Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Kriegstagebuch des Johann-August Pfahls aus Pfaffenhausen, 1915-1916

Abschnitt 4: Verwundung an der Front und Weg ins Lazarett

[9-11] Während dessen gedachte ich etwas zu essen. Als ich kaum fertig u. Brot u. Butter einpacken wollte, wurde ich durch eine hinter mir einschlagende Granate am rechten Arme u. am rechten Augen verwundet. Hier hat mich ein Kamerad mit meinem Verbandspäckchen am Kopfe verbunden. Am Arm konnten wir nichts machen, als mit einer Schnur etwas abbinden gegen den starken Blutverlust. Durch den Blutverlust war ich sehr geschwächt u. bei dem immer steigenden Artilleriefeuer war an ein Zurückkommen nach dem Verbandsplatz nicht zu denken. Mußte also liegen bleiben bis Dunkelheit. Als diese eintrat machte ich mich halt langsam auf die Beine und kam nach mehrmaligem Halt machen glücklich am Verbandsplatz an. Hier wurde ich verbunden am Arm eine Papp Schiene angelegt, gegen Wundstarrkrampf [S. 10] geimpft und dann auf eine Bahre gelegt. Dann sind wir in Sanitätswagen geladen worden und eine Strecke zurückgefahren. Dann sind wir in ein Zelt ausgeladen worden. Die Wege bis dahin sind sehr schlecht gewesen, so daß die Pferde oft stecken blieben. In dem Zelt ist es sehr kalt gewesen. Als wir hier eine Zeitlang lagen wurden wir von Sanitätssoldaten ein Stück getragen und in ein Kleinbähnchen verladen bis nach Romagne1. Dort wurden wir zum erstenmale von der Bahre runter gelegt auf Strohsäcke. Wir lagen hier in einer Bretter- oder Tuffsteinbaracke. Hier waren die ersten Schwestern u. hier erhielten wir warme Suppen. Wir lagen hier nicht sehr lange, wurden dann in geschlossenen Güterwagen geladen, die dazu hergerichtet waren (große Bahre) und fuhren dann nach Montmedy. Dort sind wir in eine Baracke ausgeladen worden, lagen eine Zeitlang auf der Bahre, wurden dann vom Arzt für die [S. 11] verschiedenen Lazarette bestimmt. Ich kam dann ins Laz. Mädchenschule, wo wir im Auto hin gefahren wurden. Dort bekam jeder gleich andere Wäsche. Ich wurde hier gleich verbunden und bekam eine Draht Schiene angelegt. Hier wurde ich später nochmal verbunden und am 10.3. morgens kamen wir ins Barackenlazarett in der Nähe des Bahnhofes. Dieses ist 1870 von den Deutschen als Lazarett gebaut worden. 10.3. abends wurden wir in einen Lazarettzug verladen und kamen am 11.3. abends 5 Uhr in Stuttgart an. Hier sind wir auf Bahren gelegt, in die Straßenbahn gebracht und nach dem Res. Laz. am Weißenhof gebracht. Am 26. Juni bin ich dort am Arm noch mal operiert worden. Es wurde eine doppelte Nervennaht gemacht. Gegen Mitte Mai erhielt ich das Eiserne Kreuz II. Kl.


  1. Romagne-sous-les-Cotes, nordöstlich Flabas.

Personen: Pfahls, Johann-August
Orte: Romagne-sous-les-Cotes · Flabas · Montmédy · Stuttgart · Stuttgart-Weißenhof
Sachbegriffe: Verwundete · Granaten · Artillerie · Verbandsplätze · Wundstarrkrampf · Tetanus · Sanitätswagen · Pferde · Sanitäter · Krankenschwestern · Ärzte · Lazarette · Deutsch-Französischer Krieg 1870-1871 · Lazarettzüge · Straßenbahnen · Eisernes Kreuz
Empfohlene Zitierweise: „Kriegstagebuch des Johann-August Pfahls aus Pfaffenhausen, 1915-1916, Abschnitt 4: Verwundung an der Front und Weg ins Lazarett“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/82-4> (aufgerufen am 19.04.2024)