Hessische Biografie
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GND-Nummer
119026481
Nonnenmacher, Gustav [ID = 8874]
- * 21.4.1914 Stuttgart, † 2.11.2012 Worms, evangelisch
Künstler, Bildhauer - Wirken ↑
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Werdegang:
- Angestellter beim Segelflugplatz Hornberg
- 1934 Ausbildung zum Flugzeugführer
- im Zweiten Weltkrieg Pilot unter anderem der Ju52
- amerikanische Kriegsgefangenschaft
- Umzug nach Monsheim, später Worms-Hochheim
- 1951 Bildhauer in Worms
- 1989 Bundesverdienstkreuz am Bande
- 1992 Verdienstmedaille der Stadt Worms
- 2002 Verleihung der Ehrenbürgerschaft des Stadtteiles Worms-Hochheim
- 2014 Benennung des „Gustav-Nonnenmacher-Platzes“ in Worms
- Familie ↑
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Partner:
- Saage, Ingeborg
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Verwandte:
- Nonnenmacher, Frank <Sohn>, GND, * Monsheim 30.6.1944, Sozialwissenschaftler, Dr., Professor in Frankfurt am Main
- Arnold-Nonnenmacher, Ulrike <Tochter>
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Frank Nonnenmacher, „Du hattest es besser als ich“. Zwei Brüder im 20. Jahrhundert, Bad Homburg 2014
- Erwin Martin, Begleittexte zum „Wormser Schicksalsrad“ und zum „Nibelungenbrunne. Wormser Zeitung 1990-2012
- Herbert Wüst, Dem Werk des Bildhauers Nonnenmacher gewidmet. In: Wormser Monatsspiegel, Juni 1991;
- Max Herdegen (i.e. Frank Nonnenmacher) & Gustav Nonnenmacher, Der Bildhauer Gustav Nonnenmacher. Intuition, Werkstoff, Objekt. München 1991.
- Gustav Nonnenmacher. Retrospektive und Werkauswahl zum 70. Geburtstag, hrsg. vom Museum der Stadt Worms, Worms 1984;
- Gustav Nonnenmacher & Richard Wisser, Christliche Sinnbilder. Neue Entwürfe. München 1964.
- Leben ↑
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Gustav Nonnenmacher wurde als unehelicher Sohn einer Weißbüglerin, die allein lebte und sich kaum selbst ernähren konnte, geboren. Als Kleinkind besuchte der deshalb verschiedene „Kosthäuser“. Kaum sieben Jahre alt, kam er in das ehemalige „Königliche Waisenhaus“ in Stuttgart, wo man seine Begabung erkannte und ihm eine gründliche handwerkliche Ausbildung gab.
1930 begann er eine Bildhauerlehre, die er mit der Meisterprüfung in Holz- und Steinbildhauerei abschloss.
Als Hobby-Segelflieger fühlte er sich in freiwilliger solidarischer Gemeinschaft besonders wohl. Bis 1933 war Nonnenmacher auch Angestellter des Segelflugplatzes Hornberg. Bereits 1936 wurde er zur Luftwaffe eingezogen und zum Piloten ausgebildet. Während des Zweiten Weltkriegs 1939–1942 flog er Hunderte von Einsätzen. Über dem Mittelmeer abgeschossen, trieb er tagelang im Wasser, ehe er gerettet wurde. Seit Dezember 1942 war er nicht mehr „frontflugverwendungsfähig“ und bildete in Österreich als Blindfluglehrer junge Piloten aus.
Während des Krieges heiratete er Ingeborg Saage. 1944 wurde der Sohn Frank geboren.
Nach Kriegsende wurde er mit seiner Familie als „Reichsdeutsche“ aus Österreich ausgewiesen. Die Familie zog nach Monsheim bei Worms zu den Eltern der Ehefrau. Nonnenmacher fasste hier den Entschluss, als freischaffender Künstler zu arbeiten.
Seit 1951 lebte und wirkte er in Worms-Hochheim, in seinem Haus Klosterweg 2. Hier schuf er Kriegsopfermale, zum Beispiel für Pfeddersheim, Sinsheim und Maikammer, ein Gedenkrelief für die gefallenen Schüler der Landwirtschaftsschule in Worms.
In einer zweiten Schaffensperiode gestaltete er Brunnen, Reliefs und Figuren für öffentliche Plätze. In Worms und Umgebung sind dies die Holztafel am Lutherbaum in Pfiffligheim, 1986 das „Schicksalsrad“ auf dem Obermarkt, den „Winzerbrunnen“ in der Kämmererstraße, die Bronzetür am Rathaus, das Kaiserrelief über dem Nordportal des Wormser Doms, das Denkmal der „Wormser Stare“ am Rhein, 2003 der Nibelungenliedbrunnen in der „KW“.
Seine zahlreichen Werke in Kirchen in Worms und Umgebung zeigen seine tiefe Ehrfurcht vor der christlichen Botschaft.
In einer dritten Schaffensperiode entstanden freistehende Plastiken mit subtiler Aussagekraft. Beispielsweise symbolisiert die gespaltene Stele vor dem Bildungszentrum in Worms die Spannung zwischen mathematischen und literarischen Werten.
Als temporäre Kunstwerke stellte der bekennende Protestant 1983 im 500. Geburtsjahr Martin Luthers auf dem Wormser Schlossplatz ein gespaltenes Kreuz auf, das die Wiederannäherung der christlichen Konfessionen anmahnen soll. 1986, im Jahr der Katastrophe von Tschernobyl, stellte er einen warnenden Hinweis auf das nahe Atomkraftwerk in Biblis auf.
Für den Fastnachtsverein „Liederkranz“ schuf er die Zeremonienstäbe, für die „Narhalla“ jahrzehntelang die Motto-Orden aus Terra Sigillata.
In der Wormser Volkshochschule leitete er Modellierkurse.
1989 wurde Gustav Nonnenmacher mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Der Anzeige vom Tod Gustav Nonnenmachers in der Wormser Zeitung zierte ein Bild seiner 1984 entstandenen Bronze „Kassandra“, die sieht, aber nicht zu sprechen vermag, sowie ein Zitat aus einem Interview von 1994: „Auch wenn es einigen nicht passt, so bin ich doch der Meinung, dass es die Aufgabe eines Künstlers ist, die gesellschaftlichen Verhältnisse in seinen Bildwerken kritisch zu kommentieren. Ich glaube, manchmal ist mir das geglückt.“
Til Schrecker
- Zitierweise ↑
- „Nonnenmacher, Gustav“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119026481> (Stand: 28.11.2023)