Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Fahr(t)

Bock1 · Büttel · Flörsheimer · Gülle · Hain · Katze · Keller2 · Kirche · Klein · Kleinhäuser · Mannsfahrt · Ramsauer · Rheindürkheimer · Überfahrt · Weisenauer
Deutung
In den meisten Fällen zu ahd. far ‚Meerenge, Hafen‘, mhd. var st. N. ‚Platz, wo man überfährt oder landet; Ufer, Fähre‘. So etwa in Offenbach am Main, wo der Acker auf dem Fahr auf die Fähre zwischen den Mainufern bezogen ist.1 Gelegentlich aber auch zu ahd. fart, mhd. vart st. F. ‚Fahrt, Zug, Reise‘. Die umgelauteten Belege für Fährt und Fehrt gehen auf den Plural mhd. verte zurück. Namengebend waren Viehtriebe oder Fahrwege durch Gewässer oder auch ein Durchlass auf dem Felde. Beide Namenformen lassen sich aber jetzt, wie gerade die Belegreihe in Offenbach am Main zeigt, nicht mehr sicher voneinander scheiden, zumal sich auch gelegentlich ihre Bedeutungen vermischt haben. So bezieht sich etwa farth häußlein auf ein Schutzhäuschen an einer Fähre, hier also an einer Übergangsstelle, weil an die ursprünglichen var-Belege in Anlehnung an vart sekundär ein 〈t〉 hinzugefügt wurde. Darüber hinaus ist das Wort gelegentlich wohl nicht mehr verstanden worden, denn Umdeutungen verzerren das Bild, so unter Einfluss von Furt (Airlenbach) und Fährte.
Literatur
Karg-Gasterstädt/Frings 3, 568 s. u. var, 3, 631 f. s. u. fart, Lexer 3, 20 s. u. var, 3, 25 s. u. vart, Baufeld 77; Pfeifer 1, 318; DWB Neub. 9, 58 f.; PfälzWb 2, 1013 s. u. Fahr, Fahre u. 2, 1018 f. s. u. Fahrt; DRWb 3, 387 f.; Ramge (1979), S. 110, Zernecke (1991), S. 152 s. u. Fahr(t), Vielsmeier (1995), S. 138 s. u. Fahrt; Knöpp (1968), S. 105. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
Lexer: → var · var · vart; PfälzWb: → fahr · fahrt; Wörterbuchnetz: → Fahr(t)
Referenz
Vgl. Fahr · Fuhr · Furt.

1 Jost (1942), S. 41.