Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen

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Hl. Paulus (Erbach · Schloss)

Erbach · Schloss (Lage anzeigen) → [Unbekanntes Fenster]
Basisdaten | Katalog | Indizes | Abbildungen
Basisdaten
ID:

105-1-04-01

Band:

III/1

Katalog Seite(n):

122

Nr.:

30

Titel:

Hl. Paulus (Erbach · Schloss)

Anmerkung:

Scheibenfragment, H. 30 cm, B. 17,9 cm. – Einhard-Kapelle, Fenster, 1AB.

Ort und Zeitpunkt des Erwerbs und der ursprüngliche Standort sind nicht überliefert; an seinem heutigen Ort ist das Fragment seit den 1850er-Jahren nachweisbar (s.o. S. 115).

Unpubliziert.

Breite:

17.90 cm

Höhe:

30.00 cm

Datierung:

um 1480-1490

Zuordnung:

Erbach · Schloss » [Unbekanntes Fenster]

Katalog

Inschrift

Im Nimbus in gotischer Minuskel: • s • paulus •

Erhaltung

In der Glassubstanz bis auf drei Sprünge und eine – zum Zeitpunkt der Untersuchung derb verkittete – Fehlstelle im Nimbus gut erhalten; die Bemalung auf dem witterungsresistenten Glas aber schlecht haftend und bereits zu größeren Teilen verloren.

Ikonografie, Komposition, Farbigkeit

Die Inschrift im gold-gelben Nimbus weist das Fragment als Rest eines Hl. Paulus aus, der über einem graugrünen Untergewand einen grauweißen Mantel trug. In Analogie zu den beiden vollständigen Figuren eines Hl. Petrus (Fig. 45) und eines Hl. Andreas in Baden-Baden bzw. Karlsruhe48 ist es zu einer Standfigur zu ergänzen, die, von der Figur eines Stifters begleitet, in einer Astwerkarkade erschien. Da Paulus sich nach links wendet, darf er vermutlich als das unmittelbare Gegenstück zu dem nach rechts gewandten Petrus mit einer Stifterin angesehen werden.

Technik, Stil, Datierung

Trotz der starken Bemalungsverluste ist leicht zu erkennen, dass der Hl. Paulus ursprünglich zu derselben Gruppe von Aposteln mit Stiftern gehört hat wie die erwähnten Figuren in Baden-Baden (Fig. 45) und Karlsruhe. Dafür spricht sein derb charakterisierter, flachschädeliger Kopf mit den ausgeprägten Augen- und Nasenfalten und dem dichten, wuscheligen Barthaar ebenso wie sein einst fein schraffiertes Gewand – Charakteristika, die alle auch bei Petrus begegnen49. In der Literatur wurden die in ganzer Figur erhaltenen Heiligen bisher am Ober- bzw. am Mittelrhein verortet – teils aufgrund irrtümlicher Herkunftsangaben, teils aufgrund von Vergleichen mit Denkmälern aus der Region. Ausgehend von den sie rahmenden Astwerkarkaden, deren runde, fleischige Blätter sich wie Hobelspäne einrollen – ein Formenapparat, der eher im südostdeutschen Raum zu finden ist (Nürnberg, Stadtpfarrkirche St. Lorenz, Chor n II, 3b und 3d, um 1476; ehemals München, Salvatorkirche, Farbverglasung vom Ende 15. Jh.)50 –, sei hier versuchsweise eine Lokalisierung der Gruppe nach Franken oder Bayern und eine Datierung in die Jahre um 1480/90 vorgeschlagen.

Bildnachweis:

CVMA G 254 (MF), Dia (KB)

Indizes
Iconclass:

73F22 = das Leben und die Taten des Paulus (Saulus)

Sachbegriffe:

Bärte · Heiligenscheine · Minuskeln, gotische · Mäntel · Nasenfalten · Nimben · Astwerke · Inschriften

Personen:

Paulus <Apostel, Heiliger> · Petrus <Apostel>

Abbildungen

Bildnachweise

  1. Hl. Paulus. Erbach, Schloss, Nr. 30. – CVMA Band III/1, S. 122 Fig. 43.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Gerhard Gräf)
  2. Hl. Paulus: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 30 – CVMA Band III/1, S. 122 Fig. 44.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rainer Wohlrabe)
  3. Hl. Petrus. Baden-Baden, Kloster Lichtenthal, Fürstenkapelle. Franken/Bayern(?), um 1480/90. – CVMA Band III/1, S. 122 Fig. 45.
    © Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br. (Rüdiger Becksmann)

[Unbekanntes Fenster]: weitere Scheiben

Empfohlene Zitierweise
„Hl. Paulus (Erbach · Schloss)“, in: CVMA Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/cvmahessen/id/105-1-04-01> (aufgerufen am 04.05.2024)