Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Jude

Deutung
Zu ahd. judeo, mhd. jude, jüde sw. M. ‚Jude‘. In den südhess. FlN ist der Name seit Beginn des 15. Jh.s bezeugt und erscheint mit einer ungewöhnlichen Vielfalt von verschiedenartigen GT. Es lassen sich dabei Namentypen unterscheiden, die wie Judenkirchhof, Judenfriedhof, Judenbegräbnis und vielleicht Judensand (Schönberg) auf Begräbnisplätze weisen, Namen, die wie Judenweg, Judenpfad auf die spezifische Benutzung dieser Wege Bezug nehmen und Namen wie Judenacker, Judenwiese oder Judengarten, die auf die Präsenz von Juden in der ländlichen Siedlungsgemeinschaft hindeuten. Die Belege für Judengasse in Beerfelden, Dieburg, Götzenhain, Groß-Umstadt und Klein-Umstadt dokumentieren die vor allem in Städten, teilweise aber auch in Dörfern aufgezwungene Ansiedlung in Gettos. Neben dieser vergleichsweise häufigen Namenkombination stehen einzelne Belege wie Judeneck, -buckel oder -spitze, die sich wohl auf Flurstücke beziehen, die in Besitz von Juden waren. Gesondert zu deuten sind die Belege des Typs Judenbusch, -hecke, denen vermutlich die Pflanzenbezeichnung Judendorn (für die Hunds- oder Heckenrose, Rosa canina) zu Grunde liegt. Das Judenkreuz in Unter-Hambach war vermutlich ein Sühnekreuz1. Das Simplex in Nieder-Modau geht auf Besitz der Adelsfamilie Jude v. Stein zurück2.
Literatur
Schützeichel 178, Lexer 1, 1484 f.; Kluge/Mitzka 335; DWB 4, 2, 2352 f.; SHessWb 3, 991-1002, PfälzWb 3, 1370 f.; Bach 2, § 354, HessFlNAtl K. 20; Dittmaier (1963), S. 123, Ramge (1979), S. 165, Zernecke (1991), S. 257 f., Vielsmeier (1995), S. 246 f. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Jude; DWB: → jude; Lexer: → jude; PfälzWb: → jude; Wörterbuchnetz: → Jude

1 Metzendorf (1986), S. 139.
2 v. d. Au (1942), S. 61.