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Projektdetails

Bei den „Homburger Kur- und Badelisten“ handelt es sich um eine datenbankgestützte Internet-Anwendung zur digitalen Erschließung der umfangreichen Gästelisten, die von 1834 bis 1918 von der Kurverwaltung der Stadt Homburg v. d. Höhe in Form gedruckter Broschüren veröffentlicht wurden. Sie verzeichnen die in einem bestimmten Hotel oder einer Privatunterkunft übernachtenden Personen und deren Ankunftstermine, zumeist unter Angabe von kurzen Informationen zu Herkunftsort oder -land, Standeszugehörigkeit, Beruf und evtl. mitreisenden Familienangehörigen oder Dienerschaft. Damit bieten sie einen Spiegel des mondänen Treffpunkts der damaligen internationalen gesellschaftlichen Eliten.

Das Projekt steht in enger inhaltlicher und funktionaler Verbindung zu den Internetangeboten Orte der Kur und Digitales Gebäudebuch und entstand wie diese in Kooperation zwischen dem Hessischen Institut für Landesgeschichte (HIL) – früherer Name: Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL) – und dem Stadtarchiv Bad Homburg. Diese beiden Vorgänger widmeten sich in erster Linie der Topografie und dem Baukörper der Stadt, gewissermaßen dem „Gehäuse der Kur“. Das neue Projekt wendet sich den Kurgästen selbst zu. Die im Stadtarchiv Bad Homburg v. d. Höhe archivierten Kurlisten wurden auf Basis der in Excel-Tabellen übertragenen Angaben aus der Quelle (Transkription) erfasst. Ihre online-Bereitstellung erfolgt in Verbindung mit den Digitalisaten des Originals sowie leistungsstarken Recherchewerkzeugen und Visualisierungsmöglichkeiten von Suchanfragen.

Die Kurlisten-Datenbank enthält eine Gesamtsumme von rund 550.000 Einträgen mit annähernd fünf Millionen Einzelinformationen. Im Rahmen eines von der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe finanzierten Projektvorhabens war es möglich, diese zu validieren, zu konsolidieren und für Forschungsfragen sowie für interessierte Bürger*innen zuverlässig handhabbar zu machen. Zu diesem Zweck wurden vor allem die rund 20.000 sachlich oder orthografisch unterschiedlichen Ausprägungen von Berufsbezeichnungen zusammen mit etwa 27.000 unterschiedlichen Schreibungen von Ortsnamen einer sorgfältigen Konsolidierung unterzogen. Zudem wurden die Namen zahlreicher prominenter Kurgäste, aber auch von tausenden weniger bekannten Besuchern, mit Datensätzen der Gemeinsamen Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek verkoppelt, womit zusätzlich ein bedeutendes Maß an Kompatibilität zu externen Wissensressourcen gewährleistet ist.

Die Bereitstellung dieser Quellen und Instrumente bietet bislang einmalige Möglichkeiten u.a. zur Erforschung der Sozialgeschichte der Kur und der Netzwerkbildung der internationalen Eliten in Politik, Wirtschaft und Kultur. Aber auch der Zusammenhang zwischen den Konjunkturen des Kurbetriebes und der Zusammensetzung der Kurgäste mit der topografischen und baulichen Entwicklung der Stadt kann anhand dieser Daten näher untersucht werden.

Zur Nutzung der Homburger Kur- und Badelisten

Für die Nutzung der Homburger Kur- und Badelisten wurden verschiedene Zugänge geschaffen. Sie erlauben gezielte Recherchen („In den Kur- und Badelisten suchen“) genauso wie eine eher explorativ orientierte Beschäftigung mit dem aufbereiteten Material („Die Kur- und Badelisten erkunden“).

Die > Einfache Suche basiert auf einem Volltextindex, der Recherchen ermöglicht, wie sie von Internet-Suchmaschinen her vertraut sind.

Wenn die Einfache Suche nach Eigennamen, Berufsbezeichnungen oder Herkunftsangaben fehlschlägt, leistet die > Registersuche wertvolle Dienste. Sie lässt erkennen, wie etwa die Namen der Kurgäste in den Quellen begegnen, reflektiert also auch Schreibungsvarianten, Abkürzungen von Vornamen oder deren gänzliches Fehlen.

Das leistungsstärkste Recherchewerkzeug stellt die > Erweiterte Suche dar. Sie ermöglicht es, ganz unterschiedliche Merkmale in Kombination zu untersuchen, so etwa die Herkunft der Gäste in einem bestimmten Beherbergungsbetrieb und / oder einem frei zu wählenden Zeitraum. Dabei können nicht nur Intervalle gebildet werden (z.B. Anreise: 2.8.1914-9.11.1918); vielmehr sind auch Operatoren wie > (größer als), >= (größer gleich), < (kleiner als) oder <= (kleiner gleich) möglich, z.B. Anreise: >= 1914. Die Ergebnisse lassen sich nach unterschiedlichen Gesichtspunkten sortieren (z.B. chronologisch (Anreise) oder alphabetisch (Name).

Unter „Die Kur- und Badelisten erkunden“ besonders hervorzuheben ist die Anwendung > Die Welt zu Gast in Homburg. Herzstück ist eine interaktive Karte, die Auskunft über die Herkunft der Kurgäste innerhalb des behandelten Zeitraums gibt. Dabei können einzelne Jahre angesteuert oder eine Animation angestoßen werden.

Unter > Zahlen zum Projekt finden Sie verschiedenen Grafiken, die auf einer Auswertung der Gesamtdatenbank beruhen und Aggregationen ausgewählter Entwicklungen darstellen.

> Die Quellen im Faksimile erlauben eine Betrachtung des Ausgangsmaterials, das der Datenbank zugrundeliegt.

Die Galerie > Kurgäste im Portrait wurde durch die Anreicherung von Einträgen aus den Kur- und Badelisten mit Normdaten ermöglicht. Auf ihrer Basis konnten mithilfe von Semantic Web-Technologien automatisiert die hier präsentierten Portraits ermittelt und in das Angebot eingebunden werden.

Über den Menüpunkt > Mode, Mieder, Mundwasser soll der Wert der Kur- und Badelisten als Quelle jenseits der verzeichneten Kurgäste unterstrichen werden. Die über den gesamten Zeitraum nach Tausenden zählenden Annoncen liefern ein buntes und detailliertes Bild gewissermaßen der materiellen Kultur des Kurbetriebes, des Konsums und des Freizeitverhaltens seiner Gäste.

Das Projektteam

Siehe auch Kontakt.

Niklas Alt
Stefan Aumann
Simon Alexander Göllner
Prof. Dr. Holger Gräf
Dr. Astrid Krüger
Heike Purucker
Dr. Kai Umbach