Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Adolf Soldan, Das 5. Großherzoglich Hessische Infanterie-Regiment Nr. 168

Abschnitt 1: Mobilmachung und Ausmarsch des Regiments

[9-11] Mobilmachung und Aufmarsch. 1914.

1. August: Se. Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm II. ordnet die Mobilmachung der deutschen Armee an.

Der 2. August ist der erste Mobilmachungstag. Die Mobilmachung des Regts. verlief planmäßig und in bester Ordnung.

6. August: Se. Königliche Hoheit der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen nebst hoher Gemahlin treffen in den Garnisonen ein und wünschen den Bataillonen Waffenerfolg.

8. August: In den frühen Morgenstunden werden die Bataillone in ihren Garnisonen verladen. Die Bahnfahrt geht über Bingerbrück— Kreuznach—Türkesmühle1 nach Hermeskeil2, woselbst gegen Abend Ankunft und Ausladen. Auf allen Haltestellen wurde das Regt. seitens der Einwohner mit reichlichen Liebesgaben beschenkt.
In Friedensmärschen werden nunmehr folgende Quartiere erreicht: [Siehe die Tabelle rechts unter der Abbildung der Seiten.]

Die Quartiere am 20. August lagen unmittelbar an der belgischen Grenze: das Regiment befand sich hier im Aufmarschgebiet der 25. Res.-Division.
Stärke des Regiments: 81 Offiziere, 3200 Mann, 189 Pferde. Offizierstellenbesetzung siehe Beilage.

[S. 11]

Gefechtskalender

Westlicher Kriegsschauplatz: Belgien, Frankreich.

Gegner: Franzosen und Engländer. 21. August 1914 bis 29. November 1914.

Am 21. August 7 Uhr vorm. trat die 25. Res. Div. den Vormarsch von Nieder-Colpach3 an.
Vorhut: Res. Drag. Regt. 4, Inf. Regt. 168 in der Reihenfolge I., II., III.4, M.G.K., II./Res. Art. Regt. 25, Gros Res. Inf. Regt. 83, I/Res. F. A.- Regt. 25, 49. Res. Inf. Brig.
Um 7.30 vorm. wurde die belgische Grenze überschritten und über Attert5 - Nobressat6 nach Beheme7 marschiert, woselbst um 3 Uhr nachm. Ortsbiwak bzw. Biwak bezogen wurde.
Marschleistung: 30 km.
Witterung: schwül, nachm. Gewitter.
Verpflegung aus Feldküchen.

22. August: Abmarsch der Division 7 Uhr vorm. in derselben Marschordnung wie am 21. über Leglise8 nach Hamipré9. Auf dem Vormarsch war Kanonendonner aus Richtung Neufchateau10 hörbar. Da ein Zusammenstoß mit dem Gegner bevorstand, gaben die Feldgeistlichen bei einer Rast den Truppen den Segen.
Um 1.45 Uhr nachm. marschierte das Vorhutbataillon I./168 in Hamipré ein und bog an der Kirche in Richtung Assemois11 ab. Beim Verlassen des Ortes erhielt es Infanteriefeuer. Das Bataillon nahm Deckung. Die Meldung über den Gegner besagte, daß die Waldstücke bei la Sart besetzt waren. Das Regiment wird zum Angriff entfallet, und zwar: I./168 rechts, II./168 links des Weges nach la Sart, die M.G.K. wurde auf beide Bataillone verteilt.
II./168 zunächst zur Verfügung des Regimentskommandeurs hinter dem linken Flügel des II. Batls. [S. 12] Nach kurzem Vorgehen erhalten die Schützen Feuer und nehmen Stellung.
Um 3 Uhr nachm. werden die 10. und 12. Komp. links vom II. Batl, so eingesetzt, daß das Feuer flankierend gegen den Gegner wirkte. Der Erfolg war da, das feindliche Feuer ließ nach. Nunmehr ging das III. Batl. mit Major Soldan und Adjut. Ltn. Buchholtz an der Spitze zum Angriff gegen das etwa 200 in vorliegende Waldstück vor. Der Gegner (etwa 3 Komp.) hob die Arme hoch und ergab sich. Das I. und II. Batl. kamen inzwischen auch vorwärts. Der Gegner räumte seine Stellung (7 Uhr abends).
Das Regiment hatte seine Feuertaufe erhalten und sich tapfer geschlagen.
Das I. und II. Batl., besetzten die Waldstücke und biwakierten in der eroberten Stellung. Das III. Batl. war Reserve hinter der Mitte des Regiments.
Verpflegung aus Feldküchen.

23. August: Das Regiment verbleibt bis gegen Mittag in der Stellung vom 22. Aug. Gegen 2 Uhr nachm. marschiert die M.G.K. mit Res. Inf.Regt. 118 über Nolinfaing—Straimont12 nach Izel13. Inf. Regt. 168 marschiert zu derselben Zeit über La Sart—Suxij nach dem Waldrand nördlich les Balles und biwakiert hier. II./168 übernimmt gegen 10 Uhr abends Artilleriebedeckung bei Jamoigne14.


  1. Bahnhof Türkismühle, Saarland, etwa 9 km südlich Birkenfeld.
  2. Stadt im Kreis Trier-Saarburg, Rheinland-Pfalz.
  3. Nieder-Colpach, luxemburgischer Ort an der Grenze zu Belgien, nordwestlich Luxemburg.
  4. Die römischen Ziffern bezeichnen die drei Bataillone des Regiments.
  5. Attert, belgischer Ort an der Grenze zu Luxemburg.
  6. Nobressart, Ort etwa 6 km südwestlich Attert.
  7. Behême, belgischer Ort nordwestlich von Attert.
  8. L'eglise, belgischer Ort nordwestlich Behême.
  9. Hamipré, belgischer Ort am östlichen Stadtrand von Neufchâteau
  10. Neufchâteau, Stadt im Süden der belgischen Provinz Luxembourg.
  11. ...
  12. Straimont, Ort etwa 8 km südlich Neufchâteau.
  13. Izel, belgischer Ort östlich Florenville, nahe der französischen Grenze.
  14. Ort östlich Izel.

Personen: Soldan, Adolf · Wilhelm II., Deutsches Reich, Kaiser · Ernst Ludwig, Hessen-Darmstadt, Großherzog · Buchholtz, Leutnant
Orte: Bingerbrück · Kreuznach · Türkismühle · Birkenfeld · Hermeskeil · Belgien · Frankreich · Nieder-Colpach · Attert · Nobressart · Behême · L’eglise · Hamipré · Neufchâteau · Assemois · Nolinfaing · Straimont · Izel · Florenville · La Sart · Suxij · Les Balles · Jamoigne
Sachbegriffe: 5. Großherzoglich Hessisches Infanterie-Regiment Nr. 168 · Infanterie-Regiment Nr. 168 · Mobilmachung · Eisenbahntransporte · Liebesgaben · 25. Reserve-Division · Regimentsstärke · Franzosen · Engländer · Reserve-Dragoner-Regiment Nr. 4 · Infanterie-Regiment Nr. 168 · Maschinengewehr-Kompanien · Reserve-Artillerie-Regiment Nr. 25 · Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 83 · 49. Reserve-Infanterie-Brigade · Biwaks
Empfohlene Zitierweise: „Adolf Soldan, Das 5. Großherzoglich Hessische Infanterie-Regiment Nr. 168, Abschnitt 1: Mobilmachung und Ausmarsch des Regiments“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/111-1> (aufgerufen am 26.04.2024)