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Historisches Ortslexikon

Landkreis Limburg-Weilburg

Die Bearbeitung der Siedlungen des Landkreises Limburg-Weilburg umfasst im Wesentlichen die Gebiete des bis zum 1. Juli 1974 selbständigen → Oberlahnkreises und des → Kreises Limburg. Der daraufhin neu gebildete Landkreis besteht heute aus 5 Städten und 13 Gemeinden. Entspricht das Bearbeitungsgebiet somit dem heutigen Landkreis, so lässt sich über die → Erweiterte Suche (Auswahlfeld Altkreis) bzw. die obigen Direktlinks der Zustand des Jahres 1961 mit den sogenannten Altkreisen Oberlahnkreis und Limburg rekonstruieren.

Limburg-Weilburg: Karte mit Gemeinde- und Gemarkungsgrenzen

Kartengrundlage: Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation (HVBG)
Kartenbearbeitung: Melanie Müller-Bering, HLGL

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Der Westen des Kreisgebietes ist vom Rheinischen Schiefergebirge und seinen Teillandschaften geprägt, das Gebiet liegt zwischen den Mittelgebirgen Taunus und Westerwald. Diese werden durch die von Nordost nach Südwest durchfließende Lahn geteilt. Mit der Idsteiner Senke geht das Gebiet im Südosten in eine Beckenlandschaft über.

Die sehr günstigen Bodenverhältnisse im Limburger Becken sowie im Goldenen Grund ermöglichten eine ertragreiche landwirtschaftliche Produktion. Daneben bildeten der Wald, Wasser und Erzgesteine wichtige Ressourcen.

Geschichtlich betrachtet ist der heutige Landkreis Limburg-Weilburg ein recht uneinheitliches Gebilde, das erst sehr spät nach der Auflösung des Alten Reiches im Zuge der Vergrößerung des hessischen Territoriums allmählich entstanden ist. Dabei konnte teilweise an ältere, historisch gewachsene Raumeinheiten angeknüpft werden. Das Gebiet wurde im Frühmittelalter zunächst von der fränkischen Landnahme und als Missionierungsgebiet des Trierer Erzbistums erfasst, das sich über Koblenz und Dietkirchen bis nach Gießen erstreckte. Zahlreiche Schenkungen aus dem späten 8. Jahrhundert belegen eine enge Verbindung zum Reichskloster Lorsch. Prägenden herrschaftlichen Einfluss erlangte in der Frühzeit das Geschlecht der Konradiner, das zu einer bedeutenden westfränkischen Hochadelsfamilie aufstieg, der die Gründung der Stifte an der Lahn Limburg (910), Weilburg (912) und Wetzlar (897) gelang.

Nach dem Zerfall der karolingischen Herrschaftsstrukturen kam es im Hoch- und Spätmittelalter zur Ausbildung von Grafschaften, wobei sich die Grafen von Nassau, Wied (-Runkel) und Diez als einflussreichste Geschlechter herauskristallisieren und bis zum Ende des alten Reiches in verschiedenen Linien behaupten sollten. Ihre wechselvolle Geschichte prägte die Entwicklung des Raumes nachhaltig und kann nur in vereinfachter Form wiedergegeben werden. Durch die folgenreiche Teilung in eine ottonische und eine walramische Linie nördlich bzw. südlich der Lahn mit den Residenzschwerpunkten Siegen/Dillenburg bzw. Weilburg/Idstein wurden die Nassauischen Erblande 1255 politisch zerschnitten. Weitere Teilungen u.a. in eine Linie Nassau-Hadamar schwächten das Gesamthaus zusätzlich gegenüber den konkurrierenden Erzstiften Trier und Köln und förderten das Erstarken kleinerer Nachbargewalten. Kurtrierischer Einfluss blieb südlich der Lahn z. T. in Form von Kondominaten (Limburg, Niederbrechen, Mensfelden, Haintchen, Camberg) erhalten. Die Landgrafen von Hessen machten über das Erbe der Grafschaft von Katzenelnbogen Ansprüche geltend.

Die napoleonische Zeit und die Auflösung des Alten Reiches brachten für das spätere Kreisgebiet einschneidende politische Veränderungen mit sich. Die kurtrierischen Gebiete wurden mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 aufgelöst und dem Fürstentum Nassau-Weilburg eingegliedert, das seit 1806 ein gemeinsam mit Nassau-Usingen regiertes Herzogtum Nassau bildete. Dieses bestand bis zum Ende seiner Staatlichkeit 1866 und wurde nach der Niederlage im preußisch-österreichischen Kriege als Provinz Hessen-Nassau dem preußischen Staat eingegliedert. Die Weigerung des Landesherrn, dem Rheinbund beizutreten, hatte für die oranische Linie des Hauses Nassau u.a. den Verlust des Fürstentums Hadamar sowie des rechts der Lahn gelegenen Teils der Grafschaft Wied-Runkel zur Folge. Diese wurden 1806 vorübergehend dem neu gegründeten Großherzogtum Berg zugeschlagen, dem sie bis 1813 eingegliedert blieben. Nach dem Ende der napoleonischen Zeit kamen die Gebiete 1815 an das Herzogtum Nassau.

Die für den Kreis namengebenden Städte Limburg und Weilburg repräsentieren unterschiedliche Stadttypen mit unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Limburg stand im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit zumeist unter trierischer bzw. landgräflicher Landesherrschaft, gelangte erst durch die Aufhebung des Kurstaates Anfang des 19. Jahrhunderts an Nassau und wurde 1827 zur Kathedralstadt eines neugeschaffenen Bistums für das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt erhoben. Weilburg hingegen war seit 1355 Residenz der Linie Nassau-Weilburg und wurde durch diese Funktion maßgeblich geprägt. In gewerblicher Hinsicht entwickelte sich die Stadt vor allem zu einem Mittelpunkt der Eisenindustrie.

Herangezogen wurden für die Bearbeitung des Landkreises Limburg-Weilburg das ältere Werk von Vogel, Beschreibung sowie die im Rahmen der Vorarbeiten zum Geschichtlichen Atlas von Hessen entstandenen territorialgeschichtlichen und kirchentopographischen Werke von May, Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes und Gerhard Kleinfeldt und Hans Weirich über Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum. Neben den einschlägigen Quelleneditionen, namentlich den Quellen zur Geschichte der Klöster und Stifte im Gebiet der mittleren Lahn bis zum Ausgang des Mittelalters von Wolf-Heino Struck wurde im Zuge der Materialsammlung in begrenztem Maße auch die archivalische Überlieferung herangezogen.

Großer Wert wurde auf die Erarbeitung der topographischen Ortsbeschreibungen gelegt, die, wo möglich, auf Autopsie beruhen. Die Erfassung von älteren Baudenkmälern sieht das Schema des Ortslexikons nicht vor. Hier genügt der Verweis auf das 2008 von Folkhard Cremer neu aufgelegte Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Hessen) von Georg Dehio und auf die vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen herausgegebenen Bände Denkmaltopographie Limburg-Weilburg Band 1: Bad Camberg bis Löhnberg, Denkmaltopographie Limburg-Weilburg Band 2: Mengerskirchen bis Weinbach sowie Stadt Limburg. Für die Angaben zum Stichjahr 1787 wurde auf die Arbeit von Walter Wagner über Das Rhein-Main-Gebiet vor 150 Jahren zurückgegriffen, die Verwaltungszugehörigkeiten im 19. Jahrhundert basieren auf der Auswertung von A. J. Weidenbach, Nassauische Territorien unmittelbar vor der französischen Revolution bis 1866, in: 10 (1870), S. 253-360.