähe des Lagers von einem Kommando des Befehlshabers der Sicherheitspolizei/SD Rhein-Westmark erschossen: 81 Frauen und sechs Männer. Ihr Massengrab wurde erst am 4. Mai ausgehoben, fünf Wochen nach der Einnahme Hirzenhains durch US-Truppen.“ [Volker Eichler, Die Frankfurter Gestapo-Kartei. Entstehung, Struktur, Funktion, Überlieferungsgeschichte und Quellenwert, in: Paul, Gerhard/Mallmann, Klaus-Michael (Hrsg.), Die Gestapo – Mythos und Realität, Darmstadt 1995, S. 192.]

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

Anfang 1945

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

23. März 1945

Indizes

Orte:

Hirzenhain

Sachbegriffe:

Gestapo · Justiz · Verfolgung

Nachweise

Literatur:

  • Eichler, Volker: Die Frankfurter Gestapo-Kartei. Entstehung, Struktur, Funktion, Überlieferungsgeschichte und Quellenwert, in: Paul, Gerhard/Mallmann, Klaus-Michael (Hrsg.), Die Gestapo – Mythos und Realität, Darmstadt 1995, S. 178-199
  • Keller, „Das mit den Russenweibern ist erledigt“, S. 68 f.
Zitierweise
„Hirzenhain, Erweitertes Jugendgefängnis der Gestapo Frankfurt/Main“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/1073> (Stand: 7.6.2021)