Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Harry Heußner, Das Landsturm-Infanteriebataillon Hersfeld in Belgien, 1914-1918

Abschnitt 10: Fronterfahrung

◀ [III, S. 106] Wasser belebt eine Landschaft immer. Unserer Stellung fehlte es deshalb auch nicht an landschaftlichen Reizen. Und wenn die Dämmerung sich niedersenkte, wenn die Feldküchen herankamen, wenn Essenträger und Ablösungen nach vorn strebten, wenn das nächtliche Schießen begann, kam Leben in die Stellung. Ungemein stimmungsvolle und unvergeßliche Bilder und Eindrücke boten sich, wenn zur Nachtzeit beim Dröhnen der Geschütze und beim Rollen des Gewehrfeuers der vorgeschobenen Posten Leuchtkugeln die weiten Wasserflächen erhellten und wenn gespensterhaft aus den Stegen Männer auftauchten und bei ihrem Herannahen zahllose Enten und Wasserhühner unruhig sich erhoben.

Wir lagen in der Regel 6 Tage in Stellung und 12 Tage in Ruhe. Mehrfach mußte allerdings Alarmbereitschaft angeordnet und die Ruhezeit verkürzt werden. Infolge der natürlichen Hindernisse, welche das Wasser etwaigen

Angriffen entgegensetzte, war die Stellung eine sehr ruhige. Immerhin waren Feuerüberfälle der feindlichen Artillerie und Maschinengewehre recht häufig. Schon am Tage nach dem Einrücken in die Stellung hatte die 1. Kompanie einen Verwundeten, und am 15. August fiel als erster der Landsturmmann der 3. Kompanie Rudolph aus Mansbach, der beim Uebergang über eine Iserbrücke einen Bauchschuß erhielt. Alle Kompanien hatten in der Folgezeit hin und wieder Verluste. Von den zahlreichen Feuerüberfällen war der am 24. Oktober 1916 auf die Uhlhorn-Ferme erfolgte einer der heftigsten. Es fiel hierbei der Landsturmmann Sillmann aus Schnett i. Th., Vater von 9 Kindern. Auch Erfolge waren hin und wieder zu verzeichnen. Gleich in der ersten Zeit, am 12. August, nahm ein Horchposten der 1. Kompanie 2 Belgier gefangen. ▶