Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Sechs stehende weibliche Heilige unter Architekturbekrönungen (Oppenheim · Katharinenkirche)

Oppenheim · Katharinenkirche (Lage anzeigen) → Langhausfenster nord IX
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

134-1-06-01

Band:

III/1

Katalog Seite(n):

332 f.

Nr.:

1-5a-f

Titel:

Sechs stehende weibliche Heilige unter Architekturbekrönungen (Oppenheim · Katharinenkirche)

Anmerkung:

H./B.: 1–4a–f: 63–65,5/63–64 cm; 5a, c, d, f: 56–59/63–63,5 cm; 5b, e: 95/63–64 cm.

Datierung:

um 1330/40

Zuordnung:

Oppenheim · Katharinenkirche » Langhausfenster nord IX

Katalog

Erhaltung

Gemäß der Beschreibung von Müller 1823–1829, S. 42, der das Fenster im unteren Teil »stark beschädigt« gesehen und in Bahn c außerdem eine »Lücke« konstatiert hatte, sind heute große Teile in den Zeilen 1–5 ergänzt240. Die beiden unteren Zeilen und darüber hinaus die Felder 3c, 4/5b und 4/5e sind vollständige bzw. nahezu vollständige Neuschöpfungen aus der Mitte des 19. Jh. Von den Ergänzungen sind zudem die Figuren betroffen, von denen in 3b und 3e nur noch die Gesichter, in 3a und 3f auch die Haare und lediglich in 3a auch Krone und Nimbus zum originalen Bestand zu rechnen sind. Von den bekrönenden Architekturen, dem Muster im Hintergrund und den Blattborten sind dagegen größere Partien original erhalten. In 4d und 5f sind noch Teile des mittelalterlichen Bleinetzes vorhanden. In den Gesichtern der Heiligen sind vermehrt Korrosionsschäden festzustellen (vor allem in 3e); in Krone und Haar der Hl. Agnes (3a) massive Verluste der originalen Bemalung.

Ikonografie, Rekonstruktion Komposition

Das Heiligenensemble mit Agnes (2/3a), Maria Magdalena (2/3b), Ursula (2/3c), Margarete (2/3d), Barbara (2/3e) und Katharina (2/3f) geht auf die Angaben und bildliche Überlieferung von Müller 1823–1829, S. 42, Bl. 17, zurück (vgl. Fig. 189). Fünf der sechs Heiligen vermochte Müller anhand ihrer Attribute zu identifizieren, sodass seine Überlieferung vermutlich vertrauenswürdig ist241; nur anstelle der Heiligen in 2/3c befand sich jene bereits erwähnte »Lücke«, die Müller »ergänzend durch die h. Ursula mit dem Pfeile« ausfüllte. Da mit Katharina, Barbara und Margarete in der rechten Hälfte des Fensters aber drei der vier Virgines capitales dargestellt waren (bzw. sind), dürfte dort ursprünglich, wie bereits Ivo Rauch vermutet hat, Dorothea als vierte Hl. Jungfrau zu sehen gewesen sein242. Die Anwesenheit der Hl. Maria Magdalena im Gefolge dieser vier Hll. Jungfrauen lässt sich mit dem Patrozinium des Altars unterhalb des Fensters begründen, der ihr geweiht war243; zudem wurde die Büßerin Maria Magdalena ihnen gelegentlich ebenso zugeordnet wie die Hl. Agnes als Kanonheilige244. Die Heiligen stehen in monoton-gleichförmiger Ausrichtung auf die heraldisch linke Seite auf Sockeln, deren Architektur nicht gesichert ist, und werden von in der Fläche verhafteten Wimpergen bekrönt. Der Hintergrund ist durchgängig hell-blau/rot kariert (s. Ornament, Farbigkeit); umlaufende Blattborten rahmen die sechs Bahnen.

Ornament, Farbigkeit

Bei gleichem Hintergrund in allen sechs Bahnen – nämlich abwechselnd hellblauen und roten, auf der Spitze stehenden Quadraten mit Blattfüllung und hellen Kreuzungspunkten (Muster III,6) – sind die rahmenden Blattborten im Farbwechsel gestaltet, dem der gleichförmige Rhythmus a-b-a / b-a-b zugrunde gelegt ist. In der linken Hälfte rahmen weiße Blätter auf rotem Grund die Bahnen a und c, während die mittlere, höhere Bahn b einen blaugrundigen Rahmen mit gelben Blättern besitzt; rechts sind die Borten der Bahnen d und f blau/gelb, die Borte der Mittelbahn e ist rot/weiß245. Die Wimperge mit gelben (a, c) bzw. weißen (d, f) Blattkrabben belegen den Farbwechsel auch für die Architektur. Bei den wenigen originalen figürlichen Partien ist der grüne Nimbus der Hl. Agnes in 3a hervorzuheben.

Bildnachweis:

CVMA G 9149–9178 (vR), G 9179–9182 (vR, Detail), G 9765–9794 (nR), G 9815–9820 (nR, Detail), Großdia G III 147–150 (nR)

Indizes
Iconclass:

48A983 = Ornamente, die von pflanzlichen Formen abgeleitet sind · 48A98(+2) · 11H = Heilige

Sachbegriffe:

Kronen · Nimben · Architekturbekrönungen · Sockel · Wimperge · Blattborten

Personen:

Agnes <Heilige> · Maria Magdalena · Ursula <Heilige> · Margareta <von Antiochia> · Barbara <Heilige> · Katharina, von Alexandria

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Hl. Maria Magdalena. Lhs. n IX, 2/3b. Mittelrhein, um 1330/40 – CVMA Band III/1, S. 591 Abb. 162.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  2. Sechs stehende weibliche Heilige unter Architekturbekrönungen: ES [= Erhaltungsschema] Lhs. n IX [hier: 1-5a-f] – CVMA Band III/1, S. 333 Fig. 252.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
  3. Hl. Katharina. Karton der Werkstatt Usinger für Lhs. n IX, 2/3f, um 1843-1845. Speyer, Landesarchiv – CVMA Band III/1, S. 271 Fig. 190.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  4. Hl. Agnes. Lhs. n IX, 3a. Oppenheim, Katharinenkirche. Mittelrhein (Oppenheim oder Mainz), um 1330/40 – CVMA Band III/1, S. 326 Fig. 248.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  5. Kopf der Hl. Barbara (Ausschnitt aus Abb. 159) – CVMA Band III/1, S. 591 Abb. 161.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  6. Hl. Katharina. Lhs. n IX, 2/3f. Mittelrhein, um 1330/40 – CVMA Band III/1, S. 591 Abb. 163.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  7. Wimpergbekrönung. Lhs. n IX, 4/5f. Mittelrhein, um 1330/40 – CVMA Band III/1, S. 592 Abb. 165.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)

Langhausfenster nord IX: weitere Scheiben

Empfohlene Zitierweise
„Sechs stehende weibliche Heilige unter Architekturbekrönungen (Oppenheim · Katharinenkirche)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/134-1-06-01> (aufgerufen am 03.05.2024)