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Grabdenkmäler

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Maria Christina Juncker geb. Herdenius 1635, Naunheim

Naunheim · Gem. Wetzlar · Lahn-Dill-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Naunheim

Gebäude / Areal:

Naunheim, Evangelische Pfarrkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Naunheim, Evangelische Pfarrkirche.

Im Kircheninneren in die Südwand des Chores eingelassen, früher im Boden des Chores vor dem alten, nicht mehr vorhandenen Altar liegend.

Merkmale

Datierung:

25. November 1635

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

81.5 x 195 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2,5-3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Der ausgesprochen hochrechteckige Stein mit Umschrift (A) zeigt in leicht vertieftem Feld in gestreckter, annähernd herzförmiger Umrahmung den Leichentext (B) mit zum Teil starken Oberflächenverlusten. Die Ornamente sind von Roll- und Knorpelwerk bestimmt.

Über der oberen Mitte der Inschrift befindet sich eine Sanduhr mit seitlichen, symmetrisch angeordneten Flügeln, die ohne perspektivische Wirkung dem Reliefgrund ausgebreitet aufliegen. Die gegebene Zusammenstellung ist der Emblematik der Zeit bekannt und bedeutet: „Lebe des Todes eingedenk, es flieht die Zeit“ (Anm. 1). Ein Engelskopf wird der Symmetrieachse entsprechend dem unteren Rahmenschmuck einbezogen. Mit einer mittleren Quaste erfolgt formal der Ausklang. Derartige, frei vor dem Grund herabhängende Quasten werden in Verbindung mit Textilien auch Lambrequins genannt und sind in Graphik und Malerei bereits im 16. Jahrhundert bekannt, erfreuen sich im Barock großer Beliebtheit (Anm. 2).

In geschickter Ausnutzung der gegebenen Fläche erscheinen vier Vollwappen mit Namensbeischriften (C) in den Ecken. Das rechte obere ist stark abgerieben wie auch die Ornamente und die umlaufende Inschrift auf der rechten Seite. Abstossungen weiterhin im Bereich der rechten und linken unteren Ecke.

Anm. 1:Vgl. Gabriel Rollenhagen, Sinn-Bilder, Reprint der Ausgabe der Jahre 1611/1613, 1983, S.366 ff.

Anm. 2: Sie begegnen im Rahmen von Entwurfszeichnungen von Hans Baldung Grien und bei Altären in den Jahren um 1530-1545. Im Barock werden Lambrequins als Schmuckelemente auch bei Stein- und Holzarbeiten übernommen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Enthaltene Wappen:

Vier Vollwappen in den Ecken des vertieften Feldes: links oben Juncker, rechts oben zerstört, links unten Herdenius und rechts unten Lucanus. Die oberen beiden Wappen stehen demnach für die Eltern des Ehemannes, die unteren für die Eltern der Verstorbenen. Auf der Grabplatte Johann Joachim Junckers, ebenfalls in Naunheim, zeigt das Wappen der Familie Lucanus ein völlig anderes Schildbild (vgl. die Fotos).

Dargestellte Personen:

Maria Christina Juncker geborene Herdenius (Herd, Herden), Ehefrau des Johann Joachim Juncker, Amtmanns zu Königsberg, gestorben am 25. November 1635.

Die Verstorbene wurde um 1605 in Echzell als Tochter des späteren Superintendenten zu Marburg Georg Herdenius und seiner Frau Maria Katharina geb. Lucanus geboren. Am 16. April 1627 heiratete sie in Marburg den aus Darmstadt stammenden Witwer Johann Joachim Juncker. Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor. (Absatz nach www.ahnenforschung-hessen.de/stammfolgen/juncker.html, Stand: 04.06.2008)

Johann Joachim Junckers Grabplatte hat sich in Naunheim ebenfalls erhalten.

Inschrift

Umschrift:

A:

DEN 25 • NOUEMB:(RIS) A(NNO) 1635 IST IN CHR(IST)O / IESU ABGESCHIDEN • W(EILAND) • DIE EHRNTUGEN[TSAME] FRAV MARIA CHRISTINA HERDIN, DES EDLEN E[...] / [.....] VORACHTPARN H(ERRN) I[OH(ANN) IOACH]IMB / IUNCKERN AMPTMANS ZV KÖNIGSBERG LIEBE HAUSFRAV • S(ELIGE) • DERN GOTT EINE FRÖLICHE AVFERSTEHV(N)G AVS • G:(NADEN) U(ER)LEIHE • A(MEN)

B:

IS:(AIA) 26 • /

Deine Todten [werd] /

en leben, vnd mit dem [Leich] /

namb aufstehen [wachet auf] /

vnd rhümet die [ihr lieget unt] /

er der Erden den dein [tauw] /

ist ein tauw des [grünen Feldes] /

aber das Land [der Toten] /

wirstu st[ürzen.] /

Gehe hin mein [Volk in deine] /

kamer vnd [schleuß die Tür] /

nach [dir zu verbirg d]ich /

ein klei[nen Augenblick] /

bis d[er Zorn vor] /

v[bergehe.]

C:

(Namensbeischriften zu den Wappen, oben rechts zerstört:)

(oben links:) IUNCKER

(unten links:) HERDEN

(unten rechts:) [L]VCKAN

Kommentar:

Inschrift B aus Jesaja, 26. Kapitel, Verse 19 und 20.

Schrift:

Kapitalis (A, C) und Fraktur (B)

Nachweise

Personen:

Juncker, Johann Joachim · Herdenius, Georg · Herdenius, Maria Katharina, geb. Lucanus · Lucanus, Maria Katharina, verheiratete Herdenius

Orte:

Darmstadt · Echzell · Königsberg · Marburg

Sachbegriffe:

Wappen · Rollwerk · Knorpelwerk · Sanduhren · Engelsköpfe · Köpfe · Quasten · Lambrequins · Frauen

Wappen:

Juncker · Lucanus · Herdenius

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Maria Christina Juncker geb. Herdenius 1635, Naunheim“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1426> (Stand: 4.6.2008)