Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 49. Wetter
Mellnau
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Stadtteil · 320 m über NN
Gemeinde Wetter (Hessen), Landkreis Marburg-Biedenkopf - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
13 km nördlich von Marburg
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Lage und Verkehrslage:
Dorf mit komplexem Grundriss am Südwest-Rand des Burgwaldes. Auf einem nach Südwest vorspringenden, kräftigen Kopf, der durch einen langen Sattel von der Burgwald-Hochfläche getrennt ist, die Burgruine Mellnau mit nordöstlich vorgelagertem regellosen Siedlungskomplex. Südöstlich abgesetzt auf abfallendem Rücken dreiecksförmiger Siedlungskomplex an Wegegabel, abgesetzt auf leichter Geländestufe ein dritter Siedlungskomplex mit regelloser Gehöftanordnung
Straße Wetter-Mellnau-Simtshausen. Die alte Amtsstraße von Amöneburg/Kirchhain bzw. Rauschenberg-Hatzfeld bzw. Battenberg (teilweise im Zuge des alten Sälzerweges von Wohra in Richtung Niederasphe) führte mit einem Abzweig nach Wetter durch den südöstlichen Ortsbereich. Die Amtsstraße Wetter-Rosenthal zog südöstlich unterhalb von Mellnau vorbei.
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Ersterwähnung:
1263
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Siedlungsentwicklung:
Auf eine wüste Siedlung am Silberborn ca. 2,5 km ö. Münchhausen weist karolingerzeitliche. und jüngere Keramik des 11./12. Jahrhundert; nördlich davon Flurrelikte; Forstort Thalhausen, Flurnamen Thalhäuser Grund.
Zweigeteiltes Grabhügelfeld auf dem Klutzkopf am S-Rand des Fahrweges Münchhausen-Christenberg (ca. 82 000/46 850); ost-west gerichtete Körperbestattungen (teilw. ohne Beigaben) Ende 7./Anfang 8. Jahrhundert - Grabhügelfeld auf der Lichten Heide ca. 0,5 km ö. des Christenberges (ca. 82 900/46 600); O-W gerichtete Körperbestattungen (teilw. ohne Beigaben) Ende 7./Anfang 8. Jahrhundert Unsicher, ob die Bestattungsplätze der Frühphase der -> Christenberg-Befestigung und -Besiedlung zugeordnet werden können.
Siedlung unterhalb der Burg seit Anfang 14. Jahrhundert; bis Anfang 16. Jahrhundert als Burgmannensiedlung anzusprechen.
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Wetter Ost.
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Historische Namensformen:
- Melnhau (1386)
- Mellnauen (1400)
- Mellnau (1500)
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Bezeichnung der Siedlung:
- flecken 1464 (Kopie Ende 15. Jahrhundert)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Burg Mellnau
- Kena
- Lüneburg
- Burg Mellnau (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
- Lüneburg (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
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Umlegung der Flur:
1935/1938
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Älteste Gemarkungskarte:
1724
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3482658, 5643726
UTM: 32 U 482591 5641909
WGS84: 50.928549° N, 8.752277° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
534021020
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Flächennutzungsstatistik:
- 1838 (Kasseler Acker): 1445 stellbares Land, 219 Wiesen, 76 Gärten, 60 Triesche
- 1885 (Hektar): 523, davon 369 Acker (= 70.55 %), 60 Wiesen (= 11.47 %), 35 Holzungen (= 6.69 %)
- 1961 (Hektar): 2648, davon 2139 Wald (= 80.78 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1502: 13 Mann (bisher frei). 1577: 35 hausgesessene 1630: keine Angaben. 1681: 18 hausgesessene Mannschaften 1747: 39 hausgesessene 1785: 243, 1838: 432, 1885: 446, 1925: 530, 1939: 573, 1950: 776, 1961: 702 Einwohner - 1861: 423 evangelisch-lutherisch, 6 evangelisch-ref. Einwohner 1961: 634 evangelisch, 28 römisch-katholisch Einwohner - 1785: 2 Leineweber, 1 Schneider, 1 Pottaschensleder, 1 Ziegelbrenner, 2 Schäfer, 8 Tagelöhner(-innen). 1838 (Familien): 49 Ackerbau, 5 Gewerbe, 16 Tagelöhner 1961 (Erwerbspersonen): 169 Land- und Forstwirtschaft, 136 Produzierendes Gewerbe, 34 Handel und Verkehr, 28 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1885: 446, davon 445 evangelisch (= 99.78 %), 1 katholisch (= 0.22 %)
- 1961: 702, davon 634 evangelisch (= 90.31 %), 28 katholisch (= 3.99 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- Im Vertrag von Langsdorf (1263) wird die M. als mainzisch Burg ausdrückl. von der landgräflich-mainz. Teilung der Vogtei Wetter ausgenommen. Seit 1329-1437 ist die Burg als Zubehör des Amtes auf Dauer an mainzisch Amtmänner verpfändet, vornehmlich an die von Hatzfeld. 1464 von Mainz an die Landgrafen verpfändet. 1502 und später: Amt Wetter
- - Amt M.-Wetter (Ziff.3a)
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
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Altkreis:
Marburg
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Gericht:
- 1821: Justizamt Wetter
- 1867 Amtsgericht Wetter
- 1948: Amtsgericht Marburg
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Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1971 wurde Mellnau im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil der neu gebildeten Stadtgemeinde Wetter eingegliedert.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Burgsitze und adlige Güter. Ursprgl. befanden sich die Höfe der Burgmannen im Bereich der (Wüstung) -> Kena. Im 15. Jahrhundert dürften die letzten Höfe von Kena zur M. verlegt worden sein. Als erster Hof scheint seit ca. 1300 der sog. Heppenberger Hof der von Treisbach unterh. der Burg bestanden zu haben; 1432 von den von Treisbach-Heppenberg an den Burgmann Johann von Wolmeringhausen verpfändet und 1436 verkauft; 1460 an den Amtmann Johann von Nordeck zu Rabenau verkauft, der ihn 1478 dem Landgraf veräußert; 1580: landgräflich Freihof, damals geteilt. - 1322 verspricht der Mainzer Eb. den von Hohenfels 2 Wohnungen sowie Geld und Holz zum Bau weiterer Häuser unterh. der Burg, falls sie seine Burgmannen würden. Anf. 15. Jahrhundert erwerben die von Treisbach als Burglehen 2 Häuser mit Garten im Tal von M., von denen eines früher im Besitz der von Hohenfels gewesen war; 1527 fällt dieser Besitz an den Landgraf - 1343 haben die von Fleckenbühl ein freies Gut allernächst M.; 1515 an die von Hatzfeld zu Fleckenbühl, 1629 an die von Scholley übergegangen; als geschlossener Wirtschaftshof bis ca. 1850 bestehend. - 1362 belehnt der Mainzer Eb. Hermann von Falkenberg als Nachfolger des Knibe von M. mit Burgsitz und -lehen auf M.; 1391 an die von Erfurtshausen übergegangen, die den Hof 1434 an die von Hatzfeld verkaufen; nach deren Aussterben 1588 an die Landgrafen heimgefallen. - Burgsitz der Milchlinge von Schönstadt seit 1421 erwähnt - 1423 lösen die von Hatzfeld ihre verpfändeten Höfe in M. und Kena; in Kena waren die von Hatzfeld bereits 1309 begütert. - 1470 verkaufen die von Gilsa ihr freies Gut vor dem Schloß zu M. - Den Zehnten zu M. hatten 1412 und später das Kloster Wiesenfeld
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Ortsadel:
Knibe von M. 1265-1362; ein Zweig der von Treisbach nannte sich nach dem Vorhügel der M. von Treisbach-Heppenberg (1301-1436)
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Burgkapelle, Kaplan 1325 (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2 Nr. 121).
- Kirche dicht unterhalb der Burg 1460 bestehend; damals stiftete der Landgraf einen Altar. 1499 ordnet der Landgraf an, daß der Priester zu Wetter auf der Burg Mellnau die Messe lesen soll.
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Pfarrzugehörigkeit:
1577 ist die Kirche von Mellnau Filiale von Wetter
1630: vom Kaplan in Wetter versorgt.
1747 und später: Vikariat von Wetter.
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Diakonische Einrichtung:
1941, 1953 Kindergarten, Schwesternhaus (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Wetter v.O. Pfarrarchiv Wetter) 1945 - 1962 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Huhn 1527, Kaplan in Wetter
Reformierter Bekenntniswechsel: 1607, 1624 wieder lutherisch.
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 einklassige Volksschule
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Gensen, Christenberg, Burgwald und Amöneburger Becken, S.140-143
- AMENT, Merowingische Grabhügel, S.73
- J. Henseling, 700 Jahre Burg M. (1963) (Ortsplan)
- Eisel, Geländeforschungen im Burgwald, S. 94-97
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 197-199
- Zitierweise ↑
- „Mellnau, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9226> (Stand: 29.3.2022)