Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Gießen

Gemeinde Gießen, Landkreis Gießen — Von Susanne Gerschlauer
Basisdaten | Geschichte | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | Nachweise | Indizes | Empfohlene Zitierweise
Basisdaten

Juden belegt seit

14. Jahrhundert

Lage

35390 Gießen, Südanlage

erhalten

nein

Jahr des Verlusts

1938

Art des Verlusts

Zerstörung

Gedenktafel vorhanden

ja

Weitere Informationen zum Standort

Historisches Ortslexikon

Geschichte

Gießen, um 1150 gegründet durch den Bau einer Wasserburg der Grafen von Gleiberg und seiner Ersterwähnung 1197, wurde bis ins 13. Jahrhundert von den Grafen von Tübingen resp. ihren Burgmannen gehalten. Um 1248 erhielt Gießen Stadtrecht. Vermutlich 1265 verkaufte Graf Ulrich von Tübingen die Stadt an Heinrich I., Landgraf von Hessen.1 Seit dieser Zeit war Gießen in landgräflichem Besitz und wurde von Burgmannen verwaltet. Durch die Teilung der Landgrafschaft 1567 wurde es 1604 Hessen-Darmstadt zuerkannt.2 Seit 1803 war in Gießen der Verwaltungssitz der Provinz Oberhessen. Die Stadt ging 1806 in das Großherzogtum Hessen über.

Erste schriftliche Nachweise über Gießener Juden stammen aus der Zeit um1340.3 Die in Stadtplänen nahe der südwestlichen Stadtmauer belegte "Judengassen" dokumentiert seit dem 14. Jahrhundert die Ansässigkeit von Juden in Gießen.

Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts lebten 23 jüdische Familien im Stadtgebiet Gießens.5 Um 1622 weiteten sich die bestehenden Spannungen zwischen den Gießener Christen und Juden aus. Diese hatten neben ökonomischen und politischen auch theologische Hintergründe. Durch radikale evangelische Prediger und Pfarrer, die sich während ihrer Reden und Gottesdienste u.a. auf die antisemitischen Positionen des späten Luthers bezogen, gerieten die Gießener Juden zunehmend unter Druck. Dieser mündete in einen durch Landgraf Ludwig VI. im Januar 1662 erlassenen Befehl, alle Juden aus seinen Städten zu vertreiben. So auch die Juden aus Gießen. Sie siedelten sich überwiegend in der nahen Umgebung an. Viele fanden Aufnahme in den das landgräfliche Territorium umgebenden Dörfern und Gemeinden der niederen und reichsunmittelbaren Adligen Busecker Tal, Londorf, Rabenau u.a.6

Um 1687 lockerte sich mit der Regierungsübernahme des Landgrafen Ernst Ludwig diese restriktive Regelung. Es wurde den Juden u.a. zugestanden Immobilien zu erwerben und zu besitzen, jedoch nicht, damit zu handeln. 1688 lebten wieder zwei jüdische Familien in Gießen, 1719 wurden 13, 1728 bereits ca. 70 Personen gezählt. 1770 wurden ca. 15-20 jüdische Familien in den Steuertabellen verzeichnet.7 So wuchs innerhalb eines knappen Jahrhunderts die Zahl der in Gießen lebenden Juden von nahezu Null auf etwa 100 Personen an.

Mit der sukzessive spürbar werdenden Änderung des gesellschaftlichen Lebens seit Beginn des 19. Jahrhunderts und dem enormen Bevölkerungswachstum im Jahrhundert änderte sich nach und nach das „Gesicht“ der Stadt. Um 1840 wohnten ca. 8.700 Menschen in Gießen, darunter viele Studenten. Etwa seit 1803 begann der Rückbau der Gießener Festungsanlagen von 1533. Wälle und Gräben wurden abgebaut, geschliffen und aufgefüllt und zu Wohngebieten und Gartenland umgewandelt. Auch im Bereich der nördlichen Stadtmauer nahe des Walltors, wo um 1750 viele Juden gelebt hatten, entstand neue, erweiterbare Wohn- und Entwicklungsfläche.8 Davon war auch die jüdische Bevölkerung Gießens begünstigt. Festlegungen auf bestimmte Wohngebiete konnten durch die Öffnung des Stadtgebietes nun zunehmend aufgebrochen werden. Gesetzlich bestand für die Gießener Juden seit jeher keine Vorgabe, in welchem Stadtteil sie zu leben hätten. Nun, durch Aufklärung und erste Emanzipationstendenzen befördert, nahm auch der soziale Druck, nahe beieinander zu wohnen, zusehends ab. Dies mündete in einer deutlich ablesbaren heterogenen Verteilung der Wohnorte der Gießener Juden, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts über das gesamte Stadtgebiet verteilt lagen.

Um 1828 lebten 197 jüdische Personen in Gießen, 1840 bereits 391. Dies entspricht 4,5 Prozent der Gesamteinwohnerzahl der Stadt, die zu dieser Zeit 8.669 Einwohner hatte. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten etwa 400 Juden in Gießen, 1871 lag die Personenzahl bei 458, 1890 bei 720. 1905 waren 913 und 1910 1.035 Menschen jüdischen Glaubens in Gießen gemeldet, bei 31.153 Einwohnern insgesamt, dies bedeutete einen Anteil von 3,3 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Seit der Mitte der 1920er Jahre begann die Zahl der jüdischen Gießener zu sinken. 1925 lag sie bei 1.017, um 1935 war sie auf etwa 500 gesunken.9

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts äußerte sich der politische Antisemitismus in Gießen immer wieder. Dies zeigte sich unter anderem darin, dass jüdische Kinder gehänselt oder Scheiben der orthodoxen Synagoge eingeworfen wurden.10 Die Zunahme von Anfeindungen erreichte mit der Pogromnacht 1938 ihren Höhepunkt. In den folgenden Jahren gingen viele Gießener Juden ins Exil oder verzogen in Großstädte.

Die Israelitische Religionsgemeinschaft, liberal

Durch das Toleranzedikt, das Landgraf Ernst Ludwig 1695 zur Erleichterung der Religionsausübung von Minderheiten erlassen hatte, boten sich für die Gießener Juden - zumindest für die religiöse Praxis - einige Erleichterungen. Darunter fiel auch die Erlaubnis zur Abhaltung jüdischer Gottesdienste, die somit immerhin nicht mehr heimlich durchgeführt werden mussten. Auch die klare Strukturierung der Gemeinde wurde nun möglich. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts waren Vorsitzende und ein Rabbiner als religiöse Führung etabliert.11 Um 1748 lässt sich die Arbeit von Landrabbiner Michael Berr in Gießen und der ländlichen Umgebung nachweisen.12

Im 19. Jahrhundert gehörten um 1830 die 25 in Heuchelheim und die 36 in Steinbach lebenden Juden zur jüdischen Gemeinde Gießen.

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Ruben Löb. Um die Jahrhundertmitte des 19. Jahrhunderts gehörte Rechtsanwalt Rosenberg dem Vorstand an. Um 1890 zählte Meier Homberger zum Vorstand der liberalen Gemeinde. 1924 gehörten zum Gemeindevorstand Moritz Strauß, Adolf Baer und Ludwig Liebmann. Der letzte Vorsitzende der liberalen jüdischen Gemeinde war um 1940 Moritz Sternberg.

Um 1810 arbeitete der Rabbiner Löb Mayer oder Löb Hirsch als Rabbiner in Gießen.13 Um 1827 war, bis zu seinem Wechsel nach Kopenhagen, Dr. Abraham Wolf als Rabbiner in Gießen tätig. 1829 bis 1896 übernahm Provinzialrabbiner Dr. Benedikt S. Levi (1806-1899) aus Mainz das Amt.14 Rabbiner Levi war der reformierten Idee, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch in der Gießener Gemeinde deutlichen Interesses erfreute, nicht ganz abgeneigt. So stimmte er um 1848 entsprechenden Forderungen an die Änderung der Liturgie zu.15 Bereits seit dem ersten Drittel des Jahrhunderts wurde der Ablauf der Gottesdienste um den Einsatz von Orgel und Chorgesang ergänzt.

Der letzte Gießener Rabbiner der liberalen Gemeinde war von 1896 bis 1939 Dr. David Sander.

Zu den Kultgegenständen der Synagogengemeinde gehörten im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts unter anderem 15 Thorarollen, vier Thorakronen sowie silberne Becher.16

Die jüdische Gemeinde hatte seit dem 19. Jahrhundert unterschiedliche Vereine zur jüdischen Wohlfahrtspflege gegründet, deren Anzahl im Laufe der Jahre auf vier angewachsen war. Zu ihrer Unterstützung bestanden sieben gemeinnützige Stiftungen.17

Die Israelitische Religionsgesellschaft, orthodox

Konservative Gemeindemitglieder gründeten gemeinsam mit ebenso traditionsverbundenen jüdischen Einwanderern aus Osteuropa um 1888 die orthodoxe jüdische Gemeinde. Der Beginn der Trennung von der bisherigen jüdischen Gemeinde liegt im Jahr 1886. Dokumentiert ist der Austritt zahlreicher Mitglieder der israelitischen Religionsgemeinschaft seit Mitte November 1886, mit der Absicht, sich einer neuen Religionsgesellschaft anzuschließen.18 1888 wurde die orthodoxe jüdische Gemeinde durch die großherzoglich-hessische Regierung als Verein eingetragen und war damit offiziell anerkannt.19 1923 zählte die Gemeinde 400 Mitglieder.20

Von 1888 bis zu seinem Tod 1933 arbeitete Provinzialrabbiner Dr. Leo Hirschfeld für die orthodoxen jüdischen Gemeinden in Oberhessen.

Vorsitzender der Religionsgesellschaft war um 1899 der Bankier J. Grünewald, Mitglied im Vorstand war Herr Rosenbaum.21 1924 gehörten Alfred Fröhlich, Sigmund Hirsch und L. Wetterhahn dem Gemeindevorstand an.22 Um 1930 zählten neben Alfred Fröhlich und Ferdinand Baer auch Levi Sondheim zum Vorstand.23

Die Gemeinde besaß um 1889 neben den im Allgemeinen vorhandenen Kultgegenständen (Thoramäntel, Zeigefinger, silberne Becher etc.) mehrere Thorarollen.24 Um 1938 gehörte unter anderem folgendes zum Inventar: 10 Thorarollen, fünf Thorakronen, fünf silberne Becher und diverse silberne Kultgegenstände.25

Vor 1938 war das Inventar der Synagoge von Crainfeld, Vogelsbergkreis, in das vermeintlich sichere Gießen ausgelagert worden und lag in der orthodoxen Synagoge. Diese Kultgegenstände, u.a. fünf Thorarollen, zwei Thorakronen, diverse Kultgegenstände aus Silber und 40 Thoramäntel, wurden mit der Zerstörung der Synagoge ebenfalls vernichtet.26

Die Sozialstruktur der Gießener Juden ähnelte der vergleichbarer Städte. Sie lebten überwiegend vom Handel mit Geld, Kramwaren und später vom Immobilienhandel. Seit dem 19. Jahrhundert gab es durch die zunehmende gesellschaftliche und politische Liberalisierung eine Veränderung in der beruflichen Orientierung von Jüdinnen und Juden in Gießen. Neben den bisher ausgeübten Berufen als Händler und Kaufleute, Metzger und Bäcker arbeiteten sie als Ärzte, Rechtsanwälte, Bänker, Knechte und Mägde, Soldaten, Uhrmacher, Lehrer, Fabrikanten, Juweliere, Schneider und Schuster. Wilhelm Stahl (1812-1873) war Professor für Staatswissenschaft an der Universität Gießen und von 1856-1859 Mitglied des hessischen Landtages. Der in Gießen geborenen und aufgewachsenen Henriette Fürth geb. Katzenstein, (1861-1938), Sozialpolitikerin, Frauenrechtlerin und Stadtverordnete der SPD in Frankfurt, kommt eine bedeutende Position in der Stadtgeschichte zu.27 Dr. Fritz Moritz Heichelheim (1901-1968), später Professor für griechische und römische Geschichte an der Universität in Toronto, wurde in Gießen geboren und wuchs dort auf. Nach dem Lehrerstudium und seiner Habilitation arbeitete er an einem Gießener Gymnasium und der Universität als Lehrer und Privatdozent. Nach seiner Flucht ins Exil 1933 arbeitete er zunächst in England später in Kanada. 1961 verlieh ihm die Gießener Justus-Liebig-Universität die Ehrendoktorwürde im Fachbereich Agrarwissenschaft.28

Der letzte Gießener Rabbiner Sander betreute bis zu ihrer offiziellen Auflösung nach der Zerstörung der Synagogen beide jüdischen Gemeinden theologisch.29

Zwischen 1933 und 1938 lebten noch 1.266 jüdische Gießener in der Stadt. 520 von ihnen konnten ins ausländische Exil (Palästina, USA, Kanada, Südamerika, Südafrika, China, Türkei, Großbritannien) fliehen. Manche wanderten ins benachbarte Ausland aus oder zogen in große deutsche Städte wie Frankfurt und Berlin um. Um 1938 lebten noch rund 370 Juden und Jüdinnen in Gießen, im September 1942 waren es noch 330.

376 jüdische Personen aus Gießen, Wieseck und der näheren Umgebung wurden nachweislich deportiert und ermordet. Von 217 jüdischen Gießenern steht nicht fest, wie ihr Schicksal verlaufen ist. 114 Juden aus Gießen verstarben vor ihrer Deportation, sieben von ihnen durch Selbstmord. Die in der Stadt noch verbliebenen 141 Gießener Jüdinnen und Juden wurden am 14. September 1942 von der Polizei verhaftet, zusammengetrieben und in osteuropäische Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert, in denen sie bis auf einige wenige ermordet wurden.30

Neuanfang

Nach dem Krieg und dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus kehrte 1965 mit Horst (Josef) Brumlik ein einziger der ehemaligen jüdischen Gießener Überlebenden in die Stadt zurück. Seine Versuche, gemeinsam mit den wenigen mittlerweile hier lebenden Juden, die vor allem aus Osteuropa stammten, eine neue jüdische Gemeinde zu gründen, scheiterten. Bis über seinen Tod 1969 hinaus besuchten die Gießener Juden Gottesdienste der jüdischen Gemeinden in Friedberg oder Bad Nauheim. Erst neun Jahre nach dem Tod Brumliks, im September 1978, gründeten die Gießener Juden wieder eine Synagogengemeinde. Der langjährige Vorsitzende war bis zu seinem Tod 2001 Dr. Jakob Altaras. Seine Nachfolgerin wurde seine Frau, Thea Altaras, die dieses Amt bis kurz vor ihrem Tod 2004 innehatte.

1990 hatte die jüdische Gemeinde weniger als 100 Mitglieder. Um 1995 gehörten ihr mehr als 200 jüdische Gießener an. Bedingt durch die Öffnung der innerdeutschen Grenze und der Lockerung des Zuzugs osteuropäischer Jüdinnen und Juden stieg die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde stetig an. 2007 waren es 402 Mitglieder, 2009 hatte die Synagogengemeinde 389 Mitglieder.31 Bis heute besteht eine mehrheitlich aus Mitgliedern osteuropäischer Herkunft zusammengesetzte Gemeinde, deren religiöse Ausrichtung an der orthodoxen Praxis orientiert ist.

2007 war der Vorsitzende der Synagogengemeinde Eli Morad. 2008 hatte Mikhail Litvak das Amt inne. Dem Gemeindevorstand gehört 2010 Dr. Gabriel Nick als Vorsitzender an. Als Rabbiner war 2007 Yakov Gopin angestellt.

Betsaal / Synagoge

Seit Bestehen eines eigenen Minjan, vermutlich bereits im 13. Jahrhundert32, kann in Gießen von einem Raum, in dem Gottesdienste abgehalten wurden, ausgegangen werden. Es ist wahrscheinlich, dass im Laufe der folgenden Zeit, bis zur Einrichtung einer ersten nachweisbaren Synagoge mit Schule im 18. Jahrhundert, weitere für jüdische Gottesdienste genutzte Räume in Privathäusern bestanden.33

Mit der Toleranzverordnung von 1695 durch Landgraf Ernst Ludwig wurde den in der Landgrafschaft lebenden Juden offiziell zugestanden, Gottesdienste in Privathäusern abzuhalten. Die dafür vorgesehenen Räume mussten jedoch von der Straße abgewandt liegen, die Gottesdienste unauffällig abgehalten werden.34 Für die damit offiziell praktizierende Gießener jüdische Gemeinde war dies zumindest die Erlaubnis zur Einrichtung eines Betraumes.

Ein erster nachweisbarer Betraum befand sich vermutlich seit 1719 für etwa 30 Jahre im Privathaus von Samuel Simon, resp. seiner Erben in der Nähe der ehemaligen Flügelgasse.35 Möglicherweise aus Platzgründen bezog die Synagogengemeinde um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein zum Gotteshaus umgebautes Privathaus in der ehemaligen Gasse "An der Judenschule", heute Dammstraße.

Synagoge Dammstraße 9, 11

Die zweite Synagoge, die behördlicherseits zu jüdischen Gottesdiensten benutzt werden durfte, bestand vermutlich seit 1748 als Gemeindezentrum mit Synagoge, Schule und Mikwe in einem dafür umgebauten ehemaligen Privathaus mit Scheune in der Dammstraße 9, 11 (im 18. Jahrhundert: "An der Judenschule", im 19. Jahrhundert: Zotzelsgasse 9).36

Die Synagoge lag am nördlichen Rand des alten Gießener Stadtkerns. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebte hier, im Norden des Stadtgebiets, die Mehrheit der Gießener Juden. Die jüdische Gemeinde hatte das Privathaus den Erben von J. A. Melhior abgekauft und zu einem Gottesdienstgebäude umgebaut.37

Inmitten einer von bäuerlichen Hofreiten umgebenen Nachbarschaft hob sich die Synagoge vermutlich kaum ab. Auf Abbildungen der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert stellt sich das - damals nicht mehr als Synagoge genutzte - Gebäude als verputztes zweigeschossiges Fachwerkhaus dar, über einem etwa einen Meter hohen Massivsockel, mit hohem ziegelgedeckten Vollwalmdach.38Zur Zotzelsgasse hin wies es eine gleichmäßige Gliederung durch drei Fensterachsen auf. Die großen hochrechteckigen Sprossenfenster boten wahrscheinlich dem dahinter liegenden Betraum Licht. Möglicherweise wurde erst nach der synagogalen Nutzung in der nordwestlichen Achse eine Eingangstür eingebaut.39 Attribute der ehemaligen Nutzung als jüdisches Gotteshaus sind nicht erkennbar.

1865 wurde der Synagogengemeinde der Bauantrag für einen Neubau in der Südanlage behördlicherseits genehmigt. Grund für die Planung einer neuen Synagoge war unter anderem das begrenzte Platzangebot und vermutlich auch eine nicht mehr den Ansprüchen genügende allgemeine Ausstattung. Mit der Fertigstellung und Einweihung des Neubaus in der Südanlage verkaufte die jüdische Gemeinde 1868 ihr Gotteshaus. Bis heute steht das Gebäude, mittlerweile vielfach umgebaut und wieder zu Wohnzwecken genutzt, in der Dammstraße.

Synagoge der liberalen Religionsgemeinschaft, Südanlage 2

Die Synagogengemeinde hatte das zuvor als Synagoge genutzte Gebäude in der Dammstraße verkauft und das Grundstück in der Südanlage (ehem. Hindenburgwall 2, zuvor: am kleinen Steinweg, vor dem Neuenweger Tor) erworben.40 Am 26. Mai 1865 genehmigte das großherzogliche Kreisbauamt die Errichtung einer Synagoge in der Südanlage. Ausführender Planer war vermutlich Architekt Körner.41 Eingeweiht wurde der Neubau am 31.5.1867.42

Das Gebäude war eines der ersten, die in dem Neubaugebiet errichtet wurden. Daher hob es sich zunächst deutlich von der Umgebung ab. Stilistisch differiert die äußere Gestaltung der Synagoge nur unwesentlich von denen zeitgleich errichteter repräsentativer Wohn- und Geschäftshäuser. In der Nähe zur Synagoge wurde einige Jahr nach 1867 eine äußerlich architektonisch ähnlich aufwändige Turnhalle errichtet. Typisch für die Zeit ab etwa dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sind die massiven Gebäude z.T. mit Risaliten und Staffelgiebeln mit bekrönenden Aufsätzen (vgl. z.B. die damals nahe gelegene Freimaurerloge "Ludewig zur Treue" in der Ostanlage).

Das Gotteshaus wurde durch einen einfachen eisernen Zaun auf niedrigem Sockel vom Gehweg geschieden. Ein breites zweiflügeliges eisernes Hauptzugangstor im gleichen Stil bot viel Platz zum Eintritt in den Vorhof. Es war zwischen zwei mächtigen, am Kopf verzierten, etwa zwei Meter hohen Sandsteinpfosten eingehängt.

Auf rechteckigem Grundriss von etwa 17 x 12 Metern errichtet, besaß das Massivgebäude ein Satteldach, dem vor die Nordwestfassade ein dreiteiliger Stufengiebel vorgeblendet war. Über dem etwa 1,80 Meter hohen umlaufenden Sockel erhob sich das Synagogengebäude über zwei Geschosse.

Neben der vertikalen Gliederung durch Fensterachsen, Lisenen und Risalit betonte das Sockelgesims, der im Kranzgesims umlaufende Rundbogenfries und der obere Abschluss der Fassade aus Rundbogenfries, darüber verlaufender Gebälkzone mit einem Kranz aus spitz zulaufenden Zinnen die Horizontale.

Die Fassade war zur nordwestlich gelegenen Stadt hin orientiert. Dabei überragte der Mittelrisalit die beiden äußeren Teile an Höhe. Das hohe Rundbogenportal mit aufgekröpftem Sockelgesims dominierte ihn. Die zweiflügelige Haupteingangstür lag um vier Stufen erhöht. Bisher ist unklar, welche Verzierung das Tympanon besaß.43 Das rundbogig geschlossene dreibahnige Fenster darüber zeigte ein mit drei Kreisen abschließendes Maßwerkfenster. Wie in den flankierenden Wandteilen, zierte ein auf die Spitze gestelltes Vierpassfenster - hier mit eingeschriebenem Rundfenster, in das später eine Uhr eingebaut wurde44 - das obere Wanddrittel. Den symmetrisch ausgeführten Giebelabschluss bildete der durch das Kranzgesims optisch betonte Gebälkbereich aus Rundbogenfries, Zinnen und vier an den jeweiligen Außenkanten positionierten türmchenartigen Aufsätzen. Einzig die die Mittelachse bekrönenden Gebetstafeln verwiesen deutlich auf die Nutzung als jüdisches Gotteshaus.

In den beiden den Risalit flankierenden Wandbereichen dominierten die hochrechteckigen, in Unter- und Obergeschossebene optisch geteilten, zweibahnigen Rundbogenfenster. Die untere Fensterebene zeigte als Abschluss zwei Kreise; vergleichbar denen der Traufseitenfenster. Der oberen war in den Bogen eine Fensterrose eingeschrieben. Im oberen Drittel der Wandflächen bot ein auf die Spitze gestelltes Vierpassfenster dem Inneren Licht.

Die West- und Osttraufe waren symmetrisch aufgebaut. Drei Fensterachsen spendeten dem Innenraum Licht. Den über zwei Geschosse verlaufenden dreibahnigen Rundbogenfenstern war im Bogen historisierendes Maßwerk eingeschrieben. Auf Höhe der im Inneren verlaufenden Empore betonten je zwei kreisförmig gerahmte Fensterscheiben die Geschosstrennung. Die Sohlbank mündete auf Höhe des zurückhaltend profilierten Sockelgesimses.

Der Südostgiebel besaß in seiner Mittelachse einen etwa drei Meter vor die Wand hervorspringenden Erker, in dem der Aron Hakodesch stand. Flankiert wurde er von zwei etwa 1,5 Meter breiten zweibahnigen (Rundbogen?)fenstern, möglicherweise ähnlicher Gestalt wie die Fassadenfenster.45 Vermutlich gab es auf dieser Giebelseite einen zweiten Eingang, der während hohen Besucheraufkommens bei Festtagen und sonst als Zugang für Rabbiner und Vorbeter diente.46

Das Innere des Gotteshauses konnte durch den Haupteingang im Nordwesten erschlossen werden. Vom großzügigen Vorraum aus führte eine Tür geradeaus in die Synagoge. In das Obergeschoss zur Frauenempore gelangten Besucherinnen vom Vorraum aus über eine in der Westecke eingebaute Treppe. Vermutlich war die Orgel auf der Empore platziert.47

Der annähernd quadratische Gottesdienstraum maß etwa 10,80 x 10,40 Meter. Hintereinander, nach Südwesten ausgerichtet, standen zwei Reihen zu jeweils acht Bänken für Männer mit etwa 128 Plätzen. Der Mittelgang blieb frei. Vor der Südostwand stand, um drei Stufen über den Raum erhöht, die Bima. Dahinter im Erker, um vier Stufen erhöht und durch einen Vorhang vor Blicken geschützt, der Aron Hakodesch. Beiderseits der Bima gab es je einen quadratischen Raum, vermutlich als Um- und Ankleideraum für Rabbiner und Vorsänger gedacht.

Acht marmorne oder gusseiserne(?) Säulen im Raum sowie Konsolen in den Auflagewänden stützten die dreiseitig umlaufende Frauenempore, auf der etwa 55 Frauen Platz fanden.48

Im Oktober 1892 wurde die Erweiterung der Synagoge ein erstes Mal beantragt.49 Die feierliche Einweihung nach der Umbauphase war 1893. Im Brandversicherungskataster von 1893 wurde die Synagoge mit einer Summe von 68.040 Mark verzeichnet.50

Wesentliche bauliche Neuerung war die Erweiterung des Gottesdienstraumes um drei Fensterachsen nach Südosten, in gleichbleibender Höhe und Breite auf fast die doppelte Länge des bisherigen Baus.

Neu war der Einbau eines Kellergeschosses unter dem Ergänzungsbau. Dort war eine Heizungsanlage vorgesehen. Erschlossen wurde es durch in der Südost- und Südwestecke liegende Wendeltreppen. Diese Treppenhäuser dienten sowohl der Erschließung des Keller- wie des Emporengeschosses. Für die Gottesdienstbesucherinnen war dadurch zusammen mit der ebenfalls verbreiterten Eingangstür im Südostgiebel der Zugang und das Verlassen des Gotteshauses erleichtert. Zuvor hatte es für sie nur den Zu- und Ausgang über eine einzelne Treppe gegeben, die vom Haupteingang aus zugänglich war.

Die Synagoge besaß nach dem Umbau 272 Plätze für Männer und 196 für Frauen. Damit stellte sie, laut Angabe des Vorsitzenden Homberger von 1892, weit mehr Platz zur Verfügung, als es während durchschnittlicher Gottesdienste Nachfrage gab. So dokumentierte der Bau eine auf Zuwachs der Gemeinde hin geplante Nutzung.51 Um 1900 wurde eine neue Orgel mit 16 Registern auf der Empore eingebaut.52

Vermutlich ähnelten die Gestalt und Zierde des neuen Aron Hakodesch-Schreins der seines Vorgängers. Der Bauplan für die Synagogenerweiterung zeigt als Rahmung ein dreifach gestuftes Rundbogenportal mit reich verzierten Säulen, in deren Zentrum im unteren Teil der Schrein stand, der von einer (Fenster-?)Rose mit zentralem eingeschriebenem Blütenmuster im Tympanonfeld bekrönt wurde. Das äußere Bogenfeld zum Betraum hin, hatte mit dem annähernd hufeneisenbogenförmigen Kleeblattfries orientalische Elemente. Der Schrein selbst stand auf einem Postament aus schwarzem Marmor mit marmornen Stufen.53 Auch die vor dem Thoraschrein positionierten Almemor- und Rabbinerkanzeln bestanden aus schwarzem Marmor zu denen marmorne Stufen führten.

Das Dachwerk war aus einer Hänge-Sprengwerkkonstruktion gezimmert, die durch Unterzüge die Flachdecke im Betsaal trug.

1912 erfolgte eine durchgreifende Innenrenovierung und Neubemalung durch Weißbinder Groß.54 Was im Außenbau kaum erkennbar war, fand im Inneren nach der Renovierung Ausdruck: der Einsatz orientalischer Stilmerkmale. Auf braungrauem Hintergrund an den Wänden und der Emporenbrüstung wurden goldene Muster aufgetragen. Die Balkendecke war mit hellem Blau und goldenen Sternen verziert. Die Emporenstützen erhielten vergoldete Kapitelle. Die Halbkuppel des Thoraschreins wurde mit hellen Farben und Goldmustern geschmückt.

Interessant ist die städtebauliche Lage des Synagogengebäudes. Einerseits befand es sich rund 500 Meter außerhalb des alten Ortskerns der Stadt, andererseits in einem prominenten Gießener Neubaugebiet: in der Südanlage. Lagepläne um 1892 und ein Stadtplan von 1901 zeigen, dass die Stadt Eigentümerin des nordöstlich gelegenen Nachbargrundstücks war und dort das Gießener neue Rathaus stand. Die Synagoge befand sich dadurch schon kurz nach ihrer Errichtung in einer der exponiertesten Lagen im exklusiven Neubaugebiet Gießens. Die besondere städtebauliche Lage wurde zudem durch das 1907 neu erbaute neoklassizistische Stadttheater hervorgehoben. So trafen auf kleinstem Raum städtische Verwaltung, Minderheitenreligion und Kulturschaffen aufeinander - offensichtlich ohne nachhaltige Reibungspunkte zu erzeugen. Die Synagogengemeinde stellte sich als selbstbewusst und modern dar. Dies äußerte sich deutlich durch den Synagogenneubau, der, obwohl auch mit dem Judentum zugeschriebenen neoromanischen Rundbogenformen und einigen wenigen maurischen Stilelementen arbeitend, auch formale Parallelen zum christlichen Sakralbau aufwies. Beispielsweise sind Anordnung und Gestaltung der Fensterachsen mit den großen, lichtdurchfluteten Maßwerk-Rundbogenfenstern ähnlich auch in christlichen Sakralbauten zu finden. Typisch für die seit 1887 reformierte Gemeinde war mit den Architekten Stein & Meyer die Beauftragung eines renommierten Gießener Architekturbüros für den Erweiterungsbau.

Die Synagoge wurde in der Pogromnacht zum 10. November 1938 durch Brandstiftung und Vandalismus zerstört. Kurz danach wurde die Ruine geräumt. Am 7.6.1939 verkaufte die jüdische Gemeinde ihren Besitz in der Südanlage an die Stadt Gießen für 10.000,- RM.55 Seit 1965 steht an Stelle der ehemaligen Synagoge die Kongresshalle der Stadt als "offenes Haus für alle Bürger".56 Eine Mahntafel auf dem Vorplatz der Kongresshalle erinnert an die Synagoge und die jüdischen Gießener Opfer des Nationalsozialismus.

Gemeindezentrum mit Synagoge in der Lonystraße 4 (Israelitische Religionsgemeinschaft, liberal)

Um 1896 begannen die Planungen zum Neubau eines Gemeindehauses in der Lonystraße.57 Neben Hausmeister- und Lehrerwohnung, Mikwe, Synagoge, und Gemeindesaal gab es Schulräume und Studierzimmer.58 Planungsausführende Architekten waren, wie auch bei der Synagogenerweiterung, Stein & Meyer aus Gießen.59

Der Bauplatz in unmittelbarer Nähe zur Synagoge, quasi auf deren Rückseite, war optimal. Das Gelände war bereits seit Errichtung der Synagoge, 1865, im Besitz der Synagogengemeinde gewesen. Nach Fertigstellung und Einweihung wurde das Gebäude im Brandversicherungskataster von 1897 mit einem Wert von 44.510,- Mark verzeichnet.

Das Gemeindehaus war ein massiv errichtetes, mit 15,40 x 13,60 Metern annähernd quadratisches zweigeschossiges Gebäude aus Feldbrandsteinen mit Keller und hohem Dachgeschoss. Das Walmdach sowie die beiden mit Satteldach versehenen Zwerchdächer im Nordwesten und Südosten waren schiefergedeckt. Zur Bauzeit hob sich das Gebäude von den es umgebenden Bauten durch die reiche Zier des Eklektizismus ab. Das etwa zeitgleich gebaute, östlich benachbarte Schwesternhaus des Vereins für Armen- und Krankenpflege Gießen erschien dagegen weitaus schlichter, obwohl es ebenfalls massiv aus Feldbrandsteinen errichtet und zweigeschossig mit hohem, markantem Satteldach ausgestattet war.

Attribute jüdischen Glaubens sind auf der Entwurfplanung der Architekten ausgewiesen. Die Spitze des Zwerchgiebels zur Lonystraße hin zierten die Gesetzestafeln, darüber, wie auf der Spitze des Walmdachs, eine hohe Stange mit dem Davidstern.60

Das Gemeindezentrum wurde während der Pogromnacht nicht zerstört. Nach dem erzwungenen Verkauf des Hauses an die Stadt Gießen mit Datum vom 6.7.1939 für 30.000,- RM wurde es für Wohnzwecke genutzt. In den 1950ern wurden ihm erhebliche bauliche Mängel bescheinigt. Um 1963 wurde das ehemalige Gemeindezentrum der jüdischen Gemeinde zugunsten der 1965 dort neu gebauten Kongresshalle abgerissen.61

Synagoge in der Steinstraße 8 (Israelitische Religionsgesellschaft, orthodox)

Am 1.10.1888 bescheinigte der zuständige Bautechniker Altvater die Genehmigung des Bauantrags für die Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft Gießen. Bis zur Einweihung sollte es jedoch noch länger als 10 Jahre dauern. Nach ihrer Gründung 1887 war die orthodoxe Gemeinde bestrebt gewesen, ein eigenes Gotteshaus zu betreiben. Mit Baubeginn 1898 und Einweihung 1899 bestand in der Steinstraße 8 die von ihr gewünschte Gebetsstätte. Zuvor nutzte die Gemeinde einen Betraum.

Im Brandversicherungskataster von 1899 wurde der Synagoge ein Wert von 35.520,- Mark zugeordnet.

Zu ihrer Bauzeit befand sich die Synagoge in der Steinstraße in einem der vielen Neubaugebiete der Stadt. Herausragend aus der sie umgebenden Bebauung von mehrgeschossigen, massiv gebauten bürgerlichen Wohnhäusern des ausgehenden 19. Jahrhunderts, stand sie rund 500 Meter nördlich des ehemaligen Gießener Ortskerns. Stilistisch und architektonisch bewusst abgesetzt von den profanen städtischen Gebäuden gehobenerer Bauaufgaben, bedienten sich die Bauherren des Formenkanons neoromanischer und orientalischer Provenienz.

Zur Straße hin grenzte ein kunstvoll geschmiedeter Eisenzaun das Gotteshaus vom Gehweg ab. Durch ein aufwändig gestaltetes zweiflügeliges Tor gelangten die Besucherinnen und Besucher auf den schmalen Vorplatz der Synagoge.

Die über einem rechteckigem Grundris von ca. 18,60 x 12 Metern errichtete Synagoge war massiv aus Feldbrandsteinen gebaut und nahm einen großen Teil des Baugrundstücks ein.67 Das Gebäude hatte unter dem östlichen Teil ein Kellergeschoss. Das Satteldach war mit Falzziegeln gedeckt. Im Westen, zur Steinstraße hin, lag der Haupteingang, dessen Wirkung durch eine geschweifte Zwiebelhaube mit Kupferdeckung hervorgehoben wurde.

Das Gotteshaus gliederte der niedrige umlaufende Sockel, ein umlaufendes Gurtgesims und das Traufgesims in der Horizontalen. Die Lisenen und je fünf Fensterachsen in den Traufseiten betonten die Vertikale. Die Fassade war ebenfalls vertikal gegliedert. Die Fenster waren bunt verglast.

Im dreigliedrigen Staffelgiebel dominierte der nur um ca. fünf Zentimeter vor die Fassade gesetzte Mittelrisalit. Das Portal mit der zweiflügligen Eingangstür wurde durch ein konisch zulaufendes Pilasterpaar gerahmt. Darüber erhob sich ein ausladendes annähernd hufeisenbogiges, reich geschmücktes Tympanon, dessen Zentrum ein Davidstern zierte und dessen Bogenrahmung mit einem geschweiften Knauf abschloss. Das das obere Wanddrittel dominierende Radfenster betonte diesen Fassadenbereich zusätzlich. Den horizontalen Giebelabschluss oberhalb des ornamental verzierten Kranzgesimses bekrönten die Gebetstafeln, die zwischen den an den äußeren Enden positionierten türmchenartigen Aufsätzen angeordnet waren. Die Wandflächen beiderseits des Risalits waren durch Lisenen von ihm getrennt und durch je eine Fensterachse gegliedert. Deutlich durch das Gurtgesims in Unter- und Obergeschoss geschieden, war unten ein gekuppeltes Fenster, oben ein Rundbogenfenster mit in das Oberlicht eingeschriebenem Davidstern eingebaut.

Die Traufseiten im Norden und Süden waren entsprechend der beiden Außenbereiche in der Hauptfassade gegliedert. Im Norden bot in der zweiten Achse von Osten ein Seiteneingang Rabbiner und anderen Nutzern Zugang.

Die Synagoge wurde durch den Haupteingang im Westen erschlossen. Die doppelflügelige Tür führte in einen kleinen Vorraum von dem im Norden eine Treppe in das Emporengeschoss führte. Nach Osten betraten die Besucher durch einen trennenden, zweiflügeligen Windfang den Betsaal.

Der annähernd quadratische Betsaal war ca. 11 x 11 Meter groß. Er nahm etwa 3/4 des westlichen Gebäudeteils ein. Um ein dem orthodoxen Ritus gemäß zentral positioniertes Vorlesepult gruppierten sich die Männerbänke. In zwei Reihen zu je neun Sitzreihen gab es hier für ca. 114 Männer Platz. Um fünf Stufen erhöht stand vor der Ostwand die Kanzel mit dem Vorbeterpult aus Edelholz.68 Dahinter, in einer etwa zwei Meter tiefen Nische stand, um eine weitere Stufe erhöht, der reich verzierte Thoraschrein aus Edelholz. Um die Nische herum schmückte ein Bogenfeld mit Hufeisenbogen abgeschlossen und maurischen Formelementen verziert das Allerheiligste. Das Tympanonfeld bekrönte ein "Auge Gottes". In der Synagoge gab es keine Orgel. Vermutlich war das Innere des Betraums bemalt und an Decke, Balustraden und Wänden reich verziert. Ausgehend von der Tradition des Innenschmucks wird das Spiegelgewölbe möglicherweise eine Bemalung aus goldenem Sternenhimmel vor blauem Hintergrund geziert haben.

Das östliche Viertel der Synagoge war separat genutzten Räumen vorbehalten, durch eingebaute Wände vom Betsaal getrennt. Vom nördlichen Seiteneingang aus konnten Besucher und Besucherinnen das Schulzimmer für Mädchen erreichen, das auf der nordöstlichen Seite lag. Von dort aus gelangte man auch zum Garderobenraum, zu den Toiletten im hinteren Teil der Südostwand und zum Treppenhaus in der südöstlichen Ecke, die die Geschosse verband. Im Obergeschoss befand sich der Schulsaal für Jungen.

Die dreiseitig umlaufende Frauenempore ruhte auf vier (gusseisernen?) Säulen mit Basis und reich verziertem Kapitell sowie auf zwei Konsolen in der Ostwand des Betsaals. Zum Gottesdienstraum hin waren die Besucherinnen durch eine 1,50 Meter hohe durchbrochene Balustrade getrennt. Erschlossen wurde das Emporengeschoss über eine viertelgewendete Treppe in der Nordwestecke des Vorraums hinter dem Haupteingang. Darüber hinaus erschlossen sich für die Besucherinnen von der Empore aus über den Jungenschulsaal und das östliche Treppenhaus die unteren Geschosse. Für Frauen gab es 84 Sitzplätze.

Im Keller befand sich das rituelle Tauchbad. Unterhalb der Räume für den Religionsunterricht der Kinder lag in der Nordostecke der Raum mit dem Tauchbecken, davor der Umkleidebereich. Erschlossen wurde die Mikwe vermutlich einerseits über einen separaten Außenzugang auf der Südseite des Gebäudes. Von hier aus gelangten die Besucherinnen in einen Vorraum, von dem aus zunächst das Treppenhaus in der Südostecke und dann der Umkleideraum zu betreten war. Zudem gelangte man über dieses Treppenhaus vom Erdgeschoss der Synagoge aus in den Keller mit Umkleideraum und dahinter liegendem Tauchbecken.69 In einem weiteren Kellerraum war die Heizungsanlage untergebracht.

Das Dachwerk war als Sprengwerk gezimmert und ermöglichte dadurch die Decke des Betraumes als Spiegelgewölbe auszubilden.

Am Vormittag des 10. November 1938 wurde die Synagoge durch Brandstiftung und Vandalismus komplett unbrauchbar gemacht. 1938/39 wurden die Ruinen der ehemaligen Synagoge niedergelegt. Nach dem erzwungenen Verkauf des Grundstücks an die Stadt für 4.000,- RM wurde der entstandene Platz um 1960 mit einem Mehrfamilienhaus bebaut.70

Heute befindet sich eine Gedenktafel an dem um 1960 errichteten Haus, durch die an die jüdische Gemeinde und ihre Synagoge erinnert wird.

Zwischen 1978 und 1995 bestanden zunächst in der Marburger Straße, danach in der Dammstraße Gemeindebüros mit kleinen Beträumen.

Beith-Jaakov-Synagoge im Burggraben 4-6 (orthodoxe Gemeinde)

1991 erwarb die jüdische Gemeinde Gießen die kleine ehemalige Fachwerksynagoge von Wohra, Landkreis Marburg-Biedenkopf, von dem Privateigentümer, dessen Familie das Grundstück mit dem Gebäude von der jüdischen Gemeinde gekauft hatte.Beschreibung der Geschichte der jüdischen Gemeinde und Synagoge von Wohra vgl. Gerschlauer/Klein, Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, S. 140-151

Das zu dieser Zeit schon baufällige Gebäude besaß eine Ausstattung, die um 1923 umfangreich erneuert worden war. Großes Interesse bestand seitens der jüdischen Gemeinde Gießen darin, die innere Ausstattung und Bemalung der Zeit davor zu erhalten und auch in Gießen wieder sichtbar werden zu lassen. Die Käuferin und die Planer entschieden sich zu einer Translozierung unter Preisgabe verschiedener originaler Bauteile, deren Erhalt und Restaurierung erhebliche Kosten verursacht hätte. Der Sandsteinsockel und das Dach wurden in Gießen neu gebaut. Restauriert und für die Gießener Gemeinde umgesetzt wurde ein Nutzungszustand aus der Zeit vor 1923, bevor die jüdische Gemeinde von Wohra den Eingangsbereich und andere bauliche Veränderungen und Renovierungen veranlasst hatte. Zudem wurde das Gebäude durch die architektonische Einbeziehung in ein modernes Gemeindezentrum auf seiner Westseite stark verändert.

Das Gebäude steht einbezogen in das 1995 geweihte jüdische Gemeindezentrum Gießen.72 Die Synagoge ist ein im Grundriss etwa 7,70 x 5,80 Meter großer Bau. Über einem etwa 1,50 Meter hohem Sandsteinsockel erhebt sich ein - heute unverputztes - Fachwerkgebäude aus der Zeit um 1852. Das hohe Walmdach ist mit roten Falzziegeln gedeckt. In der Firstmitte ist eine kurze hölzerne Stange mit bekrönendem Davidstern aufgesetzt. Der Haupteingang liegt im Westen und ist über das Gemeindezentrum erschließbar. Ein Seiteneingang auf der Südseite bietet Zugang für die Erschließung der Frauenempore. Die Südwand besitzt keine weiteren Öffnungen. Im Osten ragt der Aron Hakodesch-Erker rund 20 Zentimeter vor die Wand. Im obersten Gefach wurde dort ein querliegendes Sechseckfenster eingebaut. Beiderseits des Thoraerkers bietet je ein hochrechteckiges Sprossenfenster dem Innenraum Licht.

Im Inneren des kleinen Betraumes befindet sich in der Mittelachse vor der Ostwand das Vorlesepult auf einer niedrigen hölzernen Estrade. Der in der Thoranische dahinter stehende Schrein ist um vier Stufen erhöht. Beide sind durch eine Balustrade vom Gebetsraum getrennt. Auf zwei mal fünf Bankreihen, die durch einen Mittelgang getrennt stehen, finden Männer Platz. Die dreiseitig umlaufende stützenfreie Empore bietet für Frauen Platz. Insgesamt gibt es 45 Sitzplätze. An hohen Feiertagen, wenn höherer Platzbedarf besteht, kann der Betraum durch die Öffnung zum Gemeindezentrum hin nach Westen erweitert werden und dann 250 Personen Platz bieten.73

Der Gottesdienstraum ist zurückhaltend farbig gestaltet. Wände und Emporenbrüstung sind in hellem Grau gehalten. Die Decke ist im Stil der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert geometrisch angelegt. Ein ockerfarbenes horizontales Band setzt die Wände von der Decke ab. An der Decke werden breite, in den Mittelachsen verlaufende weiße Farbstreifen von Begleitern in Ocker gerahmt. Dunkelbraune Felder mit eingeschriebenen Davidsternen markieren die quadratischen Kreuzungspunkte. Die vier so entstandenen rechteckigen Deckenfelder zeigen vor hellem grauen Hintergrund florale Muster. Das in West-Ost-Richtung verlaufende Farbband zieht hinunter bis ins obere Drittel der Wände. Hier sind die Begleiter durch aufgemalte Kapitelle vom Deckenschmuck abgesetzt und enden als Bänder in dunklem Ocker mit ovaler geometrischer Musterung. Im Osten wird hierdurch der Thoraschrein besonders betont.

Am 27. August 1995 konnte das moderne Gemeindezentrum mit der sanierten und zum Teil neu gestalteten Synagoge, einer Mikwe, Wohnung und Verwaltung der Synagogengemeinde feierlich eingeweiht werden. Die Architektin Thea Altaras plante mit dem Gießener Architekturbüro Zipse und Partner die Translozierung sowie die architektonische Zusammenführung der Wohraer Synagoge mit den geplanten Neubauten. Die heutige Synagogengemeinde Gießen dokumentiert durch die Kombination aus moderner und traditioneller Architektur das Bewusstsein um die Verbindung von regionaler jüdischer Geschichte mit der aktuellen Lebenswirklichkeit.

Weitere Einrichtungen

Weitere Einrichtungen

Räume, die speziell für Gemeindeversammlungen ausgewiesen waren, befanden sich in den Synagogen resp. Gemeindezentren in der Dammstraße, der Lonystraße und heute im Burggraben. Vermutlich nutzten die Angehörigen der jüdischen Gemeinden die Beträume oder angemietete Privaträume für Versammlungen der Gemeinde, zu der Zeit während keine der genannten Einrichtungen zur Verfügung standen.

Mikwe

Vermutlich bestand bereits mit der Nutzung eines ersten Betraums, also mit der zahlenmäßig ausreichenden Größe zur Gründung einer jüdischen Gemeinde, mindestens ein rituelles Tauchbad. An welcher Stelle in der Stadt dies lag ist bisher nicht bekannt.

Eine archivalisch nachweisbare Mikwe musste um 1801 neu eingerichtet oder repariert werden. Die jüdische Gemeinde nahm hierzu eine Hypothek auf.74

Die Synagoge mit Schule und Gemeinderäumen in der heutigen Dammstraße 9, 11 besaß eine Mikwe.

Bisher ist unklar, an welcher Stelle eine Mikwe nach Verkauf der Synagoge in der Dammstraße und Nutzung des Neubaus in der Südanlage eingerichtet war. Möglicherweise blieb die Einrichtung im Gebäude in der Dammstraße wie bisher zugänglich.75 Vermutlich wurden erst mit dem Neubau des Gemeindezentrums in der Lonystraße und dem Neubau der orthodoxen Gemeindesynagoge in der Steinstraße zwei moderne Mikwen in Gießen eingerichtet. Aus den vorhandenen Bauplänen des Gemeindehauses in der Lonystraße und der Synagoge in der Steinstraße geht nicht hervor, dass Mikwen vorgesehen waren. Allerdings werden diese u.a. im Zusammenhang mit Entschädigungsansprüchen nach dem Krieg zwischen 1956 und 1966 erwähnt, so dass von ihrer Existenz auszugehen ist.76

Im derzeitigen jüdischen Gemeindezentrum mit Synagoge im Burggraben wurde mit dem Neubau um 1995 eine Grundwasser-Mikwe eingerichtet.

Schule

Schulräume für Religionsunterricht gab es nachweislich bereits in der Synagoge mit Schule, Mikwe und Gemeinderäumen in der Dammstraße. Mit ihrer Aufgabe 1868 gab es vermutlich für den Religionsunterricht nutzbare Räume in der Synagoge in der Südanlage. Möglich ist auch, dass der Unterricht im Gebetsraum stattfand. Seit 1896 bestanden dafür ausgewiesene Räume im jüdischen Gemeindezentrum in der Lonystraße. Spätestens seit 1899 bestanden sie für die Kinder der orthodoxen Gemeinde in ihrer Synagoge in der Steinstraße 8. In dieser Synagoge waren für Mädchen und Jungen separate Räume vorgesehen.

Um 1823 unterrichtet der Lehrer A. J. Rosenthal die jüdischen Kinder. Seine Nachfolger waren - dann bereits in der liberalen, israelitischen Religionsgemeinschaft - bis nach 1892 S. Mayer, bis 1934 Josef Marx und bis 1937 Bernard Glusmann.

Josef Marx unterrichtete 127 Kinder.77

1889 unterrichtete Lehrer Bernhard Klein, der auch als Kantor arbeitete, in der orthodoxen Religionsgesellschaft die etwa 50 jüdischen Kinder. Erich Neumann wurde sein Nachfolger. Er arbeitete bis 1937.78

Friedhof

Bis zum Erwerb eigener Grabflächen auf dem christlichen Friedhof in Gießen, 1826, begruben die Gießener Juden ihre Verstorbenen auf dem seit etwa 1637 bestehenden Sammelfriedhof in Großen-Linden, der etwa zehn Kilometer südlich liegt. Hier wurden über lange Jahre auch die verstorbenen Juden aus vielen der umliegenden jüdischen Gemeinden wie Heuchelheim, Krofdorf und Langgöns beerdigt.

Der jüdische Friedhof wurde Mitte der 1830er Jahre als Teil des städtischen, heute unter Denkmalschutz stehenden Alten Friedhofs in der Licher Straße angelegt, der sich in der Gießener Oststadt befindet. Er hat ein Areal von ca. 2.050 Quadratmetern.

Der Friedhof der orthodoxen Gemeinde wurde um 1890 am östlichen Rand des „Alten Friedhofs“ eingerichtet.

Im August 1903 wurde ein neuer städtischer Friedhof auf dem Gießener Rodtberg, am Ende der heutigen Friedhofsallee eingeweiht. Der Friedhof ist überkonfessionell angelegt. So werden bis heute auch jüdische Gießener und Gießenerinnen hier begraben, von dem nichtjüdischen Bereich durch eine Hecke getrennt. Auf dem Friedhof stand eine jüdische Friedhofshalle.

Gießen, Alter Jüdischer Friedhof (Nahrungsberg): Datensatz anzeigen
Gießen, Neuer Jüdischer Friedhof (Rodtberg): Datensatz anzeigen

Nachweise

Weblinks

Quellen

Literatur

Fußnoten
  1. Kaminski, Anfänge, S. 9, 12
  2. Nach dem Tod des Erbenlosen Landgrafen Ludwig IV., 1604, fiel Gießen an Hessen-Darmstadt.
  3. Bodenheimer, Juden in Oberhessen, S. 7; Knauß, Jüdische Bevölkerung Gießens, S. 15 f.
  4. Lilienthal, Jüdische Wanderungen, S. 57; Steil, Geschichte der Juden, S. 387
  5. Bodenheimer, Juden in Oberhessen, S. 20 ff.
  6. Knauß, Jüdische Bevölkerung Gießens, S. 24; Steil, Geschichte der Juden, S. 391
  7. Altaras, Stätten der Juden in Gießen, S. 2
  8. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 254; Steil, Geschichte der Juden, S. 396, 399, 405; Lilienthal, Jüdische Wanderungen, S. 57; Ortsartikel Gießen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  9. Ortsartikel Gießen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  10. Steil, Geschichte der Juden, S. 394 f.
  11. Bodenheimer, Juden in Oberhessen, S. 44; Knauß, Jüdische Bevölkerung Gießens, S. 24 (dieser gibt 1728 und nicht 1748 als Datum an); Lilienthal, Jüdische Wanderungen, S. 57 (gibt die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts als Tätigkeitszeitraum an)
  12. Löb Hirsch (Steil) könnte dieselbe Person wie Löb Mayer (Arnsberg) gewesen sein. Unterschiedliche Sekundärliteratur belegt eine zeitgleiche Tätigkeit, die auf diese These schließen lässt. Vgl. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 256; Steil, Geschichte der Juden, S. 395
  13. Lilienthal, Jüdische Wanderungen, S. 57
  14. Steil, Geschichte der Juden, S. 397
  15. HHStAW 518, 1475, darin Aufstellung einer Liste der im November 1938 entstandenen Schäden, 1954
  16. HHStAW 503, Nr. 7384
  17. "Jeschurun" [alte Folge], Heft 46 (November 1886), S. 730
  18. Steil, Geschichte der Juden, S. 397
  19. Ortsartikel Gießen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  20. Der Israelit, 27.7.1899 (s. Weblink)
  21. Ortsartikel Gießen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  22. HHStAW 518, 1474
  23. Der Israelit, 11.11.1889 (s. Weblink)
  24. HHStAW 518, 1474
  25. HHStAW 518, 1474
  26. Fürth, Autobiografie
  27. Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 259
  28. Lilienthal, Jüdische Wanderungen, S. 57; Heyne, Gießener Pogrom, S. 121
  29. Steil, Geschichte der Juden, S. 403
  30. Jüdische Gemeinden Deutschlands: Gießen (s. Weblink)
  31. Bodenheimer, Juden in Oberhessen, S. 9, Knauß, Jüdische Bevölkerung Gießens, S. 15
  32. vgl. Zit. in Steil, Geschichte der Juden, S. 387: Protokoll Schrautenbach, 1622: "[...] werde ich für sie [die Juden] einstehen, sowohl bezüglich ihrer Synagogen, wie ihres Wohnrechts in der Neustadt und am Marburgerthor."
  33. Steil, Geschichte der Juden, S. 394
  34. Altaras, Stätten der Juden, S. 25; Altaras, Synagogen, S. 269. Die Flügelgasse war im 18. Jahrhundert ein Parallelweg zur späteren Zotzelsgasse.
  35. Steil, Geschichte der Juden, S. 394, 396; Altaras, Stätten der Juden, S. 25 f.
  36. Altaras, Stätten der Juden, S. 25
  37. Vgl. Aquarellzeichnung von M. Modde und Abb. Blick in die Zotzelsgasse beide zwischen ca. 1880 und 1910
  38. Vgl. Abb. Blick in die Zotzelsgasse von Nordwesten, ehem. Synagoge hinten links
  39. Katasterbezeichnung um 1900: Flur 1, Nr. 35/10, 844 qm Fläche
  40. StadtA Gießen Best. 4425, Baugenehmigung 1865
  41. Ortsartikel Gießen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  42. Anhand der Abbildungen und Pläne ist dies nicht erkennbar.
  43. Arnsberg, Bilder, Dokumente, S. 73
  44. Pläne oder Fotos/Abbildungen des Südostgiebels liegen bisher nicht vor. Aufschluss über die Gliederung gibt ein Grundrissplan von 1892, der im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau vorgelegt wurde.
  45. StadtA Gießen Best. 4425, Schreiben der jüdischen Gemeinde an die Gießener Baupolizei zum Erweiterungsbau vom 11.10.1892
  46. Für die Existenz der Orgel gibt es Belege, nicht aber zu deren Standort.
  47. Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 2.10.1912 (s. Weblink). Die vorliegenden Baupläne von 1892 weisen durch ihre Filigranität eher auf gußeiserne Säulen mit Basis und Kapitell hin.
  48. StadtA Gießen Best. 4425: Erweiterung der Synagoge, Südanlage 2, 1892
  49. HHStAW 503, 7384
  50. StadtA Gießen Best. 4425: Erweiterung der Synagoge, Südanlage 2, Brief von Homberger an Baupolizei Gießen, 11.10.1892
  51. Von demselben Orgelhersteller Walcker aus Ludwigsburg stammte u.a. auch die 1893 eingebaute Orgel in der Johanneskirche mit 39 Registern und einige Marburger Kirchenorgeln.
  52. HHStAW 518, 1475: Liste der im November 1938 entstandenen Schäden.
  53. Ortsartikel Gießen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
  54. Allerdins wurden von der Kaufsumme die Kosten für die Räumung des Platzes durch die Stadt abgezogen, so dass ein effektiver Preis von nur 5.500,- RM verblieb. Vgl. HHStAW 503, 7384
  55. Budzynski, Stadtkrone, S. 3 f. Die Kongresshalle, damals als "offenes Haus für alle Bürger" konzipiert, wurde nach den Plänen des schwedischen Architekten Sven Markelius (1889-1972) errichtet.
  56. Katasterbezeichnung um 1900: Flur 1, Nr. 46/10, 396 qm Fläche
  57. Steil, Geschichte der Juden, S. 399: Der Bau des Gemeindezentrums wurde wesentlich ermöglicht durch eine Spende der Familie von Sigmund Heichelheim.
  58. StadtA Gießen Best. 4102, Gemeindehaus Lonystraße 2 + 4, Pläne, Baubescheide 1896 ff.
  59. Vgl. Bauplan israelit. Gemeindehaus, Ansicht, Querschnitt, 1896, aus: StadtA Gießen Best. 4102, Gemeindehaus Lonystraße 2 + 4
  60. HHStAW 503, 7384
  61. Es liegen zwei Planungsentwürfe für die Synagoge vor. Die vorliegende Beschreibung bezieht sich auf den jüngeren von 1896. Vgl. StadtA Gießen Best. 4427
  62. Angaben zur Innenausstattung aus HHStAW 518, 1474: Auskunft L. Sondheim, um 1930
  63. Die vorliegenden Baupläne von 1896 zeigen zwar das Kellergeschoss, nicht jedoch die Einbauten für ein rituelles Tauchbad. Vgl. StadtA Gießen Best. 4427
  64. Effektiv erhielt die orthodoxe jüdische Gemeinde 1939 nur 1.500,- RM, da ihr die Räumungskosten des Platzes nach der Pogromnacht, die die Stadt ausgeführt hatte, in Rechnung gestellt wurden.
  65. Detaillierte Beschreibung des Gemeindezentrums bei Altaras, Stätten der Juden, S. 44-49
  66. Altaras, Stätten der Juden, S. 48
  67. Steil, Geschichte der Juden, S. 399
  68. Bisher sind keine Angaben dazu bekannt.
  69. HHStAW 518, 1474: Angaben zur Einrichtung der ehemaligen Synagoge, um 1959
  70. Führer durch die jüdische Gemeindeverwaltung, 1932/33
  71. Ortsartikel Gießen auf Alemannia Judaica (s. Weblink)
Empfohlene Zitierweise
„Gießen (Landkreis Gießen)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/syn/id/741> (Stand: 5.5.2024)