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Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

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Frankfurt am Main, Gestapo-Dienststelle


Lindenstraße 27
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Justiz

Subkategorie:

Gestapo 

Nutzungsgeschichte

Beschreibung:

Bereits seit 1933 lag der Regierungsbezirk Wiesbaden im Zuständigkeitsbereich der Frankfurter Dienststelle. Diese unterhielt zudem zwischen 1939 und 1945 Außenstellen in Wetzlar und Limburg. Am 1. April 1941 hatte die Gestapo, die zuvor in der Wilhelm-Leuschner Straße ihre Dienststelle hatte, eine großzügig gestaltete Villa in der Frankfurter Lindenstraße bezogen, die nun der neue Dienstsitz der Behörde sein sollte. Die Dienststelle erfüllte nicht nur eine rein administrative Funktion im nationalsozialistischen Verfolgungsapparat; sie war vielmehr auch selbst Ort der Gewalt. Während der Verhöre, die im Keller der Villa durchgeführt wurden, waren die Beschuldigten direkter Gewalt durch Gestapo-Mitarbeiter ausgesetzt. Im Keller war zudem ein mobiler Galgen verwahrt. Mit diesem wurden vier ausländische Zwangsarbeiter zwischen Januar 1942 und Januar 1945 an unterschiedlichen Orten im Zuständigkeitsbereich der Gestapo-Dienststelle getötet. Der Gestapo Frankfurt oblag zudem die Aufsicht über die in Hessen arbeitenden Zwangsarbeiter. Das Fremdarbeiter-Referat war die größte Abteilung der Verfolgungsbehörde in Frankfurt.

Der Personalbestand der Dienststelle kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht exakt nachgezeichnet werden. Für das Jahr 1942 liegt allerdings die Angabe vor, dass in der Gestapo-Zentrale 178 Personen beschäftigt waren.

Mitte März 1945 flüchtete die Gestapo aus Frankfurt. Hintergrund war der sich abzeichnende Einmarsch amerikanischer Truppen in die Stadt. Daher begann die Gestapo mit dem Verbrennen ihres dienstlichen Schriftgutes. US-Truppen fanden, als sie – vermutlich am 28. März 1945 – die Frankfurter „Gestapo-Zentrale“ erreichten, keine schriftlichen Unterlagen der Behörde vor.

Auch in der Endphase des Krieges wurden im Zuständigkeitsbereich der Gestapo Frankfurt Mordaktionen in ihren Einrichtungen in Heddernheim, Lindheim und Hirzenhain durchgeführt.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

1. April 1941

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

28. März 1945

Weitere Nutzungen des Objekts:

Nutzung vor NS-Zeit:

1896/97 erbaut, war das Gebäude, bis zu seinem durch die Gestapo erzwungenen Verkauf an ihre Behörde, Wohnsitz und Stiftsgebäude des Damenstifts der Cronstetten- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung zu Frankfurt am Main gewesen.

Nutzung nach NS-Zeit:

Nach Kriegsende Sitz des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt. 1950 erfolgte die Rückgabe an die Stiftung als dem rechtmäßigen Eigentümer im Rahmen der Wiedergutmachung.

Indizes

Orte:

Frankfurt am Main

Sachbegriffe:

Gestapo · Justiz · Verfolgung

Nachweise

Literatur:

Weblinks:

Wikipedia

Abbildungen

Abbildungen:

Zitierweise
„Frankfurt am Main, Gestapo-Dienststelle“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/31> (Stand: 17.8.2022)