Historisches Ortslexikon
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Weitere Informationen
Harleshausen
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Stadtteil · 214 m über NN
Gemeinde Kassel, Stadt Kassel - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
4,7 km nordwestlich von Kassel
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Lage und Verkehrslage:
Stadtteil am nordwestlichen Rand von Kassel am Fuße des Habichtswaldes am Geilebach. Das ursprünglich ohne Mittelpunkt an der Wolfhager Straße entlang führende Dorf mit geringer Siedlungsdichte erfuhr Ende des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung der Region sowie die Flurbereinigung 1882-1902 (sog. Verkoppelung) starken Bevölkerungszuwachs und rege Bautätigkeit mit Erweiterungen nach Süden und Westen in Richtung Kirchditmold und Habichtswald. Im Nordwesten der Gemarkung entstand die sogenannte Gartenstadt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager in der Gemarkung von Harleshausen angelegt. Nach starker Zerstörung und Wiederaufbau entsteht durch Neuzuschnitt der Stadtteile in der Gemarkung der Jungfernkopf.
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Ersterwähnung:
1081
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Historische Namensformen:
- Herldeshusun, in (1081) [Fälschungen um 1100 HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 585 und HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 586. Druck UB Mainz 1, S. 253-258, Nr. 358]
- Heroldeshusun, de (1146) [HStAM Bestand Urk. 56 Nr. 2337; Druck Wenck, Hessische Landesgeschichte 3, Urkundenbuch S. 69-70, Nr. 69]
- Heroldeshusen, de (1219) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 511-512, Nr. 1378]
- Haroldeshusen (1225) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1381] und (1463) [Elberberger Archiv]
- Haroldishusin, in (1372) [Urkunden Kloster Hardehausen, S. 586, Nr. 844]
- Harleshusen (1457-1459) [HStAM Bestand S Nr. 411]
- Harlshusen (1492) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, Nr. 1627]
- Harleshausen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 77]
- Harleshausen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 1]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (1300) [Klosterarchive 2: Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein, S. 534, Nr. 1437]
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Burgen und Befestigungen:
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Umlegung der Flur:
1892-1902 (Verkoppelung)
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Älteste Gemarkungskarte:
1694
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3530629, 5689239
UTM: 32 U 530543 5687403
WGS84: 51.337092° N, 9.438459° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
611000041
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Frühere Ortskennziffer:
611000411
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 686, davon 442 Acker (= 64.43 %), 160 Wiesen (= 23.32 %), 0 Holzungen
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 42 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 65 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen). 19 Ackermänner, 6 Knechte, 13 Mägde, 27 Tagelöhner, 18 Handwerker, 13 Wagner, 4 Leineweber, 1 Schreiner, 1 Wirt
- 1885: 1097, davon 1093 evangelisch (= 99.64 %), 2 katholisch (= 0.18 %), 1 Juden (= 0.09 %), 1 andere (= 0.09 %)
- 1895: 1418 Einwohner.
- 2006: 12845 Einwohner.
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1458/59: Landgrafschaft Hessen, Amt Ditmold
- 1483: Landgrafschaft Hessen, Gericht, später Amt Ahna
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Ahna
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Ober-Vellmar
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Ahna
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
- 1936: Deutsches Reich, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Stadtkreis Kassel
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Altkreis:
Kassel, kreisfreie Stadt
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Gericht:
- 1585: Gericht auf der Ahn, vierter Schöffenstuhl (Wolfsanger, Harleshausen)
- 1822: Amt Wilhelmshöhe
- 1822: Landgericht Kassel
- 1850: Justizamt Kassel III
- 1867: Amtsgericht Kassel II
- 1879: Amtsgericht Kassel
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Herrschaft:
Im 12. und 13. Jahrhundert gehört Harleshausen zur Mark, später zum Gericht Ditmold. Die herrschaftlichen Rechte sind nach 1247 im Zusammenhang der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz und der Landgrafschaft Hessen nicht immer eindeutig zu greifen. 1342 belehnt Landgraf Heinrich II. von Hessen den Schultheißen zu Kassel Hartmann von Lehrbach mit einer Wiese in Harleshausen. 1381 überträgt Landgraf Hermann von Hessen dem Stephan Hase Geld aus der Herbstbede in Harleshausen.
1399 verpfänden die von Harleshausen ihr Haus genannt 'eyn steynerthus' auf dem Kirchhofe des Dorfes Harleshausen für 4 Pfund hessische Pfennige.
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Gemeindeentwicklung:
1.4.1936: Eingemeindung in die Stadt Kassel.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Um 1081 bestätigt der Mainzer Erzibschof dem Kloster Hasungen die Stiftung einer Hufe in Harleshausen. Besitz des Klosters blieb bis zu seiner Aufhebung bestehen.
- 1146 hat das Stift Hersfeld Ministeriale in Harleshausen.
- 1300 ist das Kloster Weißenstein im Besitz von einigen Äckern im Dorf Harleshausen. In der Folge kommen weitere Güter hinzu.
- 1322 erwirbt eine Nonne von Kloster Ahnaberg einen Garten in Harleshausen.
- 1272 erhält das Kloster Hardehausen als Ausgleich zwei Äcker in Harleshausen, 1372 verpachtet das Kloster Hardehausen seinen dortigen Hof, zu dem vier Hufen gehören.
- 1424 erwirbt das Stift Kaufungen ein halbes Gut in Harleshausen von der Familie von Hundelshausen.
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Zehntverhältnisse:
1387 belehnt der Landgraf von Hessen die Familie Hund mit dem Zehnten zu Harleshausen.
1527 ist Caspar von Berlepsch vom Stift Kaufungen mit einem Teil des Zehnten von Harleshausen belehnt. Im 17. Jahrhundert haben die von Buttlar den Zehnten inne.
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Ortsadel:
Adlige für 1219, 1227 und vielleicht noch 1264 belegt (Schultze 1378. 1386. 30).
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- Evangelische Kirche 1908
- Katholische Kirche 1957
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Patrozinien:
- Herz Jesu
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Pfarrzugehörigkeit:
1362 zu Kirchditmold, ebenso 1569 und 1585, 1747 und 1872 dorthin eingepfarrt;
1908 durch Ausgliederung aus dem Kirchspiel Kirchditmold gebildete Pfarrei
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Diakonische Einrichtung:
04.02.1910 eine Schwester, Krankenpflege, Vereinsbetreuung, Gemeindearbeit Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel S. 288; Fortbestand der Diakonissenstation bis 1981 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)
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Bekenntniswechsel:
Da Filial von Kirchditmold, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Kirchditmolder Pfarrer Hektor Walter um 1527.
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Juden:
Ort der Gemeinde Kassel angeschlossen.
1932/33: 5 Juden
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 Volksschule mit sieben Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Wirtschaft:
Bis ins 19. Jahrhundert überwiegend Landwirtschaft, im 20. Jahrhundert vor allem Arbeiterwohnort für Industriearbeiter u.a. im benachbarten Rothenditmold.
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Kassel-Lexikon, Bd. 1: A-K, S. 243-244
- Denkmaltopographie Stadt Kassel, Bd. III, S. 119-175
- Thomas-Sergej Huck, Zisterzienserkloster Hardehausen, S. 260
- 900 Jahre Harleshausen
- K. Heinemeyer, Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, S. 284 (Register)
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 40
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 203
- Eisenträger/Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, S. 108
- Classen, Kirchliche Organisation, S. 175
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 414
- Zitierweise ↑
- „Harleshausen, Stadt Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2433> (Stand: 29.4.2024)