Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Kind

Kalb2
Deutung
Nur ein Teil der Belege gehört zu ahd. kind, mhd. kint st. N. M. ‚Kind‘. Sicher zu deuten sind nur die Namen mit den GT -born, -bach, -teich und -topf, die an alte Kinderbrunnensagen erinnern: Im Brunnen sitzen die ungeborenen Kinder und warten darauf, dass sie geholt werden. Das Kindsbild im Lampertheimer Wald nimmt auf einen römischen Stein Bezug, auf dem ein Kind zu sehen war. Vom Stein wurde der Name auf den gesamten Wald übertragen1. Unklar ist das namengebende Motiv des BT Kindbett in Einhausen. Nicht ursprünglich zu Kind gehören vermutlich die Namen mit dem GT -berg in Hammelbach und Pfungstadt. Sie können aus ahd. kien ‚Fackel, Kiefer‘, mhd. kien st. M. ‚Kiefer, Keinspan, Fackel‘ umgedeutet worden sein. Andere Namen sind vermutlich Umdeutungen aus mhd. künic st. M. ‚König‘, da das Appellativ durch die Entrundung des Stammvokals von /y/ zu /i/ bei gleichzeitiger Kürzung nicht mehr verständlich war.
Literatur
Schützeichel 181, Lexer 1, 1575 f., Baufeld 143; Kluge/Seebold 442; DWB 5, 707 f.; SHessWb 3, 1290 f. s. u. Kind, 3, 1300 s. u. Kindelsbrunnen, PfälzWb 4, 200 f.; Dittmaier (1963), S. 141, Zernecke (1991), S. 290 f., Vielsmeier (1995), S. 267 f. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Kind; DWB: → kind; Lexer: → kind; PfälzWb: → kind · kindelsbrunnen; Wörterbuchnetz: → Kind
Referenz
Vgl. König · Kien.

1 Schopp (1969), S. 37.