Synagogen in Hessen
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- Königreich Preußen 1841-1855 – 1. Wetzlar, Kraftsolms, Greifenstein [östlicher Teil]
Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 10. Grossenlinden
Kröffelbach
- Gemeinde Waldsolms, Lahn-Dill-Kreis — Von Susanne Gerschlauer
- Basisdaten ↑
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Juden belegt seit
Mitte 18. Jahrhundert
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Lage
35647 Waldsolms, Ortsteil Kröffelbach, Oberquembacher Straße | → Lage anzeigen
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erhalten
nein
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Jahr des Verlusts
1938
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Art des Verlusts
Abbruch
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Gedenktafel vorhanden
ja
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Weitere Informationen zum Standort
- Geschichte ↑
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Im 16. Jahrhundert hielten die Fürsten von Solms-Braunfels die Ortsrechte an Kröffelbach.1
Erste Juden sind Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt. Der Nachweis für erste Juden im benachbarten Brandoberndorf stammen aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.2 In Kröffelbach lebten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 11 Juden, 1856 waren es 17, 1871 noch 20. Schon 1880 war ihre Zahl auf 10 Personen gesunken. 1843 lebten in Brandoberndorf 18 Juden, 1871 waren es 16. 1905 wohnten 15 jüdische Personen in Brandoberndorf. Kraftsolms zählte im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts 14 Personen, im letzten Drittel lebten dort vier Familien. Um 1933 lag die Zahl aller zur Synagogengemeinde Brandoberndorf gehörenden Juden bei 25 bis 28 Personen.3 1939 lebten noch acht jüdische Kröffelbacher in der Gemeinde.4
Um 1848 bestand eine Synagogengemeinde aus Kröffelbacher Juden zusammen mit Juden aus Kraftsolms und Griedelbach; sie war vermutlich im späten 18. Jahrhundert gegründet worden. Nach der Jahrhundertmitte schlossen sich die Juden dieser Orte mit der jüdischen Gemeinde im etwa zwei Kilometer entfernten Brandoberndorf zusammen, das als Hauptort fungierte.5 Um das Jahr 1932 war der Vorsitzende der Synagogengemeinde Nathan Abraham. Er war 1899 im Ort geboren worden, seiner Familie gehörte die der Synagoge gegenüberliegende Hofreite.6 Die Gemeinde besaß mehrere Thorarollen.7 Die Mehrheit der Kröffelbacher Juden lebte vom Viehhandel, als Händler landwirtschaftlicher Produkte und als Bauern.8
Einige der jüdischen Kröffelbacher konnten vor 1939 ins Ausland emigrieren; acht Kröffelbacher Juden wurden zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten deportiert und in Konzentrationslagern ermordet.9
- Betsaal / Synagoge ↑
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Möglicherweise bereits seit Anfang des 18. Jahrhunderts fand der Gottesdienst der jüdischen Gemeinde in einem dafür angemieteten Betraum eines Privathauses statt. Die kleine Hofreite (heute Hausnr. 10), an der Hauptdurchgangsstraße nach Oberquembach, im östlichen Ortskern gelegen, gehörte vermutlich seit etwa der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem jüdischen Viehhändler Abraham David mit seiner Frau Johanna, die im letzten Drittel des Jahrhunderts nach Nordamerika auswanderten.10 Über seine Gestaltung und Ausstattung ist die geringe Größe sowie das Fehlen einer Frauenempore bekannt.11
Nach Verkauf dieses Gebäudes 1895 wurde der jüdischen Gemeinde gekündigt.12 In der Folgezeit erwirkte sie beim zuständigen Regierungspräsidium in Koblenz gegen dessen erhebliche Widerstände die Bewilligung für den Neubau einer Synagoge in Kröffelbach. Mithilfe umfangreicher Spenden konnte die Finanzierung des Gebäudes erreicht werden. Unter den Spendern für den Neubau befanden sich der Herzog von Nassau sowie die politischen Gemeinden Brandoberndorf, Kraftsolms und Kröffelbach.13
Das kleine Fachwerkgebäude stand auf einem am ehemaligen nordöstlichen Ortsrand gelegenen Platz in der Kurve an der Straße nach Oberquembach (ehem. Lindenstraße 102), etwa 1,60 Meter oberhalb der Straßenfläche. Das Gebäude hob sich durch den ihm im Südwestgiebel aufgesetzten kleinen Reiter von der es umgebenden Wohnbebauung ab.
Am 17. August 1895 wurde das Gebäude in der Oberquembacher Straße durch den Bezirksrabbiner Landau aus Weilburg, feierlich eingeweiht. Über einer Grundfläche von etwa 9,50 x 7,50 Metern bot das eingeschossige Fachwerkgebäude mit einer Geschosshöhe von fünf Metern die Grundausstattung zur Abhaltung von Gottesdiensten. Es war mit einem Satteldach versehen und von Südwest nach Nordost ausgerichtet. Über eine mehrstufige Treppe von der Burgstraße bzw. Oberquembacher Straße aus gelangten die Gottesdienstbesucher von Südwesten her vor die Synagoge. Der Haupteingang lag an der Südecke der parallel zur Straße verlaufenden Südosttraufe. Von dort aus wurde die Frauenempore, die entlang der Südwestwand verlief, erschlossen, und auch die Männer gelangten von hier aus in den Gottesdienstraum. Die Längsachse bot den freien Blick auf Vorlesepult sowie Thoraschrein, der durch eine Nische, die nach außen sichtbar war, besonders hervorgehoben wurde. Zum Mobiliar gehörte ein Ofen. Es gab Sitzplätze für 28 Männer und 16 Frauen.14
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten nahmen die Repressalien gegen die in Kröffelbach lebenden Juden erheblich zu. Einen ersten Höhepunkt erreichten sie 1935 mit einem Einbruch in die Synagoge. Im November 1938 wurde sie durch SA-Mitglieder abgebrannt. Die Reste des Gebäudes wurden später abgebrochen, der entstandene Platz eingeebnet. Eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Kröffelbacher und die Synagoge befindet sich an der Mauer des Pfarrhauses in der Oberquembacher Straße, etwa 40 Meter vom Standort der Synagoge entfernt.
- Weitere Einrichtungen ↑
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Mikwe
VVermutlich gab es eine Mikwe. Über ihre Lage und Aussehen ist nichts bekannt.15
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Friedhof
Die Juden aus Kröffelbach beerdigten ihre Verstorbenen auf dem jüdischen Friedhof in Burgsolms.
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Grabstätten
- Nachweise ↑
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Weblinks
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Quellen
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 339 Nr. 55: Judensachen, 1680-1690
- HHStAW Best. 424, Nr. 781: Aufsicht über die jüdischen Synagogen bzw. Synagogenbezirke, 1829-1869
- HHStAW Best. 424, Nr. 782: Besetzung des Vorsteher- und Rechneramtes der Synagoge in Kröffelbach, (1827), 1830-1837
- HHStAW Best. 503, Nr. 7367: Entschädigungsansprüche der jüdischen Gemeinden im Regierungsbezirk Wiesbaden. Band 12: Synagogen und andere jüdische Einrichtungen im Untertaunuskreis und Dillkreis sowie in den Kreisen Usingen und Wetzlar, (1932-1933) 1960-1962
- HHStAW Best. 518, Nr. 1228: Entschädigungsakte Jüdische Gemeinde Kröffelbach, 1954-1962
- Gemeindearchiv Waldsolms:
- Best. Kröffelbach:
- Gebäudebuch [seit Mitte 19. Jahrhundert, S.G.]
- Plan der Synagoge [2. Hälfte 19. Jh.]
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Literatur
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 19711972, hier: Bd. 1 (Brandoberndorf) und Bd. 2 (Wetzlar)
- Boch, G. / Bellach, H. / Kimpel, M. u.a.: Kröffelbach 1300–2000. Aus der Geschichte eines Dorfes im Solmser Land. Kröffelbach 2000
- Heuer, K. / Bangel, R. / Mutz, J.: Einblicke in die Geschichte der Kröffelbacher Juden. Die Synagoge und die Gemeinde, o. O, o. J. (2000)
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Abbildungen
- Indizes ↑
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Personen
Solms-Braunfels, Fürsten von · Abraham, Nathan · David, Abraham · David, Johanna · Landau, Bezirksrabbiner
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Orte
Brandoberndorf · Kraftsolms · Griedelbach · Nordamerika · Koblenz · Weilburg
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Sachbegriffe Ausstattung
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Sachbegriffe Architektur
- Fußnoten ↑
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- HHStAW 354, 161 ↑
- HHStAW 339, 55 ↑
- Ortsartikel Kröffelbach auf Alemannia Judaica (s. Weblink) ↑
- Heuer/Bangel/Mutz, Kröffelbacher Juden, S. 1 ↑
- Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 88 ↑
- Gebäudebuch Kröffelbach, in GemA Waldsolms, Best. Kröffelbach ↑
- Heuer/Bangel/Mutz, Kröffelbacher Juden, S. 3 ↑
- Heuer/Bangel/Mutz, Kröffelbacher Juden, S. 4 ↑
- Ortsartikel Kröffelbach auf Alemannia Judaica (s. Weblink) ↑
- Gebäudebuch Kröffelbach, in GemA Waldsolms, Best. Kröffelbach ↑
- Ortsartikel Kröffelbach auf Alemannia Judaica (s. Weblink) ↑
- Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 88, nennt im Unterschied dazu die Jahreszahl 1876 für einen Umbau aus einer Scheune mit Standort der jüngsten Synagoge in der Lindenstraße. ↑
- Ortsartikel Kröffelbach auf Alemannia Judaica (s. Weblink) ↑
- Plan der Synagoge (o.J.), in GemA Waldsolms, Best. Kröffelbach ↑
- Ortsartikel Kröffelbach auf Alemannia Judaica (s. Weblink) ↑
- Empfohlene Zitierweise ↑
- „Kröffelbach (Lahn-Dill-Kreis)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/syn/id/409> (Stand: 26.4.2022)