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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 31. Felsberg
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz zu Gensungen

Weitere Informationen

Gensungen

Stadtteil · 165 m über NN
Gemeinde Felsberg, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

7 km westlich von Melsungen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am rechten Ufer der Eder, in die hier der von Südosten kommende Sonderbach mündet. Über eine bereits 1241 belegte Brücke mit dem gegenüberliegenden Felsberg verbunden, Kirche am Südwestrand oberhalb des alten Dorfkerns. Moderne Siedlungsentwicklung im Südwesten und Nordosten. Im Nordosten liegt die Burgruine Heiligenberg, an deren Stelle sich vermutlich eine vorgeschichtliche Kultstätte befand. Durch den Ort verläuft die aus Südwesten kommende Verbindungsstraße B 253 weiter in Richtung Melsungen. Weitere Verbindungsstraßen führen nach Melgershausen, Heßlar, Beuern, Helmshausen und Rhünda.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 29.12.1849).

Ersterwähnung:

802-817

Siedlungsentwicklung:

Aus dem Gebiet des unteren Edertals um Felsberg-Gensungen und den Höhen des Quillerwaldes sind archäologische Zeugnisse nahezu aller vor- und frühgeschichtlichen Epochen bekannt. In Gesungen u.a. Gräber der Hügelgräberbronzezeit und der Urnenfelderkultur sowie eine völkerwanderungszeitliche Schale

1928 erfolgt die Eingemeindung der aufgelösten Domäne Mittelhof.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1277)
  • Dorf (1350)

Ortsteile:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1884

Älteste Gemarkungskarte:

1688

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3530764, 5666103
UTM: 32 U 530678 5664276
WGS84: 51.129131° N, 9.438413° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634003060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 621, davon 424 Acker (= 68.28 %), 68 Wiesen (= 10.95 %), 19 Holzungen (= 3.06 %)
  • 1961 (Hektar): 1011, davon 43 Wald (= 4.25 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Gensungen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1360: Landgrafschaft Hessen, Amt Felsberg
  • 1403/05: Landgrafschaft Hessen, Amt Felsberg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg, Grebenstuhl Niedermöllrich
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Gensungen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Felsberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Melsungen

Gericht:

  • Gensungen war vermutlich Sitz eines landgräflichen Zentgerichts.
  • Als Untergericht bestand es noch 1556 (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • vor 1822: Kurhessisches Amt Felsberg
  • 1822: Justizamt Felsberg
  • 1867: Amtsgericht Felsberg
  • 1879: Amtsgericht Felsberg
  • 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Felsberg)
  • 1970: Amtsgericht Melsungen

Herrschaft:

1277 erhält Landgraf Heinrich von Ritter Werner von Besse tauschweise zwei Hufen in Gensungen zu Lehen.

1360 erlässt Landgraf Heinrich zu Hessen für die Burgmannen und Bürger zu Felsberg und für die Bewohner von fünf umliegenden Orten Vorschriften betreffend die Hegung und Nutzung des Holzes in der dasigen Mark. Unter den Dörfern wird Gensungen genannt. Das Gericht Gensungen mit 5 nicht genannten Orten hat vor 1368 der Bruder des Landgrafen, Hermann, inne [Kopiar Landgrafen-Regesten online Nr. 993; Druck: Helbig, Amt Homberg, S. 117 f., Nr. 8 (allerdings zu 1338-1350)].

1585 haben neben den Landgrafen die von Riedesel und Boyneburg zwei Hausgesesse in Gensungen.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der Gemeinden Hesserode und Heßlar in die Gemeinde Gensungen. Am 31.12.1971 kam zu dieser die Gemeinde Beuern hinzu. Am 1.4.1972 folgte noch die Gemeinde Melgershausen. Am 1.1.1974 ging die Gemeinde Gensungen in der Stadtgemeinde Felsberg auf, wobei Gensungen selbst wie die anderen vier beteiligten Dörfer eigene Stadtteile wurden.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • (802-817) schenkt ein gewisser Radbert seine Güter und zwölf Hörige in Gensungen an die Reichsabtei Fulda. 1085 erneuert der Mainzer Erzbischof Wezelo dem Stift St. Peter zu Fritzlar eine verbrannt Urkunde Erzbischof Siegfrieds, wonach die Einkünfte u.a. der Mutterkirche Gensungen den Chorherren zufallen sollen.
  • 1253 schenkt Graf Berthold von Felsberg dem Kloster Breitenau vier Hufen zu Gensungen und dazu das Fischereirecht.
  • 1252 gelangen Güter in Gesungen an das Sitft Eppenberg, das in der Folge weiteren Besitz erwerben kann und neben der Herrschaft wichtigster Grundherr wird. 1440 gingen die Güter an Stift und Karthause zu Eppenberg über. Mit der Reformation fiel der Besitz dann an die Landgrafen von Hessen.

Zehntverhältnisse:

1209/1310 hat das Petersstift Fritzlar Anteil am Zehnten in Gensungen.

Ortsadel:

1193 bis 1284

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • mater aecclesia (1085)
  • Pleban (1266)
  • Kirche s. Petri (1374)
  • Klassizistischer Saalbau von 1824 mit gotischem Westturm mit Satteldach, 1970 renoviert
  • Neben der Pfarrkirche bestand eine capella s. Albani, deren Patronat 1322 der Karthause Eppenberg zustand

Patrozinien:

Pfarrzugehörigkeit:

1536, 1569 und 1585 gehörten zur Kirchspiel Beuern, Heßlar, Melgershausen und Rhünda. 1872

Protestantische Pfarrei der Klasse Felsberg mit Mittelhof und Karthause sowie den Filialen Beuern, Heßlar und Melgershausen. So auch 1994.

Patronat:

Die Kirche gehörte dem Stift Fritzlar und wurde 1085 zum Unterhalt des dortigen Kapitels zugewiesen, dem der Patronat noch 1536 zustand. 1569 und 1585 landgräflich.

Das Patronat der capella s. Albani stand 1322 der Karthause Eppenberg zu.

Diakonische Einrichtung:

25.11.1904 kleine Diakoniestation mit einer Schwester; Krankenpflege, Gemeinde- und Vereinsarbeit (Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 272, S.281-282); 1929 -1941 Kindergarten Diakonissen des Elisabethenstifts Darmstadt (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); Diakoniestation bis 1967 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Kranzwerfer 1527

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archipresbyterat Fritzlar, Erzpriestersprengel Gensungen

a) Dekanat Gensungen:

Das Dekanat Gensungen stand unter dem Propst von Fritzlar.

Es umfasste 1425 die Kirchen und Kapellen zu *Böddiger, Brunslar, *Kaltenbach, Körle, *Dennhausen, Dörnhagen, Eiterhagen, Felsberg, Gensungen, Grebenau, Grifte, Hesserode, Laudenbach, Lichtenau, Lohra, Melsungen, Mörshausen (Spangenberg), Obermelsungen, Quentel, Reichenbach, Retterode, Schwarzenberg, Spangenberg, *Velmeden, Walburg, *Weidelbach, *Wolfershausen, Wollrode (Falckenheiner 2 UB 29, die besternten Namen nur bei Würdtwein D. 10,518).

Ein archipresbiter ist für 1235 belegt (UA Heydau).

b) Moderne Zugehörigkeit von Gensungen:

1872: Protestantische Pfarrei der Klasse Felsberg (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 91).

Juden:

Der Ort gehört zur Gemeinde Felsberg.

1835: 8 Juden

1861: 24 Juden

1933: 10 Familien mit ca. 35 Seelen

Der Friedhof liegt in Obervorschütz.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit drei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Untergericht Gensungen gehörten 1556: Gensungen, Beuern, Helmshausen, Hesslar, Hesserode, Melgershausen. Rhünda und Sundhof samt den Wüstungen Drenhusen, Geroldsdorf, Gerwardeshusen, Lutzelngnade, Oberngensungen, Sconenberg, Solnhusen und Wimedehusen (Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 89-91).

Mühlen:

1515 ist bereits eine Mühle in Gensungen belegt. Mühle mit einem oberschlächtigem Wasserrad an einem Betriebsgraben des Sonderbachs, Betrieb 1978 eingestellt.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Gensungen, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4899> (Stand: 12.12.2022)