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Treffen des Reichsverbands der Vereine der nationalliberalen Jugend in Frankfurt, 5. Januar 1908

In Frankfurt am Main findet ein Treffen des Reichsverbands der Vereine der nationalliberalen Jugend mit Vertretern der süddeutschen jungliberalen Vereine statt. Dabei wird über einen möglichen Anschluss des bayerischen Landesverbands an den Reichsverband gesprochen.

Der 1898 von Anhängern des linken Flügels der Nationalliberalen Partei gegründete „Reichsverband der Vereine der nationallibefralen Jugend“ (auch verkürzt: „Reichsverband der nationalliberalen Jugend“) ist die zentrale Organisation einer Gruppe von jüngeren Nationalliberalen, die verstärkt für eine Demokratisierung der Bismarckschen Reichsverfassung und soziale Reformen eintreten, aber auch die imperialistischen Zielsetzungen der deutschen Aussenpolitik und eine gemäßigte Schutzzollpolitik befürworten. Ausgangspunkt der Gründung des Reichsverbandes war die Entstehung lokaler jungliberaler Vereine, die sich in einzelnen Bundesstaaten des Reiches zu Landesverbänden zusammenschlossen und schließlich zum größeren Teil (aber nicht vollständig1) 1901 unter das Dach des zu diesem Zeitpunkt bereits bestehenden, in Köln ansässigen Reichsverbandes zusammentraten. Sowohl der Reichsverband als auch die Landesverbände halten Jahr für Jahr öffentliche Vertretertage ab, zentrales Publikationsorgan ist die in Köln seit 1901 erscheinende Monatsschrift „Nationalliberale Jugend“.

Die aus der 1866 aufgespaltenen Deutschen Fortschrittspartei hervorgegangene und von 1867 bis 1918 bestehende Nationalliberale Partei vertritt hauptsächlich Interessen des national und liberal gesinnten protestantischen Bildungs- und Besitzbürgertums und des industriellen Großbürgertums. Sie unterstützte die nationale Einigung und die Gründung des Deutschen Kaiserreichs ebenso wie die Errichtung eines parlamentarischen und konstitutionellen Rechtsstaates und die ökonomische und sozial-strukturelle Transformation des Reiches in einen modernen Industriestaat. In den ersten Jahren nach der Reichsgründung (1871) stellte die Nationalliberale Partei die stärkste Fraktion im Deutschen Reichstag, verlor aber ab Anfang der 1880er Jahre dort deutlich an Gewicht. Man unterstützte bereitwillig den von Bismarck proklamierten „Kulturkampf“. Teile des linken Flügels der Partei zeigten sich jedoch nicht bereit, die Wiedereinführung des Schutzzolls mitzutragen, weshalb es 1887 zum Austritt von 28 führenden nationalliberalen Politikern kam, die die Zustimmung ihrer Partei zu den Zollgesetzen nicht mittragen wollten.
(OV/KU)


  1. Vgl. Krabbe, Die gescheiterte Zukunft der Ersten Republik, S. 21.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Treffen des Reichsverbands der Vereine der nationalliberalen Jugend in Frankfurt, 5. Januar 1908“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/3319> (Stand: 5.1.2023)
Ereignisse im Dezember 1907 | Januar 1908 | Februar 1908
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