Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Stein1

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Deutung
Die Namen verweisen - in sehr unterschiedlicher Weise - allgemein auf das Material Stein, ahd. mhd. stein st. M. Die rezente Mundart monophthongiert zu /ɑː/, in historischen Belegen zeigt sich auch öfter die bis ins 15. Jh. in Südhessen geltende Monophthongierung zu //. Die Namen beziehen sich großenteils auf natürliche Steinvorkommen, sei es die steinige Bodenbeschaffenheit, seien es auffällige Steinvorkommen. Genutzt und abgebaut werden Steine für Bauzwecke in Steinbrüchen, die meist Steingrube oder Steinkaute genannt werden. Größere natürliche Steinansammlungen, besonders an Hängen, heißen Steingeröll, Steinrück(en), Steinritz, Steinrutsche, auch Stein(ge)rumpel, als junge Bezeichnung auch Steinschlag. Steinige Hügel heißen Steinbühl, ein FlN, der oft sehr verschliffen als Steimel, Stamel u. ä. erscheint, aber auch Steinknorren, Steinnickel in Darmstadt und (historisch) Steinhauk in Bischofsheim. Auf die Probleme, die mit der agrarkulturellen Nutzung steinigen Bodens verbunden sind, weisen nicht nur die sehr häufigen Namen Steinacker und Steinfeld hin, sondern auch solche, die an Sondernutzungen erinnern, wie Steinbeune, Steinröder und Steinwingert, oder deren Nutzungseigenschaft zusätzlich durch Steinigkeit gekennzeichnet ist wie Steinirre, Steineller. - Die zweite große Gruppe der Stein-FlN bezieht sich auf meist einzelne Steine, die als natürliche Erscheinung markant hervortretend oder durch menschliche Tätigkeit aufgestellt und bearbeitet bestimmte Aspekte der bäuerlichen Kultur repräsentierten. Das sind vor allem solche der kommunikativen Orientierung und der Begrenzungen (z. B. die Marksteine, s. d.), soweit sie nicht als historische Relikte zu verstehen sind wie die Hinkelsteine (s. d.). Schließlich gibt es die Gruppe der kulturellen Objekte aus Stein wie die Steinstraßen, mitunter als Römerstraßen1 (s. Steinern), aber auch Steinhäuser, Steinbrücken, Marksteine u. ä. An Steinfurten wurde das Durchqueren des Gewässers durch Steine ermöglicht2. - Bei einigen weiteren Namen können andere Benennungsmotive vorliegen oder hineinspielen: Steinbisser (Kleestadt) ist auch Bezeichnung eines Fischs (Kleines Neunauge), Steinbaum bedeutet auch ‚Balken zum Transport der Mühlsteine‘3.
Literatur
Schützeichel 270, Lexer 2, 1161 f.; Kluge/Seebold 791; DWB 10, 2, 2, 1965 f.; SHessWb 5, 1362 f., PfälzWb 6, 498 f.; Bach 2, § 293, HessFlNAtl K. 98; Dittmaier (1963), S. 300, Ramge (1979), S. 272 f., Zernecke (1991), S. 505 f., Vielsmeier (1995), S. 464 f. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
DWB: → stein; Lexer: → stein; PfälzWb: → stein; Wörterbuchnetz: → Stein1
Anmerkung zu den Belegen
Extrem gekürzte Belegauswahl ohne Standardkombinationen. Berücksichtigt sind Sonderformen, alte Belege und die Varianz von -grube/-kaute.
Referenz
Vgl. die folgenden Stein-Namenartikel.

1 Nicht jedoch der Steinen Weg in Hepp; vgl. Metzendorf (1986), S. 266 f.
2 Zur Steinfurt des CodLaur s. Köster/Weyrauch (1995), S. 275 f.
3 Beide SHessWb 5, 1367.