Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Gerichtsstätten in Hessen

Beschreibung

Der erste Teil des Inventars „Gerichtsstätten in Hessen“ umfasst vor allem Dorfgerichtsstätten, d.h. Dorfanger und Lindenplätze, aus dem nördlichen Hessen. Ausgangspunkt war die umfangreiche Beleg- und Dia-Sammlung für die Altkreise Eschwege, Hersfeld, Marburg, Rotenburg, Witzenhausen und Ziegenhain, die Dr. Wilhelm A. Eckhardt in mehr als 40 Jahren zusammengetragen hat. Für die Veröffentlichung hat er dieses Material aktualisiert und anhand eines mit Prof. Dr. Siegfried Becker (Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg) und Prof. Dr. Otto Volk (damals Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg) erarbeiteten Erfassungsbogens ergänzt. Mittel für Hilfskräfte und Sachausgaben (z.B. für die Digitalisierung von Dias) erhielt die Historische Kommission für Hessen, unter deren Dach das Projekt angesiedelt wurde, dankenswerterweise vom Hessischen Ministerium der Justiz, für Integration und Europa.

Das Bearbeitungsgebiet wurde von Herrn Dr. Eckhardt in diesem Zuge auf die heutigen Landkreise Kassel, Werra-Meißner, Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und den Altkreis Marburg erweitert. Dazu wurden von ihm Zufallsfunde in den Kreisen Waldeck-Frankenberg, Vogelsberg und Fulda aufgenommen, ohne dass diese Landkreise von ihm bisher systematisch bearbeitet werden konnten. Seiner Arbeit zugrunde gelegt wurden die in der Literaturliste (PDF) genannten Veröffentlichungen. Für die dort ermittelten Dorfgerichtsstätten hat Dr. Eckhardt im Hessischen Staatsarchiv Marburg die Kataster und die Katasterkarten (soweit nicht wegen des schlechten Erhaltungszustands für die Benutzung gesperrt) überprüft und ausgewertet. Die Karten im Hessischen Staatsarchiv Marburg fotografierte außerdienstlich Frau Barbara Krippner.

Für aktuelle Fotos von ehemaligen Dorfgerichtsstätten war Andreas Schmidt im Werra-Meißner-Kreis und im Kreis Hersfeld-Rotenburg unterwegs. Von ihm stammen auch einzelne Scans von Abbildungen aus der Literatur. Für den Kreis Hersfeld-Rotenburg stellte Frau Brunhilde Miehe freundlicherweise die Fotovorlagen Ihrer Veröffentlichungen zur Verfügung, für den Werra-Meißner-Kreis das Archiv Burg Ludwigstein, das Landesamt für Denkmalpflege Hessen und das Stadtarchiv Eschwege Scans historischer Fotos aus ihren Beständen. Neue Aufnahmen von Gerichtsstätten der übrigen Landkreise wurden zumeist von Herrn Dr. Wilhelm A. Eckhardt selbst gemacht. Für den Schwalm-Eder-Kreis hat Dr. Klaus Lambrecht von der Naturschutzbehörde des Landkreises eine Reihe von Fotos beigesteuert. Die örtlichen Helfer, denen Hinweise oder einzelne historische Fotos zu verdanken sind, werden jeweils bei den Dorfgerichtsstätten genannt.

2014 hat Dr. Eckhardt die Erfassung der Gerichtsstätten auf das südliche Hessen ausgedehnt und zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Ausgangspunkt war die von Prof. Dr. Barbara Dölemeyer im Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte (MPIER) in Frankfurt am Main bearbeitete Sammlung Frölich mit zahlreichen Fotos aus den 1930er Jahren, die dankenswerterweise in das Inventar der Gerichtsstätten eingestellt werden durften. Neben den Arbeiten von Karl Frölich waren Grundlage für die hanauischen Gebiete Ernst J. Zimmermann (Hanau. Stadt und Land, 1903), für Oberhessen Ulrich Weiss (Die Gerichtsverfassung in Oberhessen, 1978) und in gewissem Umfang Wilhelm Müller (Verzeichnis hessischer Weistümer, 1916), für Starkenburg Wilhelm Müller (Hessisches Ortsnamenbuch, Starkenburg, 1937), während es für Nassau an zusammenfassenden Vorarbeiten fehlt. Für hanauische Orte hat Dr. Uta Löwenstein vom Staatsarchiv Marburg Material beigesteuert, für Oberhessen Dr. Dieter Wolf vom Stadtarchiv Butzbach und für Starkenburg haben vor allem Prof. Dr. Friedrich Battenberg und Dr. Lars Adler vom Staatsarchiv Darmstadt die Arbeit unterstützt. So konnten für die Regierungsbezirke Darmstadt und Gießen weitere 145 Gerichtsstätten inventarisiert werden.

Auch nach langjähriger Arbeit an diesem Inventar enthält es angesichts der schwierigen Überlieferungslage sicherlich noch Lücken, die örtliche Kenner der Dorfgeschichte vielleicht schließen helfen können. Für Hinweise und Ergänzungen ist das Hessische Institut für Landesgeschichte darum stets dankbar.

Weitere Informationen:

Wilhelm A. Eckhardt: Dorfgerichtsstätten im nördlichen Hessen (PDF).
Wilhelm A. Eckhardt: Literatur zu Dorfgerichtsstätten in Hessen (PDF)
Übersichtskarte

Kontakt:

Stefan Aumann
Hessisches Institut für Landesgeschichte, Marburg