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Hessische Biografie

Portrait

Eugen Julius Richard Dyckerhoff
(1844–1924)

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Dyckerhoff, Eugen Julius Richard [ID = 3115]

* 8.5.1844 Mannheim, † 4.8.1924 Biebrich am Rhein, evangelisch
Dr.-Ing. eh. – Unternehmer
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • Abitur
  • kaufmännische Lehre in Mannheim
  • 1864 in einem Waffenengrosgeschäft in Paris tätig, noch im selben Jahr Rückkehr in die Firma Dyckerhoff und Söhne
  • Bauunternehmer, Geheimer Kommerzienrat
  • Geschäftsführer der Dyckerhoff & Söhne GmbH
  • Gründete mit seinem Schwiegervater die Zementwerke Lang & Cie in Karlsruhe zur Dyckerhoff & Widmann KG um mit weiteren Fabrikationsstätten in Biebrich, St. Jobst, Chemnitz, Cossebade bei Dresden
  • Betonbauunternehmer, errichtete die erste Betonbrücke Deutschlands
  • 1907 Umwandlung der Firma in eine AG, deren Aufsichtsratsvorsitzender
  • 1899 Vorsitzender des Deutschen Beton-Vereins
  • Doktor der Ingenieurwissenschaften e.h. an der Technischen Hochschule Charlottenburg 1911
  • Ehrensenator der Technischen Hochschule Darmstadt
  • Geheimer Kommerzienrat
Familie

Vater:

Dyckerhoff, Wilhelm Gustav, 1805–1894, Unternehmer

Mutter:

Eglinger, Caroline* Louise, * Weinsheim, Krs. Kreuznach, 23.11.1813, † Mannheim 30.10.1893, Heirat Kreuznach 23.11.1813, Tochter des Wernhard David Eglinger, 1778–1855, Pfarrer in Weinsheim, und der Johannetta Dorothea Carolina Friederike Lichtenberger, 1785–1862

Partner:

  • Widmann, Adele, (⚭ Karlsruhe 10.6.1869) 1844–1915, Tochter des Gottlieb Johann* Widmann, Fabrikant in Karlsruhe, und der Emilie* Auguste Kämpf

Verwandte:

  • Groote, Emilie (Emmy*) Karoline Adele, geb. Dyckerhoff <Tochter>, 1870–1908, verheiratet Biebrich 2.6.1898 Maximilian* Felix August Maria Hubert Ritter und Edler von Groote, 1864–1927, Königlich-Preußischer Hauptmann
  • Groote, Albertine* Bertha Karoline, geb. Dyckerhoff <Tochter>, 1874–1926, verheiratet Biebrich 4.10.1897 Georg* Joseph August Nikolaus Hubert Ritter und Edler von Groote, 1865–1925, Königlich Preußischer Oberstleutnant, Regierungsrat, Landjägerrat
  • Dyckerhoff, Ernst* Emil Rudolf <Sohn>, 1877–1926, Diplom Ingenieur, Regierungsbauführer a.D.
  • Albert, Clara* Lina Luise, geb. Dyckerhoff <Tochter>, verheiratet Biebrich 25.3.1901 Robert* Konrad Edmund Albert, Doktor der Philosophie, Professor an der Forstakademie Eberswalde bei Berlin
  • Hüser, Anna* Marie Betty, geb. Dyckerhoff <Tochter>, verheiratet Biebrich 1.5.1909 Alfred Hüser, Fabrikant in Oberkassel, Siegkreis
Nachweise

Literatur:

Leben

Eugen Julius Richard Dyckerhoff wurde am 8. Mai 1844 als fünftes Kind des Kaufmanns und späteren Industriellen Wilhelm Gustav Dyckerhoff (1805–1894) in Mannheim geboren [2]. Zunächst deutete wenig auf Eugen Dyckerhoffs spätere Pionierrolle im Bauwesen hin. Nach Abschluss der höheren Bürgerschule begann er 1860 eine kaufmännische Karriere mit einer Ausbildung in einem Mannheimer Kolonialwarengeschäft. Darauf folgten ab 1864 weitere kaufmännische Tätigkeiten bei einer Waffengroßhandlung und einer Reederei in Frankreich. Die Auslandsaufenthalte zeugen von Dyckerhoffs großbürgerlicher Herkunft, die seinen späteren Erfolg in der kapitalintensiven Betonindustrie beförderte. 1864/65 kam er bei einer mehrmonatigen Aushilfstätigkeit im väterlichen Zementwerk Dyckerhoff & Söhne beruflich in Kontakt mit dem Bauwesen. Er sammelte auf Geschäftsreisen Erfahrungen im Baumaterialienhandel und erhielt im Firmenlabor Einblicke in das technische Versuchswesen.

Im März 1866 wurde Dyckerhoff Gesellschafter der Zementwarenfabrik Lang & Cie. in Karlsruhe, die sein Vater ebenfalls mitbegründet hatte. Dies war der Ausgangspunkt für seine Karriere in der deutschen Betonindustrie. Nach dem Firmeneintritt von Dyckerhoffs Schwiegervater, dem einflussreichen Karlsruher Kaufmann Gottlieb Widmann (1817–1894), begann der Aufstieg der 1869 in „Dyckerhoff & Widmann“ umbenannten Firma zu einer international operierenden Betonbaufirma mit zahllosen Niederlassungen. Widmanns kaufmännische Erfahrung und Zugang zu Kapital waren wichtige Hintergründe für den Aufstieg. Die eigentliche Basis des Erfolgs bildete aber die von Dyckerhoff vorangetriebene Weiterentwicklung des in Deutschland kaum eingeführten Baustoffs Beton, die von umfassenden Werbemaßnahmen flankiert wurde. Der Erfolg machte die Firma Dyckerhoff & Widmann zum Modell für zahlreiche Unternehmensgründungen in den folgenden Jahrzehnten.

Die wirtschaftlich erstarkende Betonindustrie organisierte sich 1898 im Deutschen Beton-Verein. Es zeugt von Dyckerhoffs herausragender Stellung, dass er 1899 Vorsitzender des Vereins wurde und diese Position bis zum Rücktritt im Jahr 1911 behielt. Als Vorsitzender baute er den Verein zu einer schlagkräftigen Interessenvertretung aus und trieb die Versuchs- und Öffentlichkeitsarbeit für den Beton in größerem Rahmen voran. Die unter seiner Ägide aufgestellten Leitsätze (später: Bestimmungen) für Betonfertigteile und -bauweisen stärkten das Vertrauen von Bauherren, Planern und Genehmigungsbehörden.

Innerhalb der Firma baute Dyckerhoff seine führende Stellung nach dem Tod Widmanns 1894 weiter aus. Bei der Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft 1907 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender und die von ihm geleitete Biebricher Niederlassung zum Hauptsitz. „In Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die wissenschaftliche und praktische Förderung des Beton-und Eisenbetonbaues“ [4] erhielt Dyckerhoff neben weiteren gesellschaftlichen und akademischen Auszeichnungen im Jahr 1911 die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Berlin. Am 4. August 1924 starb er in Biebrich.

Aus: Knut Stegmann, Zu den deutschen Anfängen des Bauens mit Beton. Der Stampfbetonpionier Eugen Dyckerhoff (1844–1924), in: Beton- und Stahlbetonbau 106 (2011), Heft 6, S. 415 (mit freundlicher Genehmigung des Verfassers)

Zitierweise
„Dyckerhoff, Eugen Julius Richard“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/117664154> (Stand: 28.11.2023)