Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Eröffnung der „documenta 7“ in Kassel, 19. Juni 1982

In Kassel wird die 100 Tage dauernde Kunstausstellung „documenta 7“ eröffnet. Sie öffnet ihre Tore für die Besucher in diesem Jahr bis zum 28. September und zeigt insgesamt rund 1.000 Exponate von 167 Künstlerinnen und Künstlern. Die künstlerische Leitung liegt in den Händen des niederländischen Museumsdirektors, Kunsthistorikers und Kurators Rudi (Rudolf Hermann) Fuchs (geb. 1942).¹ Bis zum Ende der documenta 7 werden 378.691 Eintrittskarten verkauft, was gegenüber der Vorgängerveranstaltung im Jahre 1977 einen Besucherzuwachs von mehr als 35.000 Gästen bedeutet.

Einen äußerst spektakulären (und umstrittenen) Beitrag zur diesjährigen documenta leistet der deutsche Aktionskünstler Joseph Beuys (1921–1986), der unter dem Motto „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ zunächst mitten auf dem Friedrichsplatz vor dem Fridericianum in Kassel 7.000 große Basaltblöcke in Form eines riesigen keilförmigen Dreiecks deponieren lässt. Anschließend bietet der Künstler an, gegen Spende eines Unkostenbeitrags von 500 DM einen Basaltblock zu entfernen und dafür an anderer Stelle in der Stadt ein Eichenbäumchen zu pflanzen, dem der vor dem Fridericianum entnommene Steinblock zur Seite gestellt wird. Das Landschaftskunstwerk, bei dem Beuys und zahlreiche freiwillige Helfer innerhalb von fünf Jahren 39 verschiedene Baumarten über das ganze Kasseler Stadtgebiet verteilen, stößt bei großen Teilen der Kasseler Bevölkerung anfangs auf Ablehnung, erhält aber 1987/88 im Zuge des Landschaftswettbewerbs „Ökologische Erneuerung unserer Städte und Gemeinden“ eine Auszeichnung des Hessischen Innenministeriums und wird im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes.
(KU)

1. Rudi Fuchs wurde 1975 zum Direktor des Van Abbe-Museums in Eindhoven ernannt. Er leitet das renommierte Haus, das 1936 gegründet wurde und sich ausschließlich der Moderne widmet, bis 1987. ↑