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Grabdenkmäler

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Pfarrer Adam Heisinger 1539, Eltville

Eltville · Gem. Eltville am Rhein · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eltville

Gebäude / Areal:

Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul

Angaben zum Standort:

Der Pfarrer wurde außerhalb des Chores vor dem St. Michaelsaltar begraben. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wird das Epitaph an der Cantzel lokalisiert,1) heute befindet es sich in der Südostecke des Chores.

1) Würdtwein, Epitaphienbuch 368 mit der Kurzversion der Inschrift Qui nos mortuos dicunt, quid vivere sit, nesriunt. Adamus Heisinger sacrae theologiae licentiatus plebanus Altavillanus grassante peste vigilantissimus pastor qui gregem säum non deseruit, obyt 1539.

Merkmale

Datierung:

1539

Typ:

Epitaph

Material:

Sandstein, grau gestrichen

Größe:

124.5 x 253 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Qualitätvolles Renaissancedenkmal mit dreizonigem Aufbau. Über der Sockelzone mit sechszeiliger Grabinschrift (A) und dem dazugehörigen Datum (B) auf der Gesimsunterseite zeigt sich im zentralen Bildfeld das Relief des Gnadenstuhls über Wolkenfeld und Regenbogen. Unter dem Kruzifix mit Titulus (C) kleinformatige, kniende Gestalt des Verstorbenen als Adorant. Auf Kranzgesims Spruchinschrift (D), darüber gesprengter Segmentbogen mit mittig gesetztem Rundmedaillon, darauf die Halbfigur des Apostels Petrus mit Namensbeischrift (E). In den Zwickeln über dem Rundbogen zwei antikisierende Profilbüsten in Rundmedaillons. Initialen des Verstorbenen auf Wappenkartusche oben auf dem linken Pilaster, analog auf dem rechten die Jahreszahl (F). Bis auf einige Fehlstellen und Beschädigungen der Relieffiguren, vor allem beim Kruzifix, gut erhalten.

Lühmann-Schmid schrieb das Grabmal dem Bildhauer und vermutlichen Schro-Schülers Hans (Johann) Wagner zu.3) Sie schlug eine postume Anfertigung in den Jahren 1540-1542 vor, wobei ihr als Anhaltspunkt für diese Datierung die Ähnlichkeit zu den Dekorationsformen der für 1543 gesicherten Gau-Odernheimer Kanzel diente.4) Dieser Zeitansatz wird durch die entsprechende Formulierung in der Grabinschrift abgedeckt, die die Auftragsvergabe für die Anfertigung des Denkmals durch Dritte vermerkt. Als Auftraggeber dürften Heisingers Testamentsexekutoren in Frage kommen. Es waren dies der Kanoniker am Mainzer Petersstift Wendelin Sporgenagel (Sporngel) und der Altarist zu St. Ignaz Johannes Frauenstein. Sie stifteten dem an einer Seuche5) Verstorbenen ein Anniversarium, dazu sechs hl. Messen, eine Armenspeisung und vier Gulden für die Kranken im Hl. Geist-Spital.6)

3) Lühmann-Schmid 2,94 f. Die von ihr zusammengestellte Biografie des Künstlers, dem sie das auf der Kanzel in der Stadtkirche von Gau-Odernheim (Lkr. Alzey-Worms) und das auf dem 1531 entstandenen Doppelgrabmal des Dietrich Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und seiner Frau Anna von Helmstadt in Wallhausen befindliche Künstlermonogramm IWB zuordnete, bleibt allerdings angesichts des Mangels an gesicherten Quellenbelegen hypothetisch. Die von Lühmann-Schmid Wagner zugeordneten Werke entstammen der Zeit um 1530, während mit Heinzelmann, Randnotizen 51 der erste gesicherte Urkundenbeleg zu Wagner erst für 1560 vorliegt. Zu dem in Schloß Wallhausen vermauerten Doppelepitaph Dalberg-Helmstadt vgl. DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 274.

4) Lühmann-Schmid 2, 95; der Schriftvergleich steht noch aus.

5) Eine Pestepidemie in Eltville ist erst 1666 belegt, zu welchem Anlaß die Stadt Eltville den Pestheiligen Sebastian als Schutzpatron annahm, vgl. Kratz, Eltville II, 98 f.

6) Zaun, Landkapitel 68.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

Heisinger (Initialen A(DAM) H(ELSINGER), dazwischen zwei gegenläufig geschwungene Objekte.

Dargestellte Personen:

Pfarrer Adam Heisinger.

Adam Heisinger, gebürtiger Mainzer und Humanist, hatte als Lizentiat der Theologie, 1532 als rector magnificus sowie als eifriger Lehrer und Pfarrer in Mainz und Eltville gewirkt.7) Die Grabinschrift hebt diese Lehrtätigkeit ebenso hervor wie seine Milde gegenüber den Armen, die sich auch in seiner Anniversar- und Armenstiftung für St. Quintin in Mainz dokumentierte.8)

7) Vgl. u.a. PMD III 258.

8) Zaun (wie Anm. 6) nach Severus.

Inschrift

Umschrift:

A ADAMO · HELSI(N)G[ER SACRAE · THEO(LOGIAE) · LICEN(TIATO) · AC · H(VIVS) · PAROCH(IAE) · / PASTORI · VIGILA(N)[TIS]S(IMO) · P(ER) · M(V)LTA · ALIA · Q(VAE) · HIC · ET · MOGV(N)T(IAE) · IN · / SCHOLIS · ET · ECCLE(SIIS) · P(RAE)CLARE · DOCVIT · OB · SI(N)GVLARE(M) · I(N) · PAVP(ER)ES / PIETATE(M) · SV(M)MA(M) · ITE(M) · CVRA(M) · ERGA · CO(M)MISSV(M) · SIBI · GREGE(M) · / Q(VEM) · GRASSA(N)TE · PESTE · NO(N) · DESERVIT · AMICI · SVP(ERSTITES) · HOC · / MO(NVMENTVM) · F(IERI) · C(VRAVERVNT) · CO(N)CESSIT · Q(VI)B(VS) · DEBE(MVS) · O(MN)ES · FATIS ·

B ANN(O) · A CHR(IST)O · NAT(O) · M · D · X[XX]IX · DIE · XXIII · NOVE(M)B(RIS)

C I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)

D QVI · MORTVOS · NOS · DICVNT · QVID · VIVERE · SIT · NO(N) INTELLIGVNT

E SANCTVS PETRVS

F 1539

Übersetzung:

Adam Heisinger, dem Licentiaten der heiligen Theologie und wachsamsten Pfarrer dieser Gemeinde, haben wegen vielem anderem, das er hier und in Mainz in den Schulen und Kirchen vortrefflich gelehrt hat, wegen seiner einzigartigen Güte gegen die Armen und ebenso wegen seiner äußersten Sorge für die ihm anvertraute Gemeinde, die er nicht verließ, als die Seuche wütete, seine überlebenden Freunde dieses Denkmal machen lassen. Er gab dem Schicksal nach, dem wir alle nachgeben müssen (A). - Im Jahre von Christi Geburt 1539, am 23. November (B).

Die da sagen, daß wir tot sind, erkennen nicht, was es bedeutet zu leben (D).

Kommentar:

Ergänzt nach Helwich.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Helwich, Syntagma 248
  • Zaun, Landkapitel 68
  • Roth, Geschichtsquellen III242
  • Kratz, Eltville I Abb. S. 24
  • Lühmann-Schmid 2 Taf. 27 (Abb.).

Personen:

Wagner, Johann

Sachbegriffe:

Künstler · Wappen · Männer · Geistliche · Pfarrer

Wappen:

Heisinger

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 347-349, Nr. 414.

Zitierweise
„Pfarrer Adam Heisinger 1539, Eltville“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1991> (Stand: 24.3.2006)