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Hessische Biografie

Portrait

Wilhelm Christoph Landgraf von Hessen-Homburg
(1625–1681)

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Hessen-Homburg, Wilhelm Christoph Landgraf von [ID = 6564]

* 13.11.1625 Ober-Rosbach, † 27.8.1681 Hamburg, Begräbnisort: Homburg vor der Höhe, evangelisch
Biografischer Text

Der älteste überlebende Sohn Landgraf Friedrichs I. wurde am 13. November 1625 in Ober-Rosbach geboren, wohin der Homburger Hof wegen der Pest geflohen war. Er wurde zusammen mit dem nur ein Jahr jüngeren Bruder Georg Christian erzogen. Nach dem Tod des Vaters standen die Brüder bis 1648 unter der Vormundschaft der Mutter, der ihr Schwager Landgraf Philipp in Butzbach beratend zur Seite stand. Die finanziell beschränkten Möglichkeiten der Regentin zogen den Rahmen für die Erzieher wie für Kavaliersreisen eher eng. Das Ende 1640 für Wilhelm Christoph erworbene Kanonikat in Bremen half etwas. 1641/44 besuchten die Prinzen die Ritterakademie von Sorø in Dänemark.

Mit der Volljährigkeit wurde Wilhelm Christoph Nachfolger des Vaters in der Landgrafschaft Hessen-Homburg und erhielt dazu das Amt Bingenheim, das seine Mutter für ihn von Darmstadt erwirkte. Burg Bingenheim wurde zur kleinen Residenz erweitert, wo sich die Familie zumeist aufhielt (daher: der Bingenheimer). Aus der 1650 mit Sophie Eleonora von Hessen-Darmstadt geschlossenen, 13-jährigen Ehe gingen zwölf Kinder hervor, doch kein überlebender männlicher Erbe. Das Amt Bingenheim fiel daher 1681 an Darmstadt zurück. Die zweite Ehe des Landgrafen mit Anna Elisabeth von Sachsen-Lauenburg erregte wegen eines langwierigen Scheidungsstreits öffentliches Aufsehen; der Fall gelangte vor die Höchstgerichte des Reiches. Anna Elisabeth willigte 1672 in die Trennung und verbrachte ihre letzten Jahre als „Fürstin von Philippseck“. Das Verhältnis ihres Mannes mit Anna Elisabeths Zofe, aus dem eine Tochter hervorging, kam zur Kenntnis des Darmstädter Landgrafen, der die Konkubine einkerkern ließ.

Nach Wilhelm Christoph waren seine Brüder Georg Christian (* 1626) und Friedrich (* 1633) die nächsten Erbanwärter. Wilhelm Christoph verkaufte seinem Bruder Georg Christian nach dem Tod der Mutter 1669 Stadt und Amt Homburg, die über Verpfändung an Darmstadt und Wieder-Auslösung endlich 1679/81 an Landgraf Friedrich gelangten. Durch Vergleich mit dem Darmstädter Vetter Ludwig VI. vom 18.Februar 1669 erhielt Wilhelm Christoph Schloss Philippseck bei Butzbach, das bis zu seinem Tod 1681 zu Homburg bzw. Bingenheim gehörte.

Wilhelm Christoph war ausgesprochen kulturell interessiert. Er gehörte wie seine beiden Brüder Georg Christian und Friedrich der Fruchtbringenden Gesellschaft (Palmenorden) an (seit 1652, Mitgliedsnummer 594, Beiname: Der Geschmückte) und förderte die Bildung im Amt Bingenheim, insbesondere die Lateinschule in Echzell. Andererseits war er stark an den von seiner Mutter betriebenen Hexenprozessen in Bingenheim und im Amt Homburg, besonders in Seulberg, beteiligt.

Barbara Dölemeyer

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 395)


Literatur