Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Schloss Biedenkopf

386 m über NN
Gemarkung Biedenkopf, Gemeinde Biedenkopf, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Anlage liegt auf dem 386 m hohen, nach ihr benannten Schloßberg über der Stadt Biedenkopf. Errichtet wurde die 1254 urkundlich erwähnte Burganlage wohl schon kurz nach 1180 durch die Landgrafen von Thüringen, die von Hohenfels oder die Erzbischöfe von Köln. Um 1231 gelangte die Burg an Konrad von Thüringen, Graf von Gudensberg und späterer Hochmeister des Deutschen Ordens. Nach 1296 befand sich die kurz zuvor zerstörte Burganlage im Besitz Landgraf Ottos I. von Hessen, der sie auf die Südseite des Schlossberges verlegen ließ. Bei der Burg handelte es sich ursprünglich um eine langrechteckige Anlage, seit dem Neubau am Ende des 13. Jahrhunderts schließlich um eine ebenfalls rechteckige, allerdings verkleinerte Anlage von etwa 70 x 48 m mit Bergfried und kemenatenartigem Wohnbau. Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau der Burg zu einer Schlossanlage. Seit dem 17. Jahrhundert verfiel das kleine Schloss allmählich. Mitte des 19. Jahrhunderts sowie zwischen 1988 und 1993 wurde das Schloss umfassend restauriert, sodass ein Großteil des mittelalterlichen Baubestands erhalten ist.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Burg Biedenkopf

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

21 km westnordwestlich von Marburg gelegen

Lage:

Die Anlage liegt auf dem 386 m hohen, nach ihr benannten Schloßberg über der Stadt Biedenkopf.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Burganlage wurde wohl um 1180 durch die Landgrafen von Thüringen, die Edelherren von Hohenfels oder die Erzbischöfe von Köln erbaut. Vor 1296 wurde diese Burganlage wohl im Zuge von Streitigkeiten zwischen Landgraf Heinrich I. von Hessen und seinen Söhnen Otto und Heinrich zerstört. Unmittelbar danach wurde sie von Landgraf Otto I. von Hessen in kleinerem Umfang wiederaufgebaut.

Laufzeit:

1180–1604

Besitzgeschichte:

Ursprünglich steht die Burganlage wohl im Besitz der Edelfreien von Hohenfels der Erzbischöfe von Köln oder wird gegen Ende des 12. Jahrhunderts von den thüringischen Landgrafen erbaut. Um 1231 kommt die Burg in den Besitz Konrads von Thüringen, Graf von Gudensberg und später Hochmeister des Deutschen Ordens. Nach 1296 befindet sich die kurz zuvor teilweise zerstörte Burganlage im Besitz Landgraf Ottos I. von Hessen, der sie in reduziertem Umfang an der Südseite des heutigen Schlossberges wiedererrichten lässt. Vor 1316 sind Stadt und Burg Teil der Ausstattung Ludwigs von Hessen (1310-1357 Bischof von Münster), 1353 und erneut 1356 an Wigand von Sichertshausen und Johann von Breidenbach unter Vorbehalt jederzeitiger Wiedereinlösung verpfändet. Eine Wiederholung der Verschreibung zugunsten Johanns von Breidenbach findet 1360 sowie 1365 statt. 1385 bekennt Kraft von Hatzfeld, dass Gerlach und Johann von Breidenbach zwei Drittel, er selbst ein Drittel an Stadt, Burg und Land Biedenkopf zu Pfand haben. 1428 quittiert Ludwig Schenk zu Schweinsberg Landgraf Ludwig I. die Lösung eines Drittels an Stadt und Burg Biedenkopf, das ihm von den Eltern des Landgrafen verpfändet worden war. 1428 schließen die Ganerben Gerlach, Gerlach und Philipp von Breidenbach mit Landgraf Ludwig einen Burgfrieden über Biedenkopf einschließlich eines Umlandes von drei Morgen um Burg und Stadtmauer. 1432 gibt Gerlach von Breidenbach dem Landgrafen seinen Anteil an der Pfandschaft für ein Darlehen von 1600 Gulden zurück. 1433 versetzt Landgraf Ludwig I. Philipp von Breidenbach ein Drittel an Burg und Stadt Biedenkopf und den Gerichten Dautphe und Dexbach. Zur Wiedereinlösung dieses Drittels kommt es 1434.

Funktion:

Die Amtsbildung erfolgte in Anlehnung an die Burg Biedenkopf in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts anstelle des älteren Gerichtvorortes Dautphe, der in dieser Funktion letztmals 1249 zu erschließen ist. Ein Biedenkopfer Amtmann wurde erstmals 1302 genannt, die Amtsherrschaft war landgräflich.

burgenses (1259)

burchravius (1274, 1283)

procurator (1286)

officialis (1302)

castellanus (1304)

amptmann (1357)

undiramtmann (1339)

Rentmeister (1452)

Vogt (1452)

Abgang:

Seit dem 16. Jahrhundert verfiel die Burganlage allmählich, nachdem sie im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts bedeutungslos geworden war. Seit dem Jahr 1579 wurde der Palas als Fruchtspeicher genutzt. Die Burg scheint spätestens im Jahr 1604 eine Ruine gewesen zu sein. Der nordwestliche Wohnturm wurde 1617 abgetragen.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Dendrochronologischen Untersuchungen zufolge setzte der Bau der ludowingischen Burganlage vermutlich mit der Errichtung des nördlichen Turms nach 1175 ein. Aus dieser Zeit stammt auch der runde Bergfried im Süden des Burggeländes, der 1175 oder schon um 1158 errichtet wurde.

Nach der gegen Ende des 13. Jahrhunderts überlieferten Zerstörung der Burg wurde diese - reduziert auf das südliche Drittel ihres ursprünglichen Umfangs - neu erbaut. Damals entstand das Tor an der stadtwärts gelegenen Burgfront im südlichen Bereich der Anlage. Spätere Erweiterungen der Burg erfolgten vor allem während der Herrschaft Landgraf Heinrichs II. (1360 und 1365) insbesondere in Form zweier Wohntürme sowie einer kleinen Zwingeranlage. Der zweigeschossige, teils unterkellerte Palas samt Kreuzstockfenstern und Spitzbogenportal wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (ab 1458) mehrfach baulich verändert, möglicherweise erst um 1490 gänzlich fertiggestellt. Im Zeitraum zwischen 1843 und 1847 ließ Großherzog Ludwig II. von Hessen-Darmstadt die Schlossanlage wiederherstellen und im Stil des Historismus umgestalten.

Baubeschreibung:

Bei der Burg handelte es sich ursprünglich um eine langrechteckige Anlage von ca. 30 x 150 m, seit Ende des 13. Jahrhunderts dann um eine Anlage von von etwa 70 x 48 m, deren Mauerzug an der Ostecke der schmalen Nordfront durch einen starken Torbau, im Nordwesten durch einen Schalenturm verstärkt war. Die lange Westfront war durch 2 Schalentürme, die Ostflanke offenbar nur durch einen Schalenturm verstärkt. Stadtseitig fügte sich der Bergfried, dem ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Zwinger vorgelagert war, in die Ringmauer der Burganlage ein. Zudem waren Ringmauer und Zwingeranlage mit der Stadtbefestigung verbunden. Eine weitere Zwingeranlage (wahrscheinlich ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts) nahm den östlichen Bereich der Burganlage ein.

Erhaltungszustand:

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das verfallene Schloss im Stil des Historismus restauriert und bis 1866 als herrschaftlicher Fruchtspeicher (seit 1579) genutzt. Von 1886 bis 1891 wurden Renovierungsarbeiten am Palas ausgeführt. Seit 1908 beherbergt die Schlossanlage ein Museum.

Grabungen und Funde:

1963 wurde bei Bauarbeiten aus gestörten Schichten auf der Burg Scherbenmaterial des 14. bis 16. Jahrhunderts geborgen (s. Fundberichte aus Hessen 4, 1963, S. 225). Nördlich der heutigen Schlossanlage fand man Mauerreste einer etwa rechteckigen Turmburg mit Wallgraben, die möglicherweise als Vorgängerbau des Schlosses angesehen werden kann.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Schloss Biedenkopf

Zitierweise
„Schloss Biedenkopf, Gemeinde Biedenkopf“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14870> (Stand: 12.1.2022)