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Magdalena Koch 1719, Walburg

Walburg · Gem. Hessisch Lichtenau · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Walburg

Gebäude / Areal:

Hessisch Lichtenau-Walburg, Kirchhof

Angaben zum Standort:

Aufgestellt im Kirchhof westlich der Kirche in einem Pavillon zusammen mit acht weiteren Grabsteinen; es ist – von der Kirche aus gesehen – der erste Stein von links in der hintersten Reihe.

Merkmale

Datierung:

1719

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

98 x 151 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A, B) 3,3, (C) 2,5-3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein der Magdalena Koch. Hochrechteckige Platte mit Seitenhang und zweiteiligem Aufsatz, oberer Teil verloren. Im unteren das Wappen der Pfarrerfamilie Koch. Im Mittelteil der Vorderseite zwischen Säulen, über denen sich Engelköpfe befinden, ein Schriftfeld mit den Inschriften A und B, Verse und weitere Zeilen nach rechts eingerückt.

Im Basisfeld zwischen Postamenten (volutenartig geschwungen und mit mittigem Perlstrang) ein Totenschädel(?) inmitten von Palmwedeln. Inschriften erhaben.

Auf der Rückseite im Aufsatz ein fünfstieliger Märzenbecherstrauß. Darunter ungerahmte Inschrift C, Zeilen gestaffelt, eingehauen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Enthaltene Wappen:

Koch3)


  1. Wappen Koch (im Schild Märzenbecher, in der Helmzier ein Koch).

Dargestellte Personen:

Da Koch das Zitat auf seine verstorbene Frau beziehen wollte, musste er den prosodischen Fehler hinnehmen. Anscheinend zitiert er aus dem Gedächtnis: Er hat mundi und vanas vertauscht und nunc vorangestellt, und auf quoque scheint cum zu folgen.

Magdalena, die Ehefrau des Pfarrers Johann Heinrich Koch jr., war eine geborene Werner, wie sich aus der Grabinschrift ihres Mannes ergibt.5) Sie war die Tochter des Lichtenauer Bürgermeisters Johann Georg Werner.6)


  1. s. Kat.-Nr. 295.
  2. s. Chronik Velmeden 360.

Sonstiges:

Typologisch handelt es sich bei diesem Grabstein um eine späte Version der in den 1680er Jahren in Kammerbach und Laudenbach einsetzenden Halbsäulengrabsteine. Das zeigen nicht nur die äußere Form und Versatzstücke des Dekors, auch der Totenkopf mit Palmwedeln, sondern auch das an wenigen Stellen (APOCAl) herausgehobene A mit gebogenem bzw. geschwungenem linkem Schrägschaft, dessen Bauprinzip in die Fraktur zeitnaher Nachfertigungen von Grabinschriften (Kat.-Nrr. 217, 228) übernommen wurde.

Das Eingangsdistichon ist dem Grabepigramm entnommen, das Ambrosius Lobwasser für sich selbst geschrieben hat. Der vollständige Text lautet:

Expertus mundi vanas res esse nihilque;

Hic quoque nunc jaceo pulvis et umbra nihil,

Sed qui de nihilo coelum terramque creavit,

Me cum carne mea non sinet esse nihil.

Hac spe nil mortem feci, nihil omnia feci,

Nil nihili vermes posse nocere scio.4)


  1. Zitiert nach der von Melchior Adam verfassten Vita des Ambrosius Lobwasser, s. http://www.uni-mannheim.de/mateo/camenaref/adam/adam3/jpg/adam301.jpg. Auch Richebourgq 183 s. v. Lobwasserus bietet den Text innerhalb einer kurzgefassten Vita: „LOBWASSERUS Ambrosius JVD et illustrissimi Principis Borussiae consiliarius atque professor, aetate ad senium praecipitata, gravissimo articulorum et pedum morbo fuit correptus, cumque eo sexennium ipsum conflictatus: donec tandem, quod saepe optarât, atque a Deo precibus devotis petierat, placida mors finem et dolorum et vitae ei attulit anno Christi 1585. Epitaphium ipse moriturus de se tale fecit: . . . Moriens Bibliothecam suam Juridicam Fabiano Lobwassero fratris filio legum studioso suprema voluntate legati nomine reliquit & stipendium quoque ad coeptam studiorum telam feliciter pertexendam decrevit. Adami vita JC fol 122.“
Inschrift

Umschrift:

A EXPERTAa) VANAS MUNDI RES / ESSE NIHILQUE /

NUNC QUOQU[E CUM]b) I[AC]EO PULVIS / [ET] UMBRA NIHIL

B HIER RUHET IM STAUB / FR(AU) MAGDAL[I]HNAc) EHRNd) JO-

H(ANN) HENR(ICH) / KOCHS PFARS ALLHIERO XXVII

IAH⌣Re) / LIEBGEWESENE HAUSFRAU / GEBOHREN d(en) VIt(en)

(SEPTEM)brIS / ANNO MDCLXVIII. GESTORBEN / d(en) Vt(en) (SEP-

TEM)brIS ANNO MDCCXIX / ALT WORDEN LI JAHR / WENIGER I

TAG / SIC [C]EDIT GLO[RIA MUN]DIf) 1)

C TEXTUS APOCAl(YPSIS)g) CAP(ITEL) 7 V(ERS) 13–1<.>]h) / 13i) UND

ES ANTWORTET DER ELTESTEN EINER, UND / SPRACH ZU MIR:

WER SIND DISE MIT DEM WEISSE(N) / KLEIDE ANGETHAN, UND

WOHER SIND SIE KOMMEN, / 14 UND ICH SPRACH ZU IHM:

HERR, DU WEISSESTS / UND ER SPRACH ZU MIR: DISE SINDS,

DIE KOMMEN / SIND AUS GROSEM TRÜBSAL, UND HABEN

IH⌣RE KLEIDER / GEW⌣ASCHEN UND HABEN IH⌣RE KLEIDER HEL-

LE GEMACHt / 15 IM BLUT DES LAM(M)S DARU(M)B SIND SIE

FUR DEM STUL / GOTTES UND DIEN IHM TAG UND NACHT IN

SEINEM / TEMPEL, UND DER AUF DEM STUL SIZT, WIRD ÜBER /

16 IHNEN WOHNE(N) · SIE WIRD NIT MEHRj) HUNGERN NOCH /

DÜRSTEN, ES WIRD AUCH NICHT AUF SIE FALEN DIE SONE(N) /

17 ODER IRGEND EINE HIZE · DAN(N) DAS LAMB MITTEN IM

STUL / WIRD SIE WEIDEN UND LEITEN ZU DEN LEBENDIGEN /

WASSER[BRUNNEN UND]f) GOTT WIRD ABWISCHEN / [ALLE

THRENEN VON IH]RENf)AUGEN2)


  1. Auffällige Längung in arsi, s. Kommentar.
  2. An die schwer lesbare bzw. verderbte Stelle passen einsilbig HIC, ggf. auch EGO, am besten aber CVM vom Raum und den Buchstabenresten her.
  3. Sic! Ggf. statt des I ein ganz schmales E.
  4. EHRN für Herr, s. DWB s. v. EHR, m. und zur Flexion s. v. ER (Bd. 3, Sp. 693).
  5. XXVII IAHR fehlt Cornelius.
  6. Ergänzt nach Cornelius.
  7. Kürzungszeichen: Fraktur-l mit durchstrichenem Schaft. Auflösung unsicher.
  8. Die Stelle ist m. E. nicht so stark verwittert, dass man nichts mehr lesen kann, sondern offenbar frei geblieben, um die Nummer der Verse hinzuschreiben, sobald man sicher war, wie umfangreich der Text werden würde – das unterblieb jedoch bis auf die Kontur der 1.
  9. Alle Verszahlen auf dem linken Rand neben dem Text.
  10. WARD NIT MAER Cornelius, Druckfehler?
  1. Abwandlung von Sic transit gloria mundi; s. dazu Kat.-Nr. 300.
  2. Offb 7,13–17.

Übersetzung:

(A) Ich habe erfahren, dass die Dinge der Welt eitel und nichts sind, jetzt da auch ich (hier) liege als Staub und Schatten, ein Nichts.

(B) So vergeht der Ruhm der Welt.

Kommentar:

Elegisches Distichon (A).

Dimeter, anapäst. katal. (Prud. cath. 10) bzw. Hexameter 2.Teil (B, SIC-MUNDI).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Koch

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 291.

Zitierweise
„Magdalena Koch 1719, Walburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2413> (Stand: 20.3.2023)