Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Wild1

Birne · Horst
Deutung
Zu ahd. wildi, wilde, mhd. wilde, wilt ‚wild, unbebaut‘. Neben wild steht dabei häufig auch mit Assimilation von /ld/ > /ll/ die Variante will. Die Namen verweisen auf unbebautes, unfruchtbares oder unbewohntes Land, so etwa im Falle des Wildenbergs in Unter-Abtsteinach. Die Abgrenzung zu Wild ‚wildes Tier‘ ist unsicher, besonders die Simplizia bleiben mehrdeutig. Vermutlich sind sie aber als Substantivierungen des Adjektivs aufzufassen oder gehen auf mhd. wilde st. F. ‚Wildnis‘ zurück. Die Bedeutung des Adjektivs wird vielfach auch auf Pflanzen übertragen, so etwa in Wildtstockh (Viernheim) für ‚wilder Stock, Wildling‘. Als wilder Birnbaum oder Wildling werden allgemein unveredelte, oft auch junge Obstbäume bezeichnet. Auch der Name Wildwiese gehört vermutlich hierher. Für sie, anders als etwa bei Wildacker, waren unbebaute Wiesen oder Waldwiesen namengebend. Die Zugehörigkeit des Belegs aus Babenhausen ist unsicher.
Literatur
Schützeichel 323, Lexer 3, 884 f. u. 3, 895 s. u. wiltnisse, wiltnus; Kluge/Seebold 890; DWB 14, 2, 8 f., 14, 2, 125 f. s. u. -stock u. 14, 2, 132 s. u. -wiese; Marzell 3, 25, Bach 2, § 372; PfälzWb 6, 1345 f.; Dittmaier (1963), S. 342, Ramge (1979), S. 299, Vielsmeier (1995), S. 533. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
DWB: → wildstock · wildwiese; Lexer: → wiltnisse; PfälzWb: → wild; Wörterbuchnetz: → Wild1
Referenz
Vgl. Welle (Ober-Schönmattenwag) · Wild2 · Wildhube.