Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Röße

Flachs · Hanf · Vier
Deutung
Die genaue Zuordnung der Belege ist schwierig. Die meisten Namenbelege gehören wohl zu mhd. rœʒe st. F. ‚Flachsröste‘. Roße, Röße oder Röste sind Namen für Örtlichkeiten, wo der Flachs so lange feucht gehalten wurde, bis seine weichen Bestandteile weggefault waren: Je nach Verfahren waren das entweder Wassergruben oder Wiesen, auf denen die Flachsstängel ausgebreitet und Tau und Regen ausgesetzt wurden. Die südhess. Belege weisen große lautliche Unterschiede auf. Historische Belege zeigen im Stammvokal eine Varianz von oo und u'. Heute überwiegt die umgelautete Form Röse (mundartlich zu /reːs/ entrundet, oft zu /rɛɪs/ diphthongiert, manchmal zu /rɛʃ/ palatalisiert); daneben ist aber auch die mit Umdeutung verbundene Form Röste, Rost häufig. Auch die rezenten Ruß-Belege scheinen mehrheitlich zu Röße zu gehören; z. T. können sie aber auch auf den PN Ruß, Ruzzo oder auf Russ(baum) ‚Ulme‘ (s. d.) zurückgehen (Russemich ist durch Assimilation aus *Russenbach, -berg entstanden). Aufgrund der starken Varianz im lautlichen Bereich ist mit Vermischungen mit anderen Namen zu rechnen; besonders gegen Reuß, Rose und Ross ist eine genaue Abgrenzung nicht möglich.
Literatur
Gottschald 262 s. u. Ruzzo, Rozzo u. 417 f.; Lexer 2, 517; DWB 8, 1180 u. 1283; SHessWb 4, 1465, HessNassWb 2, 900, PfälzWb 5, 596, Vilmar 330; Bach 2, § 373, HessFlNAtl K. 28; Dittmaier (1963), S. 251, Ramge (1979), S. 249, Zernecke (1991), S. 427, Vielsmeier (1995), S. 409. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
HNWB: → Röste; PfälzWb: → roesse; Wörterbuchnetz: → Röße
Referenz
Vgl. Gekröse · Reis · Reuß · Rosch · Rose · Ross · Rotz · Russbaum · Russe · Rüssel.