Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Burg Hatzfeld

418 m über NN
Gemarkung Hatzfeld (Eder), Gemeinde Hatzfeld (Eder), Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Geschichte der Burg Hatzfeld reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Sie war eine Ganerbenburg im Besitz der Familie von Hatzfeld; im 14. Jahrhundert trugen die Hatzfelder ihre Burg sowohl den hessischen Landgrafen als auch den Mainzer Erzbischöfen zu Lehen auf. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Hessen und Mainz standen sie eher auf der Seite der Erzbischöfe. Die Hälfte der Burg kam in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an die hessischen Landgrafen, nachdem die Familie von Hatzfeld-Hatzfeld in männlicher Linie ausgestorben war. Ein Feuer zerstörte 1653 die schon verfallende Burg weiter, 1843 wurden Teile der Ruine abgebrochen. Heute kümmert sich der Verein für Burg- und Heimatgeschichte Hatzfeld e.V. um Erforschung und Erhalt der Burgruine.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

etwa 7 km westsüdwestlich von Battenberg

Lage:

Die Burgruine liegt auf einem Bergsporn nordöstlich über der Stadt Hatzfeld.

Geschichte

Burggeschichte:

Der erste Beleg für die Burg Hatzfeld ist ein indirekter: Im Jahr 1282 musste sich der hessische Landgraf verpflichten, das „neue Haus“ in Hatzfeld wieder abzureißen (Landgrafen-Regesten online Nr. 263). Bei diesem „neuen Haus“ handelte es sich vermutlich um eine Gegenburg zur Burg Hatzfeld. Explizit wird sie dann in einer Urkunde von 1311 genannt, als die Herren von Hatzfeld ihre Burg den hessischen Landgrafen zu Lehen auftrugen. Der Landgraf durfte die Burg jedoch nicht gegen das Erzbistum Mainz nutzen. Zwei Jahrzehnte später öffneten die Hatzfelder ihre Burg auch den Mainzer Erzbischöfen (1332) und wiederum ein Jahrzehnt später auch den Erzbischöfen von Köln (1340). Auf diese Weise suchten die Herren von Hatzfeld, sich einen gewissen Handlungsspielraum zwischen diesen zeitweise heftig konkurrierenden Mächten zu erhalten. 1379 wird die Burg von Landgraf Hermann II. belagert. In den 1380er Jahren öffneten die Herren von Hatzfeld ihre Burg auch den Grafen von Nassau, daraufhin belagerte der hessische Landgraf die Burg, blieb jedoch erfolglos.

Ersterwähnung:

1282

Laufzeit:

2. Hälfte 13. Jahrhundert–17. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

Die Herren von Hatzfeld sind urkundlich 1138/39 (Urkunden und Quellen zur Geschichte von Stadt und Abtei Siegburg, S. 92-94, Nr. 43) greifbar und Mitglieder der Familie erscheinen im 13. Jahrhundert mehrfach im Umfeld der Mainzer Erzbischöfe. Ihre Burg trugen sie 1311 den hessischen Landgrafen zu Lehen auf, 1332 übergaben die Brüder Kraft und Gottfried von Hatzfeld ihre Hälfte der Burg zudem dem Erzbischof von Mainz und erhielten sie von diesem als Lehen zurück. Seit 1340 bestand auch eine Lehnsbindung an das Erzbistum Köln. Die Burg war gemeinsamer Besitz der Familie von Hatzfeld, es haben sich Burgfrieden der Ganerben von 1331, 1383, 1419, 1491 und 1545 erhalten. Seit dem späten 14. Jahrhundert war die Burg zwischen den beiden Hauptlinien Hatzfeld-Hatzfeld und Hatzfeld-Wildenburg geteilt. Mit Johann VIII. starb der Familienzweig Hatzfeld-Hatzfeld 1570 in männlicher Linie aus und eine Hälfte der Burg kam damit als heimgefallenes Lehen an den hessichen Landgrafen. Bis 1602 konnte dieser ein weiteres Achtel erwerben, und die übrigen drei Achtel von Burg und Herrschaft waren im Besitz der Familie Hatzfeld-Biebighausen. 1772 und 1776 kauften die hessischen Landgrafen auch diese Anteile auf. Im Jahre 1884 erwarb Hermann II. von Hatzfeld-Trachenberg die Burgruine Hatzfeld.

Abgang:

Das Inventar von 1571 verzeichnet zahlreiche Schäden am nunmehr hessischen Burgteil: zerborstene Fenster, kaputte Wände, beschädigte Wände. 1653 zerstörte ein Brand die letzten bewohnbaren Räume der Burg. Nachdem sich Anwohner darüber beklagt hatten, dass die bröckelnde Ruine eine Gefahr für die Häuser unterhalb des Schlossbergs darstellte, wurden große Teile 1843 abgetragen.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Nur wenige Details zur Baugeschichte der Burg sind bekannt. Erbaut wurde sie vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, nach der Aufteilung der Burg unter den Mitgliedern der Familie Hatzfeld entstand nach 1331 ein zweiter Wohnbau in der Kernburg. Später kamen weitere Wohngebäude hinzu. 1989 begannen Freilegungs- und Sicherungsarbeiten, allerdings ohne archäologische Begleitung. Weitere Sanierungen wurden 1998 bis 2003 vorgenommen (unter anderem Bedachung der Mauerreste).

Baubeschreibung:

Die Hauptburg war trapezförmig, im Norden stand ein älteres Wohngebäude, im Südosten ein jüngeres. Die vermutlich eng bebaute Kernburg umfasste eine Fläche von gut 900 Quadratmetern, ein Bergfried existierte nicht. Im Osten schloss sich ein schmaler Zwinger mit zwei Flankentürmen an, davor ein tiefer Halsgraben. Im Süden und Westen lag die Vorburg, das gesamte Burgareal hatte eine Fläche von etwa 2.700 Quadratmetern.

Grabungen und Funde:

Bei den Sanierungsarbeiten 1989 bis 1993 wurde Fundmaterial geborgen (Keramik, Holz- und Metallgegenstände), allerdings größtenteils ohne Mitwirkung von Archäologen. Von August bis September 1993 nahm das Landesamt für Denkmalpflege eine Nachuntersuchung vor. Im Frühjahr 1999 wurde das Burgareal geodätisch vermessen.

Denkmaltopographie:

„Schon seit den Hochmittelalter hatten die Herren von Hatzfeld eine Burg auf dem Burgberg. 1331 wird sie erstmals im Rahmen einer Teilung zwischen mehreren Ganerben urkundlich erwähnt. Diese Burg, über deren Aussehen keine Nachrichten vorliegen, ging nach dem Aussterben der Familie Hatzfeld-Hatzfeld im Jahre 1571 zur Hälfte an die Landgrafen von Hessen über. Nach längeren Auseinandersetzungen erlangte der Landgraf bis 1593 den vollständigen Zugriff auf die Burg Hatzfeld. Die Burg wird im Salbuch aus dem Jahre 1590 nur noch als „steinerner Rumpf“ bezeichnet, war also zu dieser Zeit schon weitgehend verfallen. Da die Ruine in der Folgezeit wohl nur noch als Steinbruch diente, sind keine weiteren Nachrichten über die Burg auf uns gekommen. Heute stellt sich die Ruine als Abfolge kurzer Mauerstücke dar, die in jüngerer Zeit mit geraden Abschlüssen zum Schutz vor Bewitterung versehen wurden. Lediglich am hinteren Ende blieb auch der Stumpf eines Rundturmes mit einigen anschließenden, ehemaligen Umfassungsmauern des inneren Burgbereichs erhalten.“

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Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg

Rechtstyp:

Herrenhaus; Lehnsburg

Funktionstyp:

Wohnsitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

EBIDAT:

Burg Hatzfeld

Zitierweise
„Burg Hatzfeld, Gemeinde Hatzfeld (Eder)“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/7553> (Stand: 12.2.2024)