Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Hund

Deutung
Den zahlreichen Namen liegt kein einheitliches namengebendes Motiv zu Grunde. Die meisten gehören zu ahd. mhd. hunt st. M. ‚Hund‘. Einige FlN beziehen sich unmittelbar auf das Tier andere nur in übertragenem Sinn: der häufige FlN Hundsrück verweist in der Regel auf einen lang gestreckten, in der Mitte etwas eingesunkenen Höhenzug, dessen Form an einen Hunderücken erinnert; ebenso dürften die Namen Hundsbauch (Königstädten) und Hundskopf (Sonderbach) als FormN aufzufassen sein. Daneben dient der BT Hund- in FlN oft zur Benennung von etwas Geringwertigem: so kann minderwertiges Ackerland etwa den abschätzigen Namen Hundsäcker erhalten. Hundsbaum nennt man entsprechend einen Baum oder Strauch mit ungenießbaren Beeren1, Hundsschiß ist der derbe und früh belegte Name für eine kleine Bodenerhebung. Ein Hundskirchhof (Büttelborn) ist ein „Begräbnisplatz für solche, die nicht in der geweihten Erde des regulären Friedhofs begraben werden konnten“2. Nicht wenige FlN dürften außerdem auf den FamN Hund zurückführen, eine Reihe anderer schließlich auch auf ahd. hunno, hunteri, mhd. hunde, hunne sw. M. ‚Hauptmann; Zentrichter, Gerichtsbüttel‘, vor allem die Namen mit GT -weg, -straße, -gasse u. ä. Nicht sicher zu deuten sind Namen wie Hundsmeisel in Gadernheim (am Ortsrand an der Weinstraße) oder Hundsfreude in Offenthal.
Literatur
Gottschald 265; Schützeichel 172, Starck/Wells 291 f., Lexer 1, 1383 u. 1, 1387 f.; Kluge/Seebold 388; DWB 4, 2, 1910; SHessWb 3, 782, PfälzWb 3, 1243; Bach 2, § 325.8; Dittmaier (1963), S. 117 f., Ramge (1979), S. 162 f., Zernecke (1991), S. 253, Vielsmeier (1995), S. 238. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Hund · Schiss; DWB: → hund; PfälzWb: → hund; Wörterbuchnetz: → Hund
Referenz
Vgl. Hunne.

1 Vielsmeier (1995), S. 239.
2 Dittmaier (1963), S. 118.