Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

Abbildungen

↑ Kriegsgedichte aus der Zeitschrift Hessenland, 1914-1918

Abschnitt 10: Heinrich Bertelmann, Auf Michel! (Gedicht)

◀
Auf, Michel!

Reif steht das Lügenfeld der Welt,
Nun greif' zu Sens' und Sichel!
Gott hat zur Ernte dich bestellt,
Fahr' zu denn, deutscher Michel!
Des Franken Giftsaat schoß ins Kraut
Bei Russen und bei Briten,
Hast lang' genug still zugeschaut, —
Nun heißt's gemäht, geschnitten. — Michel, auf!

Dem Franken gib den ersten Schlag,
Tauch' tief ihn in die Seine,
Und raus' dem Russ' im eig'nen Hag
Heraus die strupp'ge Mähne.
Schaust trüb' du auf Altengland hin —
Uns ist kein Freund gestorben,
Es hat der eitle Krämersinn
Sein deutsches Blut verdorben. —Michel, auf!

Wohlauf, besinn' dich deiner Kraft,
Gott gab dir herrlich Lehen!
Und trink' aufs neu' Blutsbrüderschaft,
Wo all' für einen stehen.
Der Gott der Wahrheit ist mit dir,
Recht blitzt von Waff' und Wehre.
Und deines Schildes schönste Zier
Heißt deutsche Treu' und Ehre. — Michel, auf!

Auf, Michel, auf, fass' frommen Mut,
Du bist das Salz der Erde,
Der Menschheit gottgeheiligt Blut,
Der Hirt der Völkerherde.
Heb' hoch wie Moses deinen Stab
Und schlag' die Schand' in Scherben.
Gott, der uns Kant und Goethe gab,
Läßt Deutschland nicht verderben. — Michel, auf!

Kassel | Heinrich Bertelmann.

[Veröffentlicht in der Zeitschrift Hessenland 28. Jahrgang, Nr. 16, Zweites August-Heft 1914]
▶