Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 8. Listingen
Weitere Informationen
Wettesingen
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Ortsteil · 230 m über NN
Gemeinde Breuna, Landkreis Kassel - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
14,5 km nördlich von Wolfhagen
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regelhaftem Grundriss in ebenem Gelände unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen (Kreis Höxter). Die gerade Hauptachse in West-Ost-Richtung gegen die Kirche am Westende des Ortes geführt, von nahezu parallel laufender Seitenstraße im Süden begleitet und von Querstraßen in rechtem Winkel geschnitten. Moderne Siedlungsentwicklung nördlich des parallel zur West-Ost-Achse verlaufenden Calenberger Baches (Ostertalsbaches).
Nördlich verläuft die B 7 Kassel-Warburg, durch den Ort führt eine von dieser abzweigende Verbindung nach Süden Richtung Breuna. Die West-Ost-Verbindung von Oberlistingen nach Calenberg ebenfalls durch den Ort.
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Ersterwähnung:
822-842
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Historische Namensformen:
- Witisunga, in; Witisungeno marcha, in finibus (822-842) [Kopiar um 1160 Codex Eberhardi 2, Bl. 106 rb, S. 193 (93); Bl. 106 va, S. 193 (96)]
- Wittisungan (um 1020) [Vita Meinwerci, hrsg. von Guido M. Berndt, Cap. 86, S. 141, Vita Meinwerci, in:MGH Scriptores 11: Pertz, Historiae aevi Salici, S. 127]
- Witesungen (1168-1190) [Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, Nr. 1386]
- Wettesingen, in (1234) [HStAM Bestand Urk. 85 Nr. 7943, Druck: Spilcker, Geschichte der Grafen von Everstein und ihrer Besitzungen, Urkundenbuch, S. 64-66, Nr. 51]
- Witesinchen, de (1238) [Westfälisches Urkundenbuch 4.1, S. 174-175, Nr. 266]
- Wittesinge, in (1240) [HStAM Bestand Urk. 49 Nr. 1611]
- Witesingen, in (1252) [Urkunden Kloster Wormeln, S.44, Nr. 5]
- Wittesinge, in (1267) [Urkundenbuch Stift Hilwartshausen, S. 76, Nr. 69]
- Wettesingen, in (1300) [Abschrift um 1500 Urkunden Kloster Wormeln, S.60, Nr. 29]
- Wetzingen, tzů (1341) [HStAM Hess. Lehenreverse v. Calenberg 7]
- Wettesingen (1585) [Der ökonomische Staat, S. 95]
- Wettesingen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 2]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (822-842)
- Dorf (1341)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1877
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Älteste Gemarkungskarte:
1713
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3513012, 5702000
UTM: 32 U 512933 5700159
WGS84: 51.452465° N, 9.186127° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
633004040
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 1401, davon 973 Acker (= 69.45 %), 40 Wiesen (= 2.86 %), 293 Holzungen (= 20.91 %)
- 1961 (Hektar): 1409, davon 306 Wald (= 21.72 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 70 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 141 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 802, davon 784 evangelisch (= 97.76 %), 3 katholisch (= 0.37 %), 15 Juden (= 1.87 %)
- 1961: 1133, davon 981 evangelisch (= 86.58 %), 143 katholisch (= 12.62 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg (Gemeinsames Gericht von Malsburg und von Calenberg)
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Volkmarsen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
- 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Gemeinde Breuna (s. Gemeindeentwicklung)
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Altkreis:
Wolfhagen
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Gericht:
- 1822: Justizamt Volkmarsen
- 1867: Amtsgericht Volkmarsen
- 1879: Amtsgericht Volkmarsen
- 1945: Amtsgericht Wolfhagen
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Herrschaft:
1341 zwingt Landgraf Heinrich der Eiserne die Brüder von Calenberg, seine Lehenshoheit anzuerkennen. Sie erklären, mit dem Gericht und Gebiet halb und mit der Maibede zu Ober- und Niederelsungen, Breuna und der damaligen Wüstung Rhöda, mit der Hälfte von Gericht und Gebiet zu Niederlistingen und Wettesingen samt allem Zubehör an Gerechtigkeiten, außen und innen belehnt zu sein.
1457 verkauft Rabe von Calenberg die Hälfte an Heinrich von Gudenberg. Mit dieser Hälfte werden 1471-1534 die von Gudenberg belehnt, seit 1535 die von der Malsburg. Die andere Hälfte blieb Lehen der von Calenberg.
Als Grenzdorf ist Wettesingen lange Zeit Streitigkeiten zwischen dem Hochstift Paderborn und den Landgrafen von Hessen ausgesetzt. Seit 1498 erhebt auch das Bistum Paderborn Anspruch auf die Landeshoheit und verzichtete erst 1597 darauf und erhält das benachbarte Herlinghausen, das fortan paderbornisch ist.
Alleinige Gerichtsherren aber waren in der frühen Neuzeit die Herren von Calenberg und von der Malsburg.
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Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1971 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung der Gemeinde Wettesingen in die bestehende Gemeinde Breuna, die fortan eine neue (Groß-)Gemeinde Breuna bildete.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Im 9. Jahrhundert überträgt Ludolf von Sachsen dem Kloster Fulda seine Güter in Wettesingen.
- 1234 überweisen Bernhard und Hermann von Holzhausen und Hermann von Itter dem Kloster Arolsen die Kirche in Kapelle gegen Güter in Osterhausen und zwölf Mark aus Wettesingen und bekunden, dass der Vogt des Klosters, Graf Adolf von Waldeck, kein Anrecht an dieser Kirche und den Hof in Remmenchusen habe. 1267 belehnt Graf Ludolf von Dassel den Konrad Wethe, Bürger in Warburg, und dessen Schwiegersohn Ritter Gerhard mit dem Vogteirecht über einen dem Stift Hilwartshausen gehörenden Hof in Wettesingen.
- 1582 werden im Malsburger Salbuch (StAM Best. 340, v.d. Malsburg, Nr. 41,2) folgende Grundherren genannt: Herren von Spiegel (24 Hufen als mainzische Lehen) und von Calenberg (17 Hufen als mainzische Lehen, 5 Hufen vom Stift Heerse). Von der Malsburg (4 Hufen), Kloster Hilwartshausen (4 Hufen), Herren von Papenheim (3 1/3 Hufen), Kloster Wormel (3 Hufen), von Steinheim zu Salheim (fast 3 Hufen als Calenberger Lehen).
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Zehntverhältnisse:
1394 verkaufen die von Gudenberg Steben dem Langen von der Malsburg, dessen Gemahlin Elisabeth, ihren Söhnen Steben und Wolf, ihren Erben und dem Inhaber dieser Urkunde ihr Sechstel am Zehnten zu Wettesingen für 250 gute Goldgulden.
1451 haben die von Calenberg den Zehnten inne.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1238: Pleban
- 1252: ecclesia
- Saalbau des 12. Jahrhunderts, querrechteckiger Westturm
- 1952: Katholische Herz-Jesu-Kirche (Kirchstraße 11), seit 2009 Filialkirche der Pfarrgemeinde St. Marien in Volkmarsen
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Patrozinien:
- Maria [1490]
- Martinus (Hauskapelle)
- Andreas
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Pfarrzugehörigkeit:
Nach Aufhebung des Kirchspiels Oberlistingen wird die Filialgemeinde Niederlistingen 1982 mit Wettesingen verbunden.
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Patronat:
1252 übergibt der Mainzer Erzbischof die Kirche in Wettesingen dem Kloster Wormeln. 1537 ist der Patronat mainzisches Lehen der von Calenberg, 1585 und später ist die Collatur hessisches Lehen der Calenberger.
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Möller vor 1537 bis vor 1575
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar
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Juden:
Im Ort gab es keine eigene Gemeinde; zu Breuna gehörig
1835: 5; 1861: 11; 1905: 10; 1932/33: 1 Juden
Im Ort gab es einen jüdischen Friedhof, der von der jüdischen Gemeinde Herlingshausen/Westfalen genutzt wurde. Er liegt ca. 2 km außerhalb des Ortes. (alemannia-judaica)
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 Volksschule mit zwei Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Wettesingen - ein Dorf und seine Geschichte
- J. Pannekoek, Die von Calenberg zu Wettesingen, in: Hessische Familienkunde 23, Heft 2 (1996), Seite 54-66
- Eckhardt, Ersterwähnungen II, S. 53-54
- Schroeder-Petersen, Ämter Wolfhagen und Zierenberg, S. 78-96
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 511
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 549
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 94
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 364f.
- Zitierweise ↑
- „Wettesingen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2003> (Stand: 29.4.2024)