Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Liebesgaben zur ersten Kriegsweihnacht in der Darmstädter Zeitung, 1914/15

Abschnitt 10: 8.12.1914: Spendenaufruf des hess. Handwerks

Weihnachtsgaben des hessischen Handwerks H.K. Das Weihnachtsfest steht bevor, das Fest, an dem ein jeder im Kreise seiner Familie nach besten Kräften Freude zu bereiten sucht. Es ist ein besonderes Weihnachtsfest in diesem Jahr, an dem unendlich viele Angehörige der großen deutschen Volksfamilie da draußen im Felde stehen, unter Einsetzung ihres Lebens bemüht, mit der Sicherung der Grenzen Haus und Herd, Handel und Wandel der Heimat vor dem Feinde zu schützen. Mit Recht rüstet sich deshalb das deutsche Volk in allen seinen Schichten, den Truppen im Felde ein Weihnachtsfest zu bereiten. Auch das deutsche Handwerk will nicht zurückstehen. Sicherlich beabsichtigen auch die Vereinigungen des Handwerks, für die Truppen im Felde in selbständigen Transporten oder im Anschluß an beliebige Veranstaltungen Gaben darzubringen. Dies war die Veranlassung, anzuregen, daß alle Gaben des Handwerks, soweit sie nicht für einzelne Angehörige persönlich bestimmt sind, der Heeresverwaltung dargeboten werden für die Truppen, denen sonst wenig oder gar keine Gaben von lieber Hand beschert werden dürfen. Auch für diese Krieger muß gesorgt werden. Nicht ein einziger deutscher Soldat darf zu diesem Weihnachten ohne Weihnachtsgeschenk bleiben! Dieser Aufruf wendet sich an das gesamte hessische Handwerk, insbesondere auch an seine Frauen und Töchter, die an dieser Stelle besonders geeignet und berufen sind, werktätige Liebe zu üben. Die Heeresverwaltung hat sich bereit erklärt, Liebesgaben des Handwerks noch bis zum 12. Dezember d. J. an den hiermit beauftragten Stellen entgegenzunehmen. Für den Bezirk der hessischen Handwerkskammer ist als Sammelstelle zuständig: Abnahmestelle II beim XVIII. Armeekorps1 , Intendanturgebäude in Frankfurt a.M., Hedderichstraße. Von dort aus wird der Weitertransport und die Verteilung der einzelnen Gaben auf das Heer nach Ermessen der Heeeresverwaltung vorgenommen werden.- Was die Sendungen selbst anlangt, können sowohl größere Pakete als auch kleinere Päckchen in beliebiger Anzahl vereinigt an die oben genannte Stelle eingesandt werden. Zur Kenntlichmachung kann der Absender in jedes einzelne Päckchen eine Karte einlegen. Es empfiehlt sich, die Pakete mit einer Aufschrift "Liebesgaben aus dem Bezirk der hessischen Handwerkskammer" zu versehen. Das hessische Handwerk soll im Verein mit dem gleichen Berufsstande der übrigen Bundesstaaten beweisen, daß es besonders zu Weihnachten gern derer gedenkt, die heldenmütig alle Schrecken des Krieges ertragen um den Feind vom heimatlichen Herd fernzuhalten. Zur Auswahl der einzelnen Gaben durch die Spender schlägt das Kriegsministerium u.a. folgendes vor: Handschuhe, Hosenträger, warme Weste, Strümpfe, Taschentuch, Bleistift mit Hülse, Kleines Notizbuch, Zigarren, Tabakbeutel, Tabak, Tabakpfeife, Taschenmesser, Nähzeug, Konserven, Dauerwurst, trockenen Kuchen, Honigkuchen, Schokolade, Kakao, Marzipan, Keks. Beigabe alkoholischer Getränke ist nicht erwünscht, da die Heeresverwaltung im Bedarfsfalle solche verausgabt.- Es ist dringend nötig, den Inhalt eines jeden Paketes durch einen Vermerk auf seinem Umschlage zu kennzeichnen, um der Heeresleitung die Berücklichtigung tatsächlich vorhandener Bedürfnisse und Wünsche des einzelnen Soldaten zu ermöglichen.


  1. Großverband der preußischen Armee, Hauptquartier in Frankfurt am Main

Orte: Frankfurt
Sachbegriffe: Weihnachtsgaben · Handwerk · Weihnachten · Handwerkskammer · Weihnachtsfest · Familien · Truppen · Transporte · Heeresverwaltung · Kriegsministerium · Spenden · Darmstädter Zeitung
Empfohlene Zitierweise: „Liebesgaben zur ersten Kriegsweihnacht in der Darmstädter Zeitung, 1914/15, Abschnitt 10: 8.12.1914: Spendenaufruf des hess. Handwerks“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/51-10> (aufgerufen am 02.05.2024)