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Grabdenkmäler

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Graf Friedrich Magnus zu Solms-Laubach 1561, Laubach

Laubach · Gem. Laubach · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Laubach

Gebäude / Areal:

Laubach, Evangelische Pfarrkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Laubach, Evangelische Pfarrkirche.

Im nördlichen Querschiff.

Merkmale

Datierung:

13. Januar 1561

Typ:

Epitaph

Material:

Alabaster

Erhaltung:

erhalten

Größe:

230 x 400 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Das sehr aufwändige Epitaph zeigt den Verstorbenen auf einer von relativ hohem Sockel getragenen Figurenplatte in freiplastischer Ausarbeitung. Er kniet vor einem figurenreichen Relieffeld und blickt zu dem hier erscheinenden Gekreuzigten, dem seine Anbetung gilt. In dieser Disposition wird deutlich, wie im Rahmen der Grabmale mit der Wiedergabe des Verstorbenen in ewiger Anbetung (Anm. 1) in neuer Weise räumlich so differenziert wird, daß der vollplastisch ausgearbeitete Verstorbene durch seine Hinwendung in Beziehung zu Bildern auf einer getrennt von ihm angebrachten Bildtafel steht. Im Vergleich mit den Bedingungen des Reliefs ermöglicht es eine derartige Anlage, das Aufblicken des Verstorbenen und seine Verbindung mit dem Heiligen in nachvollziehbarer Weise zu veranschaulichen. Der Verstorbene in Harnisch mit abgelegtem Helm kniet am linken Rand auf einem Kissen, welches die vorspringende, profilierte Figurenplatte nach links überspielt. So wird sein Körper vor dem seitlichen Pilaster des Relieffeldes wahrgenommen, ohne dessen bildliche Darstellungen zu überschneiden; ein Zeichen für die überlegte Ordnung des Ganzen und das ausgewogene Verhältnis der einzelnen Teile zueinander. Dieser bestimmende, figürliche Teil des Epitaphs erhebt sich über einem dreigeteilten Sockel, der einen zusätzlichen Unterbau hat. Die mittlere, betonte Sockelpartie ist leicht vorgewölbt und trägt die Inschrift (E). Darunter in einer kleinen Kartusche Inschrift (F) mit Künstlersignatur des Jordanus Brekevelt.

Das Relieffeld wird von seitlichen Pilastern mit je 6 Wappenschilden begrenzt. Am Übergang zu dem oberen Halbrundbogen mit Inschrift (B) je ein Vollwappen. Unterhalb dieses Bogens erscheint in der Mitte einer Wolkenumrahmung der Oberkörper Gottvaters, zusammen mit der Taube und dem Gekreuzigten auch im Bild der Trinität zu sehen. Die Fläche darunter ist so unterteilt, daß links eine umrahmte Inschrifttafel (A) Platz findet mit einem Zitat aus dem Johannesevangelium. Sie wird von einem dahinter erscheinenden Engel gehalten. Rechts das beschriebene, aufragende Kreuz mit dem dreigenagelten Christus. Am Fuß des Kreuzes liegt ein Totenkopf in Verdeutlichung von Schädelstätte/Golgatha. Darunter die Inschrift (D). Zur Bekrönung des Ganzen sitzt in der oberen Mitte des Halbrundbogens ein Putto auf einem Sockel mit Inschrift (C). Er trägt einen auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens hinweisenden Totenschädel. Seitlich je ein weiteres Vollwappen.

Nach Dehio soll das Denkmal 1562– 1563 geschaffen worden sein. Die teilweise farbige Fassung aufgefrischt.

In einigen Fällen kann beobachtet werden, daß verwandte Familien auch untereinander ähnlichen Schmuck ihrer Grabmale wählen, gegebenenfalls auch ihnen bekannte Künstler empfehlen. In diesem Rahmen kann verwiesen werden auf das Epitaph des Ludwig Casimir Graf von Hohenlohe und seiner Gemahlin Anna, einer geborenen Gräfin von Solms– Laubach, aus den Jahren 1568– 1570 in der Stiftskirche von Öhringen. Zu diesem Werk haben sich wichtige Anweisungen der Witwe erhalten (Anm. 2).

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Anm. 1: Vgl. zur Verbildlichung der ewigen Anbetung und dem Grabmaltypus des Epitaphs u.a. F. Arens: Gotische Grabmäler mit der Darstellung der „Ewigen Anbetung“ in Deutschland, in: Das Münster 5/6 (1972), S. 333 ff.; P. Schoenen: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd. V, Stuttgart 1967, Sp. 872 ff.; H. Körner: Grabmonumente des Mittelalters, Darmstadt 1997, S. 178 ff.

Anm. 2: Vgl. Die Renaissance im deutschen Südwesten, zur Ausstellung des Landes Baden– Württemberg vom 21. Juni bis 19. Oktober 1986 im Heidelberger Schloß, Lichtbildreihe zur Landeskunde, S. 62 f. Die halbrundbogige Umrahmung mit der Erscheinung Gottvaters mit der Taube ist ebenso zu vergleichen wie die Anbetung des Gekreuzigten und die von Engeln gehaltenen Inschrifttafeln. Das Grabmal wurde von der Witwe noch im Todesjahr des Mannes bei Johann von Trarbach in Auftrag gegeben. Festgelegt wurden der Standort in der Kirche, Abmessungen, die biblischen Themen, Wappen, die Ausführung der Bildnisse in Lebensgröße, Bezahlung und Transportkosten.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Insgesamt 16 Wappen, davon vier Vollwappen, u. a. Solms, Mecklenburg, Hanau-Münzenberg.

Dargestellte Personen:

Graf Friedrich Magnus zu Solms-Laubach, geboren am 10.01.1521 als Sohn des Grafen Otto zu Solms und seiner Frau Anna von Mecklenburg, der Witwe Landgraf Wilhelms II. von Hessen. Er starb am 13.01.1561 in Laubach.

Seit dem 11.07.1545 war er mit Agnes zu Wied, Witwe des Grafen Kaspar zu Mansfeld, verheiratet, die am 24.03.1588 in Sonnewalde verstarb.

Einer seiner Söhne war Graf Johann Georg I. zu Solms (+ 1600).

Inschrift

Umschrift:

A:

ALSO · HAT · GODT · DIE · WELT /

GELIEBET · DAS · ER · SEINEN · EINGEBORN /

EN · SOHN · GAB · AVF · DAS · ALLE · DIE · AN · IN /

GLAVBEN · NICHT · VERLOREN · WER,, /

DEN · SONDERN · DAS · EWIGE · LEBEN /

HABEN · IOANNIS · IN · III

B:

HIE · HANGT · AN · CREVTZ · MEIN · GELIEBTER · SOHN · AN · DEM · ICH · WOLGEFALLENS · HAN /

WER · INEN · HORET · VND · SEINEM · WORT · GLAVBET · DER · WVRDET · MEINER /

GENADE · NIT · BERAVBET · SONDER · HABEN · DAS · EWIGE · LEBEN /

WERD · ES · EVCH · VON · SEINET · WEGEN · GEBEN

C:

RESPICE /

FINEM

D:

MEMORARE /

NOVISSIMA

E:

ANNO · DOMINI · M · D · LXI · VF · MONTAG · DEN · XIII · IANVARII · VORMITTAGE · VMB · NEVN · VREN · IST · IN · GODT /

SELIGLICHEN · VERSCHIEDEN · DER · WOLGEBORNE · HER · FRIDERICH · MAGNVS · GRAVE · ZV · SOLMS /

HER · ZV · MINTZENBERG · VND · SONNEWALDT · SEINES · ALTERS · IM · XL · VND · SEINER · REGIRVNG · IM · XVI · IARE /

NACH · IME · IN · LEBEN · VERLASSEN · ZWEN · SONE · IOHANS GEORGEN · VND · OTTHEN · AVCH · DREII · FRAWLEIN · DOROTHEEN · ELSEREEN · VND · ANNE(N) /

HAT · ANNO · DOMINI · M · D · XLVIII · MIT · SEINEM · VETTERN · GRAVE · REINHARTEN · ZV · SOLMS · DIE · GRAFSCHAFT · LICH · VND · REDELHEIM · GETHEILT /

VND · CHRISTLICH · BIS · AN · SEIN · ENDE · GELEBT · VND · REGIRET · DEM · WOLLE · GODT · MIT · ALLEN · AVSERWELTEN /

EIN · FRÖLICHE · VFERSTEHVNG · VERLEIHEN · AMEN.

F:

ANNO · A · SALVTIFERO · VIR /

GINIS · MARIAE · PARTV /

[. . . .] LAVBACHII · ABSOLVIT /

HOC · EPITAPHIVM /

IORDANVS · BREKEVELT

Übersetzung:

C:

Beachte das Ende.

Kommentar:

ELSEREEN in Inschrift E vielleicht durch Restaurierungsfehler aus ursprünglich ELSEBETEN entstellt. Die heute zerstörte Stelle in Inschrift F soll nach Damrath MDLXIII gelautet haben, doch erscheint der Platz dafür etwas gering.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen, bearb. von Magnus Backes, 2. Aufl. München 1982, S. 507
  • Damrath, F.: Friedrich Magnus Graf zu Solms-Laubach - der Gründer der Lateinschule in Laubach (1555), in: Laubacher Hefte 17 (2005), S. 9 ff.
  • Schwennicke: Europäische Stammtafeln NF XVII (1998), Tafeln 39 und 43

Personen:

Brekevelt, Jordanus · Brechfeld, Jordanus · Solms-Lich, Otto Graf zu · Solms-Laubach, Agnes, geb. zu Wied · Wied, Agnes zu, verheiratete zu Solms-Laubach · Mecklenburg, Anna von, verheiratete zu Solms-Lich · Solms-Lich, Anna zu, geb. von Mecklenburg · Hessen, Wilhelm II. Landgraf von · Mansfeld, Kaspar Graf zu

Orte:

Lich · Sonnewalde

Sachbegriffe:

Künstler · Freiplastik · Kruzifixe · Signaturen · Trinität · Gottvater · Tauben · Totenschädel · Wolken · Wappen · Kissen · Harnische · Helme · Pilaster · Putten · Schädelstätte · Golgatha · Männer · Adlige · Grafen

Wappen:

Solms · Mecklenburg · Hanau-Münzenberg

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Graf Friedrich Magnus zu Solms-Laubach 1561, Laubach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/866> (Stand: 7.2.2008)