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Portrait

Reinhard der Ältere von Boyneburg
(belegt 1463–1509)

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Boyneburg, Reinhard der Ältere von [ID = 19180]

belegt 27.7.1463–23.2.1509
Amtmann, Rat, Hofmeister
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Familie

Vater:

Boyneburg, Philipp von, belegt 1468-1501

Partner:

  • N.N., Irmgard, Tochter des Karl von Lüder
  • Steinau, gen. Steinrück, Else von

Verwandte:

  • Wallenstein, Anna von, geb. von Boyneburg <Tochter>, verheiratet mit Konrad von Wallenstein, Hofmeister
  • Boyneburg, Rabe von <Sohn>
Nachweise

Quellen:

Literatur:

Leben

Sohn Philipps1, Amtmann zu Grünberg 1463 Juli 272, 1467 Juni 83, Rat Landgraf Heinrichs III. 1466 September 34 und wieder 1472 Januar 25 als dessen Rat, Amtmann und Diener bezeichnet5. Als solcher ist er seit 1466 September 3 maßgeblich an den Verhandlungen zwischen den Landgrafenbrüdern Landgraf Ludwig II. und Heinrich III. über die Teilung Hessens beteiligt6. 1471 April 24 bekundet Landgraf Ludwig II., dass Reinhard eine Zeitlang Rat, Diener und Amtmann seines Bruders Landgraf Heinrichs III. gewesen ist, obwohl Reinhard diesseits des Spießes geboren ist und dorthin gehört. Landgraf Heinrich habe ihn daher zuerst mündlich, dann auch schriftlich aus Eid und Pflicht entlassen und an ihn, Landgraf Ludwig, gewiesen, damit er diesem gehorsam und gewärtig sei. Daraufhin hat Landgraf Ludwig Reinhard bei Verlust seiner Lehen aufgefordert, sich zu ihm und in sein Land zu begeben. Dem hat Reinhard entsprochen. Dafür überträgt Landgraf Ludwig ihm und seiner Frau Irmgard (Ermeln) und ihren Kindern Schloss und Amt Gudensberg amtsweise auf Lebenszeit, solange er körperlich in der Lage ist, das Amt zu versehen. Er erhält 44 Vt. Korn, 100 Vt. Hafer, 22 Vt. Gerste, 16 Vt. Hopfen, 3 Scheffel Erbsen, 3 Scheffel Rübsamen, 5 Kühe und 5 Schweine, die man ihm mästen soll, 10 Hämmel, 6 Gänse, je 20 Fastnachts- und Michaelishühner, 3/4 fl. für Salz, 4 fl. für Hufbeschlag, 5 fl. für Fastenspeise, 12 Fd. Heu für Pferde und Vieh und Stroh und Spreu dafür nach Bedarf. Dafür muss Reinhard 4 Pferde halten, den (Frucht) Messer und Eseltreiber verköstigen und 2 Esel füttern. Landgraf Ludwig wird Reinhard des Amtes Gudensberg nicht entsetzen, es sei denn, dass er das Amt Sontra lieber haben will, wenn es Landgraf Ludwig von seinem jetzigen Hofmeister Rabe von Herda7 einverständlich erlangen kann, oder wenn die Zeit, für die es Rabe übertragen ist, verstrichen ist. Wenn Rabe das Hofmeisteramt aufgibt oder dessen entsetzt wird, soll es Reinhard auf Lebenszeit erhalten, solange er es versehen kann. Vermag er es nicht mehr, soll er ohne Zorn und Ungnade entlassen werden, dann aber er wie seine Frau auf Lebenszeit 24 Vt. Korn hessischen Maßes oder Werraischer Malter aus dem Amte Bilstein erhalten8. Von 1472 bis 1483 gehört Reinhard zu den „Anwälten“ in Kassel9 und ist dort zugleich 147110, 1473 Februar 2811 und noch 1482 April 1512 Amtmann. Während dieser Zeit der vormundschaftlichen Regierung amtet er selbstverständlich auch als Rat bzw. Heimlicher, genannt 1472 Januar 2513, Februar 1714 und 1482 April 2415, Juni 2516. 1482 Mai 18 nennt ihn dann auch Landgraf Wilhelm I. seinen Rat17, 1482 Mai 19 kommt er zum ersten Mal als dessen Hofmeister vor18, beides ist er noch 1485 Juni 1519. 1485 März 8 rechnet er ab in Beisein der Landgräfin Mechthild, Witwe Landgraf Ludwigs II., und ihrer Räte über alle Einnahmen und Ausgaben vom Hofmeisteramt bis zur letzten Rechnungslegung zurück, wobei ihm Landgraf Wilhelm I. 358 fl. und 42 fl. für einen schwarzen Hengst schuldig bleibt, die bis zum Ende des Jahres bar bezahlt oder aber am folgenden 2. Februar aus Kammereinkünften angewiesen werden sollen20. 1487 Juni 16 gehört er zu den Vermittlern der Landesteilung Niederhessens zwischen den Landgrafen Wilhelm I. und Wilhelm II. und wird hier noch als Amtmann zu Gudensberg bezeichnet21. 1487 Mai 422 und 1489 September 2823 wird er Hofmeister genannt, 1487 Mai 4 außerdem Rat und Amtmann zu Bilstein24. Er ist seitdem Landvogt an der Werra mit dem Amtssitz zu Eschwege25 bzw. auf dem Bilstein bis 1493 September 2926. 1489 Juni 6 verleiht Landgraf Wilhelm II. Reinhard von Boyneburg, Landvogt an der Werra und Amtmann zu Bilstein, und benannten Mitgewerken 16 lehine am Yberge, 6 lehine am burggraven und 6 lehine am Glasebache im Gericht Bilstein mit allen stehenden und schwebenden Gängen, uf was und wilcherley bergwerke, schibberwergk ader ertzbergk es sei, zu Bergwerksrecht27. 1490 Juli 8 und 1492 März 19 gehört er zu den Statthaltern Landgraf Wilhelms I. in Kassel28 und ist dessen Rat bis zu seinem Tode. Er erleidet ihn in Ausübung seines Dienstes als Amtmann zu Lichtenberg – als solcher ist er 150029 und 1504 Februar 2630 bezeugt – in der Pfälzer Fehde 1504 vor Groß-Umstadt31. – Im Gefolge des Fuldaer Abtes (wohl als Rat) 1497 November 332. 1501 April 28 verschreibt Abt Johann Reinhard und seiner Schwiegermutter (swiger) Margarethe geb. von Hatzfeld Schloss, Amt und Gericht Fürsteneck auf Wiederkauf und überlässt es ihm auf Bitte Landgraf Wilhelms II. auf Lebenszeit33. 1502 Februar 23 bezeichnet ihn Abt Johann als seinen Amtmann zu Fürsteneck34, 1509 Februar 22 kauft Abt Johann die Hälfte von Schloss und Gericht Fürsteneck von Reinhards Witwe Else für 800 fl. zurück35, Reinhards erste Frau war Irmgard, Tochter Karls von Lüder36, seine zweite Frau Else geb. von Steinau gen. Steinrück37, seine Tochter Anna war die Gattin des späteren Hofmeisters Konrad von Wallenstein38.


  1. Kopiar 438 Nr. 135.
  2. Gundlach zitiert: StA Meiningen, Hennebergisches Archiv.
  3. Urkk., Deutscher Orden. – Druck: Lennep, Cod. probat. II S. 242 ff.
  4. Kopiar 8 Nr. 3.
  5. Rechn. I, Gießen (51/6 Bl. 15v.). Das war also nach dem Tode Landgraf Ludwigs II.
  6. Kopiar 8 Nr. 3 ff. – Urkk., Depos. von Dörnberg 1469 Juni 23.
  7. Siehe dort.
  8. Kopiar L 3 Bl. 240v.
  9. Rechn. I, Kassel, Kammerschreiber (12/1 Bel. zu 1472 Oktober 21 und 12/3 Bel. zu 1482 Juni 25). – Gen. Rep. Wettesingen (Quittungsband 1436–1496).
  10. Eisenträger-Krug, Kasseler Landschaft S. 273.
  11. Küch, Marburger Rechtsquellen II S. 268.
  12. Rechn. I, Kassel Kammerschreiber (12/3 Bel.). – Zu 1482 März 25 wird sein Schreiber Johannes genannt (ebd.).
  13. Rechn. I, Gießen (51/6 Bl. 15v.)
  14. Kopiar 8 Nr. 3 ff. – Urkk., Depos. von Dörnberg.
  15. Kopiar 11 Nr. 90. 1 Rechn. I, Ziegenhain (118/15 Bl. 4v.).
  16. Rechn. I, Kassel Kammerschreiber (12/3 Bel.).
  17. Kopiar 9 Nr. 94; Kopiar 15 Nr. 120.
  18. Fritzlar, Urkunden des Stiftsarchivs. – Rechn. I, Kassel Kammerschreiber (12/3 Bel. zu 1482 Mai 30). Hier nennt er sich: jetzt Hofmeister, Amtmann etc.
  19. Kopiar 11 Nr. 112. – zu 1485 März 24 bezeugt: Rechn. I, Witzenhausen (114/16 Bl. 4 und 5v.) – zu 1485 Februar 24 bezeugt in: Urkk., Familien: Holzsattel.
  20. Kopiar 11 Nr. 107.
  21. Best. 2 II Landesherrschaft: Landgrafen Wilhelm I. und II. Als Amtmann zu Gudensberg auch 1486 Mai 27 bezeugt (Urkk., Depositum Stadt Melsungen).
  22. Gundlach zitiert: Urkk., Urkundenabschriften.
  23. Rechn. I, Kassel Kammerschreiber (11/12 Bl. 49v.). Hier wird er d. Ä. genannt.
  24. Gundlach zitiert: Urkk., Urkundenabschriften.
  25. Eckhardt, Eschweger Gesch. S. 280.
  26. Rechn. I, Bilstein (29/1 Bl. 14v.).
  27. Mannbuch Landgraf Wilhelms II, Kopiar L 5.
  28. Kopiar 6 Nr. 4/29, 13/3.
  29. Retter, Hessische Nachrichten II S. 200 f.
  30. Rechn. I, Kassel Kammerschreiber (12/6 Bel.).
  31. Zusatz zum Testament Landgraf Wilhelms II. von 1506 August 11: und dwyl Reinhart von Boeneborg seliger, der zu Fürsteneck gewonet und am letzten unser amptman zu Liechtenberg geweist, in unserm dienst vor Umbstat verwunt und tot bliben ist ... vermacht Landgraf Wilhelm Reinhards Sohn Rabe Lehngüter im Werte von 4500 fl. Rabe soll mit Landgraf Philipp zusammen aufgezogen werden (Urkk., Landgräfliche Testamente. – Druck: Kopp, Bruchstücke I S. 183).
  32. Rechn. I, Melsungen (83/8 Bl. 14v.).
  33. Kopiar 438 Nr. 135. Er muss dieses Schloss aber schon vorher innegehabt und bewohnt haben (vgl. Reinhard von Boyneburg der Jüngere Anm. 3.)
  34. Kopiar 438 Nr. 148.
  35. Kopiar 438 Nr. 279.
  36. 1479 Februar 3 bekundet Karl von Lüder, seinem Schwiegersohn Reinhard von Boyneburg seine fuldischen Lehen übertragen zu haben (Urkk., Urkundenabschriften, Fulda).
  37. Kopiar 438 Nr. 333.
  38. Siehe dort.
Zitierweise
„Boyneburg, Reinhard der Ältere von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/19180> (Stand: 12.4.2024)