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Portrait

Heinrich IV. von Erthal
(um 1200–1261)

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GND-Nummer

111451666X

Erthal, Heinrich IV. von [ID = 9906]

* um 1200 Untererthal, † 31.7.1261 Fulda, belegt 1246, katholisch
Mönch, Dekan, Abt
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Henricus
  • Erthal, Heinrich von
  • Fulda, Dekan Heinrich von Erthal
  • Fulda, Abt Heinrich IV. von Erthal
  • Hersfeld, Abt Heinrich von Erthal (ohne Ordnungszahl)
Wirken

Werdegang:

  • um 1200: Geburt und Kindheit offenbar auf dem namensgebenden Stammsitz seiner buchonisch-fränkischen Adelsfamilie in Untererthal, heute Hammelburg 3 km nordwestlich von Hammelburg
  • nach 1200: wohl benediktinische Erziehung schon an der Klosterschule von Fulda.
  • Vor 1246: Zumindest wurde Erthal dann irgendwann Mönch der Reichsabtei Fulda
  • 1246: Spätestens jetzt war Erthal Stiftsdekan, als welcher er unter der Abteiverwaltung des Mainzer Erzbischofs Siegfried III. von Eppstein faktisch bereits das Kloster leitete
  • März-Mai 1249: Wahl des Stiftsdekans zum neuen Fuldaer Abt (als Heinrich IV.)
  • 12.5.1249: Erste Erwähnung Erthals als Abt von Fulda.
  • Sommer 1249: Papst Innozenz IV. beauftragte den Bischof Dietrich von Naumburg sowie die Äbte Werner von Hersfeld und Wigand von Schlüchtern, die Rechtmäßigkeit der Wahl zu untersuchen und diese gegebenenfalls zu bestätigen. Mangels Beanstandung erhielt Heinrich IV. dann durch den Naumburger vermutlich auch die Abtsweihe.
  • 8.10.1249: Erthal urkundete nachweislich zum ersten Mal als Fuldaer Abt
  • 1249: Der neue Abt schloss zur Erhöhung der Sicherheit mit Graf Berthold I. von Ziegenhain ein Schutzbündnis und verband sich zudem mit dem wetterauischen Adel.
  • Ab 1249: Angesichts der zunehmenden Emanzipationsbestrebungen des Stiftsadels ging der neue Abt gegen die unbotmäßigen Ritter vor und zerstörte ihre Burgen etwa in Kranlucken, Motzlar, Malkes, Bimbach, Hofaschenbach, Großenlüder und Trimberg
  • um 1250: Daneben schützte Heinrich IV. die werdenden Städte im Fuldaer Territorium, indem er die Verteidigungsanlagen in Hammelburg weiter ausbaute sowie Brückenau, Vacha, Hausen und Herbstein durch Mauern, Wälle und Gräben befestigen ließ.
  • Um 1250: Der Abt gab dem Wasserschloss Neuhof neue Mauern, Zäune und Gräben
  • 1250/60: Heinrich IV. veranlasste die Einbeziehung der Abtsburg Wendelstein in die neue Stadtbefestigung von Vacha
  • 1252: Der Fuldaer Abt erhielt vom durch ihn unterstützten Gegenkönig Wilhelm von Holland den Auftrag, die Burg Stolzenberg wieder neu aufzubauen
  • 1252: Der Ziegenhainer Graf brach das Bündnis mit Fulda von 1249 und überfiel die vom Abt eroberte Burg Bimbach. Doch konnte Heinrich IV. den Grafen vertreiben und auf dessen Gebiet zurückwerfen. Zudem zerstörte er die Burg Schenklengsfeld.
  • 1252: Als Wilhelm von Holland mit dem apostolischen Legaten Hugo im Kloster Fulda weilte, klagten dort Prior und Konvent des Nachbarklosters Hersfeld ihren staufertreuen Abt Werner wegen Verschleuderung der Klostergüter an. Daraufhin wurde Werner durch Beauftragte Hugos zum Verzicht genötigt und Wilhelm übertrug die Verwaltung der Reichsabtei Hersfeld dem Fuldaer Abt (dort ohne Ordnungszahl). Dabei betraute man den Erthaler aber nur mit der Verwaltung „in spiritualibus et temporalibus“ auf Zeit
  • 1252: Doppelabt Heinrich IV. sollte im Auftrag von Innozenz IV. über all diejenigen kirchliche Strafen verhängen, die nicht bei dem vom Papst begünstigten Wilhelm von Holland um die Belehnung mit den Reichslehen nachsuchten
  • 1253: Der Doppelabt unterstützte den Gegenkönig auch auf dem Reichstag zu Frankfurt am Main.
  • 1253: Erthal befestigte die Wasserburg Mackenzell mit Mauern, Wall und Graben
  • Ferner erbaute oder erneuerte er die Burg Bieberstein
  • 1254/1255: Verlust des Abtsamtes in Hersfeld
  • 1255: Heinrich IV. von Fulda trat wie die Städte Fulda und Hersfeld dem großen „Rheinischen Städtebund“ bei, der jedoch schon 1256 einging.
  • 1258: Zwar musste Heinrich IV. noch mal gegen verschiedene Ministerialen des Hochstifts Fulda vorgehen, doch wandte er sich dann wieder Hersfeld zu
  • 1258/59: Heinrich IV. setzte den Hersfelder Abt gewaltsam ab, ohne dass dies nun durch König oder Papst abgesegnet war. Papst Alexander IV. befahl zwar, Abt Werner wieder einzusetzen, doch wurde dieser nicht wieder Hersfelder Abt, sodass sich Erthal trotz eines an der Kurie gegen ihn angestrengten Prozesses erneut Doppelabt nennen konnte
  • 13.2.1259: Als Abt von Fulda verkaufte Erthal die Rechte des Bonifatiusklosters an Stadt und Stift Hameln an den Mindener Bischof Wedekind I. von Hoya
  • 21.3.1260: Erthal urkundete noch eindeutig als Doppelabt von Fulda und Hersfeld.
  • 31.7.1261: Nachdem sich die Hamelner Verhandlungen mit Fulda als langwierig erwiesen hatten, starb Heinrich IV. bald nach deren Abschluss wohl in Fulda.

Funktion:

  • Fulda, Dekan, 1246-1249 (nach 9.3., vor 12.5.)
  • Fulda, Abt, 1249-1261 (als Heinrich IV.)
  • Hersfeld, Abt, 1252-1254/55 (ohne Ordnungszahl)
  • Hersfeld, Abt, 1258/59-1260/1261 (ohne Ordnungszahl)

Lebensorte:

  • Untererthal, heute Hammelburg, Fulda, Hersfeld, heute Bad Hersfeld
Familie

Verwandte:

  • Erthal, Heinrich von und zu <Großvater>, belegt 1170, Stammvater des Geschlechts
  • Erthal, Conrad von <Verwandter>, Fortsetzer der Dynastie
Nachweise

Quellen:

Literatur:

Zitierweise
„Erthal, Heinrich IV. von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/111451666X> (Stand: 28.11.2023)