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Hessische Biografie

Portrait

Philipp Ludwig Fabricius
(1599–1666)

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Fabricius, Philipp Ludwig [ID = 1125]

* 1.8.1599 Birstein, † 4.8.1666 Darmstadt, Begräbnisort: Darmstadt, evangelisch-lutherisch
Dr. jur. utr. – Jurist, Rat, Kanzler
Biografischer Text

Philipp Ludwig Fabricius wurde als Sohn des Weiprecht Fabricius und seiner zweiten Ehefrau Ursula Kistner in Birstein 1599 geboren.1 Sein Vater war dort Sekretär des Grafen Philipp Ludwig von Isenburg-Birstein, der auch die Patenstelle vertrat.2 Nach der Leichenpredigt auf Philipp Ludwig hat der Vater selbst aufgezeichnet, dass Philipp Ludwig mit vier Jahren zu lesen begann und den Wunsch äußerte, in die Schule zu gehen. Der Vater starb aber bereits 1610 und die Mutter kehrte nach Dreieichenhain zurück. Philipp Ludwig besuchte bis 1614 die Schule in Dreieichenhain, dann die Schule in Büdingen bei seinem Bruder Philipp Conrad, der bereits seit 1610 Isenburgischer Rat war.

Anschließend studierte Philipp Ludwig 1616 in Gießen und wechselte 1619 nach Marburg. Er erwarb den Grad des Licentiaten beider Rechte. Es ist unsicher, ob er auch zum Dr. jur. utr. promovierte.3 Danach praktizierte er als Juris consultus.

Am 13. März 1627 ernannte ihn Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt zu seinem Secretär.4 Philipp Ludwig Fabricius reiste mit seinem Herrn unmittelbar darauf zu dessen Beilager nach Torgau. Danach wurde er zum Kammer-Secretär und Archivregistrator in Ziegenhain ernannt. 1629 (1634?) war er Rat Georgs.5 1634 wurde er „über ein halbes Jahr“ der Gesandte Georgs II. bei den Friedensverhandlungen in Pirna.6 1637 wurde er noch unter Anton Wolff von Todenwarth Vize-Kanzler in Darmstadt, überließ das Amt aber 1640 seinem älteren Bruder Esaias Fabricius. Seit 1631 hielt sich die Kanzlei wegen des Krieges vorrübergehend in Gießen auf. 1638 schied Philipp Ludwig Fabricius aus dem Archivdienst aus. 1643 war er Gesandter zum Reichsdeputationstag in Frankfurt am Main.

1639 war Anton Wolff von Todenwarth als Kanzler entlassen worden und angeblich „Conrad Fabricius“ an seine Stelle getreten. Dieser ist in der Geschwisterreihe Fabricius nicht nachweisbar. 1644 erhalten Philipp Ludwig Fabricius als Geheimer Rat und Vizekanzler und seine Bruder Esaias Fabricius als Rat und Vize-Kanzler (beide in Darmstädtischen Diensten) den Adelsbrief. Ihr älterer Bruder Philipp Conrad, Kanzlei-Direktor in Büdingen und 1626 kurzeitig Vizekanzler in Schmalkalden, war schon 1635 verstorben. Daher werden 1644 seine Söhne, der Hofrat Conrad, Jacob und Johann Reinhard genannt. Vermutlich folgte Philipp Ludwig Fabricius bereits 1639/40 im Kanzleramt. Am 29. Dezember 1648 wurde er als Kanzler der „Geheimen- und Regierungskanzlei“ jedenfalls offiziell bestallt.7

1650 war Philipp Ludwig von Fabricius an der Restauration der Universität Gießen beteiligt und muss dabei die „öffentliche Rede“ führen. Er begleitete 1653 den Landgrafen Georg zum Reichstag nach Regensburg und zu dessen Besuch und den Verhandlungen nach Sachsen.8 Bis zu seinem Tod 1666 führte er die Regierung in Darmstadt.

Er war Lehnsinhaber des adligen Gutes Großen-Linden (Lehenbrief-Entwurf vom 7. August 1663), erwarb die Burgmannschaft in Gießen. Er erhielt mit seinem Halbbruder und Neffen in Linz am 19. November 1644 den Adelsstand und für sich persönlich das kleine Palatinat.

Mit seiner Eheschließung 1628 mit der Aachener Patriziertochter Martha Maria von Münten (Münthen, Münthem), erheiratete Philipp Ludwig eine hohe Mitgift und die wichtigsten Beziehungen in die Politik, war doch deren Schwester mit dem Kanzler Anton Wolff von Todenwarth verheiratet. Cornelius Münthen flüchtete mit seiner Familie vor den Spaniern zunächst nach Hamburg und Utrecht, dann 1627 nach Darmstadt zu seinem Schwiegersohn Wolff von Todenwarth.

Eine weitere Schwester Münthen war mit dem Sohn des Darmstädter Superintendenten Balthasar Mentzer verheiratet. Die Vorfahren Münthen waren als Kupfergewerke vermögend geworden. 1673 ist sie als „Maria Minde, Witwe von Philipp Ludwig Fabricius, Jctus, Fstl. hess. GehR. u. Kanzler in Darmstadt“ gemeinsam mit Anna Heidelberger, geb. Tülßner, Patin von Anna Maria Tülßner (später verheiratet mit Huldrich Eyben, Prof.publ. & ord. in Helmstedt).9 Martha Maria von Fabricius starb erst 1679 in Darmstadt.

Lupold von Lehsten


  1. Für die genealogischen Daten vgl. H. Knodt, in: Archiv für Sippenforschung H. 30, 1968, S. 415.
  2. Vgl. den Lebenslauf in der Leichenpredigt.
  3. Im Lebenslauf der Leichenpredigt wurde Philipp Ludwig nur Licentiat der Rechte genannt. 1639 wurde er bei der Taufe seines Sohnes „Lic.jur. und Geheimer Secretär“, 1650 bei der Taufe eines weiteren Kindes „Dr. jur. utr. und Kanzler“ genannt.
  4. Leichenpredigt; Strieder, a.a.O.
  5. Nach Strieder wurde er bei der Taufe seiner Tochter am 5. September 1630 Licentiat und Geheimer Secretär bezeichnet, nach dem Lebenslauf der Leichenpredigt hat ihn Landgraf Georg „kurz darauf in den Rat genommen“.
  6. Vgl. Frohnweiler, a.a.O.; Leichenpredigt.
  7. Lebenslauf in der Leichenpredigt, 39. Fabricius lag bei der Ernennung gerade in Gießen „wegen Steinen“ im Bett. Der Landgraf betonte seinen Wunsch, er möge „seinen Fleiß und treie Sorgfalt continuieren, und dasjenige, was Einem treuen fleissigen Cantzlar aignet und gebühret, zu deroselben und dero gantzen Lands Wohlfahrt und Besten zu versichten“ sich anliegen sein lassen.
  8. Auf dem zeitgenössischen Stich von Paul Fürst, Nürnberg 1653, ist Landgraf Georg verzeichnet, vgl. Der Westfälische Frieden, Katalog, 1988, S. 235, Nr. 153. In Andreas Müller, Der Regensburg Reichstag von 1653, 1992, ist Fabricius nicht genannt.
  9. Vgl. Leichenpredigt Roth, Restlose Auswertung R 2768.

Literatur