Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

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↑ Briefwechsel des Roßdorfer Musketiers Joseph Preis mit seiner Mutter, 1914-1915

Abschnitt 10: 19.3.1915: Brief des Joseph Preis an seine Mutter

◀ Schützengraben, 19. 3. 1915

Liebe Mutter!

Will Euch wieder kurz par Zeilen schreiben. Es geht mir noch gut, was ich auch von Euch liebe Mutter hoffe. Heute Abend oder Morgen kommen wir in Ruhe. Dann kommen wir ungefähr zwei Stunden hinter die Front, da ist man einigermaßen außer Gefahr. Hier bleiben wir einige Tage, dann geht 's wieder in Graben.

Liebes Mütterchen, jetzt bin ich wieder furchtbar arm. Ich habe gar nichts mehr. Ich feiere einen traurigen Namenstag, muß mich mit bischen trocken Brot behelfen. Ach wenn ich doch manchmal das hätte, was Ihr zu Hause wegschüttet. Und was ist hier kaltes schneestürmisches Wetter eingetreten; wir müssen viel aushalten. Hier kann man auch nichts kaufen, doch morgen in Ruhe kann ich für mein Geld [etwas] kriegen. Dann will ich mir aber genug Essen kaufen, das ich auch noch mitnehmen kann in Graben. Bis das all ist, werde ich ja wohl wieder Pakete kriegen. Ich glaube doch nicht, daß Ihr liebes Mütterchen euer einzig liebendes Kind vergeßt. Ihr schickt doch sicher jeden Tag.

Liebes Mütterchen, schickt hauptsächlich viel Butter und Wurst und auch Geld, da kann man sich doch im Falle in Ruhe, wenn man kein Paket hat, doch [helfen?].

Seit herzlich gegrüßt, im Geiste geküsst von Eurem treuen unvergesslichen Sohn Joseph. ▶