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Portrait

Hans Brockhaus
(1888–1965)

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Brockhaus, Hans [ID = 17219]

* 6.10.1888 Leipzig, † 19.12.1965 Wiesbaden
Dr. phil. h.c. – Verleger, Unternehmer
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Familie

Vater:

Brockhaus, Albert, 1855–1921

Mutter:

Witt, Marie Georgine Charlotte, † 1919

Partner:

  • Putzler, Susanne, Heirat 1919
Nachweise

Literatur:

Leben

Am 6. Oktober 1888 wurde Hans Brockhaus als Sohn von Albert Brockhaus (1855–1921) und dessen Frau Marie Georgine Charlotte geb. Witt († 1919) in Leipzig geboren. Nach dem Erwerb des Abiturs am Leipziger König-Albert-Gymnasium begann er ab 1909 eine Lehre im Verlag seiner Familie. Die berufliche Ausbildung umfasste neben seiner Tätigkeit in der Leipziger Zentrale ebenso langfristige Aufenthalte in den Verlagsfilialen in Bern, Paris und London. Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre wirkte Hans Brockhaus bei verschiedenen Editionsprojekten mit und wurde nach dem Tod von Eduard Brockhaus im Jahr 1914 Mitinhaber des Verlagshauses. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er wie viele seiner Mitarbeiter zum Militär eingezogen, wo er bis zum Kriegsende 1918 an der Westfront stationiert war.

Nach Kriegsende fiel Brockhaus die schwere Aufgabe zu, den Verlag durch die politisch wie wirtschaftlich schweren Zeiten der frühen Weimarer Republik zu führen. 1928 bis 1935 erfolgte unter seiner Mitarbeit die 15. Auflage des „Großen Brockhaus“ in 20 Bänden. Besondere Verdienste erwarb er sich mit der Verfassung eines Lexikon-Archivs in den Jahren 1931 bis 1933, in welchem er firmeninterne Kenntnisse zur Herstellung von Lexika niederschrieb.

In der Zeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Gleichschaltung des deutschen Verlagswesens durch die neu gegründete Reichsschrifttumskammer gestaltete sich die Arbeit durch Nachzensur und sogar die Überwachung von Mitarbeitern als besonders schwierig. Das Misstrauen der Nationalsozialisten rührte unter anderem daher, dass kein Angehöriger der Unternehmerfamilie Mitglied der NSDAP war. Aufgrund fehlender Nachweise ihrer arischen Abstammung drohte der Familie Brockhaus in jenem Jahr sogar die Zwangsenteignung und lediglich eine durch Adolf Hitler erteilte Ausnahmegenehmigung ermöglichte die Weiterführung des Betriebes.

Während des Zweiten Weltkrieges verhinderte Hans Brockhaus durch Beschwerden auf höchster politischer Ebene eine kriegsbedingte Stilllegung des Betriebes. Nach Kriegsende übersiedelte die Familie unter dem Schutz der amerikanischen Besatzungsmacht von Leipzig nach Wiesbaden. Hier nahm das Unternehmen als Verlag Eberhard Brockhaus wieder seine Arbeit auf und die 16. Auflage des „Großen Brockhaus“ in zwölf Bänden wurde herausgegeben. Zeitgleich kämpfte Brockhaus gegen die Enteignung seiner Familie in der Sowjetischen Besatzungszone und die Umwandlung des Leipziger Verlages in einen Volkseigenen Betrieb. Einen Höhepunkt seines Lebens erlebte er im Rahmen der 150-Jahrfeier des Verlages 1955, wo ihm die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Mainz verliehen wurde.

Hans Brockhaus war seit 1919 mit Susanne Putzler verheiratet, mit der er zwei Söhne und eine Tochter hatte. Nachdem er sich bis zuletzt im Verlagsgeschäft betätigt hatte, starb Hans Brockhaus 1965 im Alter von 77 Jahren in Wiesbaden.

Oliver Teufer

Zitierweise
„Brockhaus, Hans“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/116552360> (Stand: 28.11.2023)