Synagogen in Hessen
- Messtischblatt
- 5418 Gießen
- Moderne Karten
- Kartenangebot der Landesvermessung
- Historische Karten
- Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 11. Giessen
Leihgestern
- Gemeinde Linden, Landkreis Gießen — Von Susanne Gerschlauer
- Basisdaten ↑
-
Juden belegt seit
Mitte 16. Jahrhundert
-
Lage
35440 Linden, Leihgestern, Rathausstraße 53
-
Rabbinat
Oberhessen
-
religiöse Ausrichtung
orthodox
-
erhalten
nein
-
Jahr des Verlusts
1938
-
Art des Verlusts
Zerstörung
-
Gedenktafel vorhanden
ja
-
Weitere Informationen zum Standort
- Geschichte ↑
-
Das vor rund 1.200 Jahren erstmals urkundlich erwähnte Leihgestern gehörte seit dem hohen Mittelalter je zu einem Teil den Landgrafen von Hessen und den Grafen von Nassau. Damit zählte es zu einer Markgenossenschaft, der einige der umliegenden Orte angehörten, u.a. auch Großen-Linden. Die Gemeindevertreter der Markgenossenschaft hielten alle zwei Jahre Versammlungen in Leihgestern ab. 1703 erwarben die hessischen Landgrafen durch Kauf alle Rechte am Ort.
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts lebten Juden in Leihgestern; eine weitere Nennung erfolgte 1643 im Zusammenhang mit einem Judenkonvent in Gießen.1 Seit dieser Zeit lebten vermutlich kontinuierlich Juden am Ort. Um 1830 wohnten hier 46 Juden, 1905 waren es 29 jüdische Personen.2
Über den Zeitpunkt der Gründung einer jüdischen Gemeinde ist bisher nichts bekannt. Die jüdische Gemeinde war zahlenmäßig eher klein. Der letzte Vorsitzende der jüdischen Gemeinde war Herrmann Bauer. Die jüdischen Leihgesterner verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem Handel mit Vieh und als Kaufleute. Es gab darüber hinaus einen Metzger sowie einen Schuster.3
Bis 1938 lebten noch 20 Juden in Leihgestern. 13 von ihnen konnten rechtzeitig ins Ausland emigrieren, eine Jüdin zog nach Frankfurt am Main. Neun jüdische Leihgesterner wurden vermutlich in Konzentrationslagern ermordet.4
- Betsaal / Synagoge ↑
-
In der Rathausstraße 53, am südwestlichen Rand des ehemaligen Ortskerns gelegen, befand sich der Gottesdienstraum der jüdischen Gemeinde.5 Das kleine Gebäude war nur ca. 30 Quadratmeter groß und lag an einem etwa 60 Quadratmeter großen Grundstück. Seit wann die Synagoge bestand ist bisher nicht bekannt. Das Gebäude wurde am 10.11.1938 zerstört.6
- Weitere Einrichtungen ↑
-
Friedhof
Der jüdische Friedhof in Leihgestern liegt am Steinweg, etwa 300 Meter nördlich des Ortsrandes und hat eine Grundfläche von etwa 480 Quadratmetern. Er wurde 1887 auf einem der jüdischen Gemeinde dafür zugestandenen gemeindlichen Gelände angelegt. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1897, der jüngste von 1938. Bis 1887 begruben die Leihgesterner Juden ihre Toten in Großen-Linden.
- Nachweise ↑
-
Weblinks
-
Quellen
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 503, Nr. 7384: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Darmstadt. Bd. 7: Synagogen und andere jüdische Einrichtungen im Kreis und in der Stadt Gießen, (1932-1939, 1955) 1960-1962
- HHStAW Best. 518, Nr. 1447: Entschädigungsakte Jüdische Gemeinde Leihgestern, 1950-1962
- HHStAW Best. 519/2, Nr. 2628: Verwaltung des Grundstücks der zerstörten Synagoge in Leihgestern, 1948-1952
-
Literatur
- Altaras, Thea: Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? Königstein im Taunus 2007
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 1, S. 484-485
- Krieb, Steffen: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Leihgestern. In: 1200 Jahre Leihgestern, hrsg. von 1200 Jahre Leihgestern GbR. Gießen 2005, S. 109–115
- Müller, Hanno: Juden in Leihgestern, Lich 2017
-
Abbildungen
- Indizes ↑
-
Personen
Hessen, Landgrafen von · Nassau, Grafen von · Bauer, Hermann
-
Orte
-
Sachbegriffe Geschichte
- Fußnoten ↑
- Empfohlene Zitierweise ↑
- „Leihgestern (Landkreis Gießen)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/syn/id/172> (Stand: 14.8.2022)