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Balthasar (Baltzer) Becker 1641, Gießen

Gießen · Gem. Gießen · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Gießen

Gebäude / Areal:

Gießen, Oberhessisches Museum Altes Schloß (1. OG).

Merkmale

Datierung:

3. Mai 1641

Typ:

Epitaph

Material:

Ölmalerei auf Leinwand mit Holzrahmen · Ölmalerei · Leinwand

Erhaltung:

erhalten

Größe:

125 x 150 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

1-2,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Der figurenreiche Zug im Gefolge des kreuztragenden Christus kommt bei starker perspektivischer Wirkung aus dem Tor einer Stadtarchitektur in den vorderen Bildraum. Christus in langem, dunkelgrünem Gewand mit Ärmeln und rotem Obergewand befindet sich am linken Bildrand, hinter ihm Soldaten, der vorderste den Querbalken des Kreuzes anfassend. Christus hat den Kopf der Malerfamilie gewendet. Da das Kreuz auf seiner rechten Schulter aufliegt, sind seine Hände frei bewegt. Simon von Kyrene, zwischen diesen Gruppen, hilft das Kreuz zu tragen. Im rechten Vordergrund der Stifter mit seiner Familie, nämlich Ehefrau, Tochter und zwei Söhne. Er trägt wie seine Ehefrau ein schwarzes Gewand mit Kragen und Manschetten. Er ist anbetend wiedergegeben, seine Frau weist mit ihrer Rechten auf das Passionsgeschehen hin. Die vor ihr kniende, bereits verstorbene Tochter wird von der Mutter an einem Band gehalten und hat beide Hände in Richtung zu Christus erhoben. Vor dem Vater knien, wie er anbetend, die beiden Söhne, der ältere bereits verstorben. Im linken Vordergrund erscheint der Oberkörper einer rot und weiß gekleideten, weinenden Frau mit einem Kind auf dem Arm. Dessen Oberkörper ist unbekleidet. Es trägt eine Kette aus roten Schmucksteinen und ein ebensolches Armband. In der zur Malerfamilie, genauer zur Tochter hin ausgestreckten Hand hält es zwei kleine Blumen (Nelken ?). Ein in diesem Zusammenhang sehr ungewöhnliches Motiv.

Die innerbildliche Inschriftttafel (A) wird von der Frau und dem unteren Rahmen leicht überschnitten. Auf dem schwarzgrundigen Rahmen, der über den Ecken mit goldfarbenen Ornamenten geziert ist, oben und unten zwei Inschriften mit Bibelzitaten (oben B, unten C). Alle Personen der Familie sind zudem mit ihren Namen bezeichnet (D). In der Bildmitte unterhalb des Simon von Kyrene Angabe der entsprechenden Bibelstelle zum dargestellten Passionsvorgang (E).

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · männliche Person(en) · Kind(er)

Stand:

Handwerker · Bürger

Dargestellte Personen:

Der Maler Balthasar (Baltzer) Becker malte dieses Epitaph für sich, seine Frau Ottilia geb. Hilt und seine Kinder Johann Gerhard, Johann Melchior und Anna Ursula und vollendete es am 3. Mai 1641. Seit 1631 schuf er etwa 23 Porträts der Gießener Professorengalerie.

Balthasar Becker wurde vermutlich am 14. April 1603 als Sohn des Johannes Becker und der Catharina geb. Gernand (Stumpf I, Nr. 207) in Gießen getauft und am 2. Dezember 1645 im Alter von 42 Jahren und 8 Monaten begraben (Stumpf I, Nr. 222). Aus seiner vor 1635 geschlossenen Ehe mit Ottilia, die am 7. Januar 1646 in Gießen 30-jährig beerdigt wurde, sind 7 Kinder bekannt (siehe Stumpf I, Nr. 222).

Inschrift

Umschrift:

A:

1641. den. 3. May. /

Diesses Macht ich zu einer Gutten /

Erinnerung deß Leydens, vnd außführung Christi /

vnd mir, vnd Meiner haußfrauen, vnd Kindern zu einem Gedechtnus. Gott /

verleih, denen die itzundt schon in Ihm entschlaffen sindt, ein fröliche auff,, /

erstehung vnd uns allen, zu seiner zeitt ein selige nachfahrtt. Amen /

Baltzer Becker Mahler alhier 1641 den 3. (!) Baltzer Becker Mahler (!)

B:

Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, vnd hast mir /

Mühe gemacht in deinen Missethaten. Ich, Ich tilge deine Über /

tretung vmb meiner Willen vnd gedenke deiner Sünde Nicht.

C:

Lobe den Herrn meine Seele, vnd Vergiß nicht Was er dir gutes /

gethan hatt: Der dir alle deine Sünde vergibt, vnd heilet alle deine /

gebrechen: psalm. 103 v.(ers) 4. 3. Ich werde nicht sterben, sondern leben.

D:

(unterhalb des Malers bzw. Vaters:) Baltzer Beck(er)

(unterhalb des größeren Sohnes:) Johan Gerhartt +

(unterhalb des kleineren Sohnes:) Johan Milchor

(unterhalb der Mutter:) Ottillia Beckerin / geborne hiltin von / [. . . . .]

(unterhalb der Tochter:) Anna vrsula +

E:

Luc.(as) 22 v.(nd) 23 (?)

Kommentar:

Der Inhalt der letzten, vom Rahmen teilweise verdeckten Zeile von Inschrift A wurde offensichtlich später teils ans Zeilenende und teils an den Anfang der Inschrift übertragen. Nur dadurch sind die Wiederholungen des Datums und des Namens des Malers zu erklären.

Die Inschrift B wurde entnommen aus Jesaja 43, Verse 24-25; Inschrift C aus Psalm 103, Verse 2-3, und Psalm 118, Vers 17.

Bei Inschrift D ist der Herkunftsort von Ottilia Becker geb. Hilt durch den Rahmen des Bildes verdeckt.

Schrift:

Fraktur

Nachweise

Literatur:

  • Häring, Friedhelm: Die Museen in Gießen, Gießen 1982, S. 15, Abb. 10
  • Magistrat der Universitätsstadt Gießen (Hrsg.): Das Oberhessische Museum der Stadt Gießen, o. J., S. 13
  • Stumpf, Otto: Das Gießener Familienbuch (1575-1730), Band 1, Gießen 1974

Personen:

Becker, Johannes · Becker, Catharina geb. Gernand · Gernand, Catharina verheiratete Becker

Sachbegriffe:

Kreuztragung Christi · Passion · Selbstbildnisse · Stadtarchitekturen · Simon von Kyrene · Männer · Frauen · Kinder · Maler

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Balthasar (Baltzer) Becker 1641, Gießen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/950> (Stand: 7.9.2007)