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Villingen, Linde

Villingen, Gemeinde Hungen, Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Lage und Zustand

Die heutige Linde wurde an gleicher Stelle am 30.11.1891 gepflanzt (Ortschronik).
Hungener Straße/Zeller Straße
Lagetyp
außerhalb Dorf/Stadt
Platzform
rund/rundlich
Baumart
Linde, geleitet (Stufenlinde)
Brauchtum
Kirmes · Tanz
Historischer Zustand
Mößinger 1938: „. . . mächtige alte Linde in Villingen …, die vor etwa 40 Jahren umgehauen wurde. Ihre Äste waren in zwei Stufen gezogen, so daß der Baum also mit dem Wipfel dreistufig war. Früher wurde zur Kirmes eine Treppe in den ersten Stock gelegt, dazu Fußböden in die beiden Astkränze. Dann wurde im ersten Stock getanzt, während im zweiten Stock die Musikanten saßen, ein urtümlicher Brauch, der bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts in Übung war“.
Die Überreste der abgestorbenen alten Linde einschließlich des eichenen Bauholzes vom Stützgestell wurden am 19. Mai 1890 versteigert (Ortschronik).
Historische Belege
  • 1735 erhält Johann Philips Schelt vor 50 latten, so an die gemein linde gebraucht, 1 Gulden 7 Albus 4 Pfennige (Gemeinderechnung im Gemeindearchiv)
  • 1853 zeigt eine Zeichnung von A. Roth „Villingen unter der grünen Linde“ eine geleitete und gestützte Stufenlinde (Bernhard Koch in: Gießener Anzeiger 25.4.1954. Vorlage vielleicht aus Familienbesitz; Verbleib unbekannt)
  • 1854 „Der Lindenplatz“ am Anfang der Zeller Straße (Karte im Gemeindearchiv; vgl. auch HStA Darmstadt, P 4 Nr. 3968 UF, Flur 1, Abt. H)
  • 1858: „Der Ort ist im Besitze einer von den Urahnen ererbten Linde, welche vor dem Dorfe am Wege nach Hungen linker Hand sich befindet. Die starken Arme dieser Linde ruhen auf 14 von eichenem Holze erbauten Postamenten. An dem Kirchweihfeste wird unter diesem Lindenbaum getanzt.“ (PfarrA Villingen, Ortschronik S. 23)
  • 1859: „Im Anfang Juli wurde die vor dem Dorfe befindliche Linde unterbaut, wozu die Gemeinde das erforderliche Holz stellte.“ (PfarrA Villingen, Ortschronik S. 35)
  • Um 1890: Unter Glas gerahmtes Bild aus dem ehemaligen Bürgermeisterzimmer. In ein Foto aus der Zeit zwischen 1880 und 1903 eingefügt ein Bild der alten Linde, das Gerüst wohl Foto, die Linde und der Hahn (?) auf der Spitze Retusche, ähnlich wie 1853.
  • 1891: „Der hiesige Ort war von Alters her im Besitze einer ‚schönen Linde‘, welche am Ende des Dorfes auf der linken Seite des Weges nach Hungen stand, gegenüber der Wohnung des Rechners und Postagenten Koch. Diese Linde war unterbaut, ihre Aeste ruhten auf mehreren Postamenten. An dem Kirchweihfeste wurde unter derselben getanzt, während die Musik oberhalb postiert war. Bei schönem Wetter versammelten sich an genanntem Tage, nicht blos viele Villinger, es erschienen auch zahlreiche Fremde aus dem benachbarten Hungen und aus andern Nachbarorten. Auf der selben Stelle von der alten abgestorbenen Linde, deren Ueberreste am 19. Mai 1890 zu 91 M 15 d, einschließlich des eichenen Bauholzes, versteigert wurden, ist am 30. November eine junge Linde gesetzt worden, welche durch Vermittlung des Herrn Reichelt, Vorstands und Lehrers der pomologischen Gärten in Friedberg, aus der Baumschule der Gebrüder Süßmeyer in Vilbel bezogen wurde und gegen 5 Mark kostet.“ (PfarrA Villingen, Ortschronik S. 202)
Bemerkungen
Für Unterstützung danke ich Herrn Konrad Wilhelm und vor allem Herrn Otto Rühl vom Heimatkundlichen Arbeitskreis (HAK).
Literatur
  • Friedrich Mößinger, Die Dorflinde als Weltbaum, in: Germanien 10, 1938, S. 388-396, hier S. 388
  • Frölich, Geleitete Linden, S. 224
  • Villingener Heft 1-34, 2002-2012
Empfohlene Zitierweise
„Villingen, Linde“, in: Gerichtsstätten in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gst/id/438> (Stand: 17.2.2016)
Abbildungen
Bearbeiter
W. A. Eckhardt 2014